Nach Ungarn-Spiel Das sind die Gewinner und Verlierer im deutschen Team

Analyse | Bonn · Bei seinem ersten EM-Einsatz hat der erst 18-jährige Jamal Musiala nach seiner Einwechslung gegen Ungarn sofort überzeugt. Leroy Sané enttäuschte dagegen komplett. Die Gewinner und Verlierer im deutschen Team im Überblick.

 Leroy Sané war einer der Spieler, die gegen Ungarn enttäuschten.

Leroy Sané war einer der Spieler, die gegen Ungarn enttäuschten.

Foto: dpa/Lukas Barth

Es war ein hartes Stück Arbeit, das die deutsche Mannschaft gegen Ungarn zum Weiterkommen leisten musste. Dazu passt, dass es zwei Einwechselspieler waren, die letztlich die Wende herbeiführten, während einige Akteure aus der Startformation nicht überzeugen konnten.

GEWINNER 

Leon Goretzka: Nach seinem Muskelfaserriss endlich genesen, hatte Goretzka vor dem Ungarn-Spiel keine Gelegenheit ausgelassen, um sich als Ersatz für den angeschlagenen Thomas Müller ins Gespräch zu bringen. Dementsprechend säuerlich war die Miene des Münchner Mittelfeldspielers beim Aufwärmen, weil Bundestrainer Joachim Löw Leroy Sané den Vorzug gegeben hatte.

Goretzka musste bis zur 58. Minute warten, ehe ihn Löw von der Leine ließ. Dass der 26-Jährige dann nach dem vielleicht wichtigsten Tor seiner Karriere noch die Traute hatte, auf die mit ungarischen Hooligans vollgepackte Kurve zuzulaufen und mit den Händen ein Herz zu formen, machte ihn erst recht zum Mann des Abends. 

Jamal Musiala: In den ersten beiden Spielen gehörte der jüngste deutsche Akteur bei dieser EM gar nicht zum Aufgebot. Gegen Ungarn durfte der 18-Jährige immerhin schon mal auf der Bank Platz nehmen. Als die Verzweiflung bei Löw groß war und er beim Stand von 1:2 alle Offensivkräfte auf den Platz brachte, warf er auch Musiala ins kalte Wasser.

 Nach seiner Einwechslung sofort ein Aktivposten: Jamal Musiala.

Nach seiner Einwechslung sofort ein Aktivposten: Jamal Musiala.

Foto: dpa/Christian Charisius

Und der Deutsch-Engländer stach, machte das, was Robin Gosens nicht gelang – er suchte das Eins gegen Eins und bereitete mit Übersicht das weiterbringende Tor von Goretzka vor. Einen Platz im Aufgebot gegen England in Wembley hat sich Musiala nach seinen zwölf Minuten gegen Ungarn verdient – mindestens. 

VERLIERER

Robin Gosens: Es gehört dazu, dass auf gute Spiele auch mal weniger gute folgen. Nicht immer aber ist der Unterschied so groß wie bei Robin Gosens. War der Senkrechtstarter im DFB-Dress gegen Portugal noch der alles entscheidende Mann, so lief das Spiel gegen Ungarn komplett an ihm vorbei.

Das DFB-Team in der Einzelkritik
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Das lag nicht unbedingt nur an ihm, sondern vor allem an seinen Mitspielern, die den 26-Jährigen von Atalanta Bergamo auf der linken Seite geflissentlich übersahen. Weil die Ungarn konsequent mit einer Fünferkette agierten, kam Gosens überhaupt nicht dazu, mit Tempo die Linie entlang zu marschieren. Indes fiel ihm aber auch keine Lösung für dieses Problem ein.

 Ilkay Gündogan: Was hat der 30-Jährige von Manchester City für eine überragende Saison beim englischen Meister hinter sich. Torgefährlich wie nie zuvor, 13 Treffer in der Premier League, Schaltzentrale des englischen Meisters. Aber in der Nationalmannschaft kommt Gündogan bei dieser EM nicht wirklich an.

 Ilkay Gündogan konnte erneut nicht an seine starke Saison bei Manchester City anknüpfen.

Ilkay Gündogan konnte erneut nicht an seine starke Saison bei Manchester City anknüpfen.

Foto: dpa/Christian Charisius

Der Ex-Dortmunder wirkte fahrig, wusste mit dem Ball wenig anzufangen und holte sich früh eine unnötige Gelbe Karte ab, als er versuchte, Laszlo Kleinheisler zu tunneln und ihn dann festhielt, als dieser einen Konter fahren wollte. In dieser Form kein Antreiber im deutschen Spiel, sondern nur ein Mitläufer. Durfte deswegen in der 58. Minute auch folgerichtig auf der Bank Platz nehmen, die ihm auch in Wembley droht.

 Leroy Sané: Das 33. Länderspiel des ehemaligen Schalkers und jetzigen Münchners war mit ziemlicher Sicherheit sein schlechtestes. Vorne fand der 25-Jährige, der einen unglaublichen Zug zum Tor entwickeln kann, überhaupt nicht statt. Je länger das Spiel dauerte, um so lustloser und pomadiger wurden seine Aktionen.

Beispiele waren eine ins Nichts geschlagene Ecke oder das Vergeben einer großen Konterchance in der letzten Minute. Es hätte das 3:2 sein können – das wäre gleichbedeutend mit dem Gruppensieg gewesen, und Deutschland wäre den Engländern im Achtelfinale aus dem Weg gegangen. Warum Löw Sané hat durchspielen lassen, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben.

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