Kommentar zur Nationalelf Erkenntnis statt Ergebnis
Meinung · Nach dem 0:0 in England hat auch das Testspiel gegen Frankreich am Dienstagabend für Fußball-Bundestrainer Joachim Löw in erster Linie Experimentiercharakter. Deshalb rechnet GA-Nationalmannschaftsreporter Guido Hain eher mit einem "Klassikerchen" als einem Klassiker im Kölner Stadion.
Zuletzt entstand der Eindruck, Joachim Löw griffe nur aus kindlicher Freude am Ausprobieren tief in seinen Experimentierkasten. Das ist natürlich so nicht richtig, denn er hat ein riesiges Projekt zu verantworten, an dessen Ende nichts weniger stehen soll als die Titelverteidigung bei der WM. Für ihn gleichen die Jahre zwischen den Turnieren einem Olympiazyklus, in dem sich eine Mannschaft bildet, aus der zum richtigen Zeitpunkt die beste Leistung herauszuholen ist. Der richtige Zeitpunkt ist in Russland, nicht jetzt.
Die Zuschauer mögen das bedauern, denn sie wollen natürlich in der besten Mannschaft des Landes die besten Spieler sehen. Und, klar, sie dürfen auch enttäuscht sein, wenn dies, wie in den meisten Testspielen einer DFB-Elf, nicht der Fall ist. So bleiben nicht selten Plätze bei Länderspielen leer, wohl auch am Dienstag in Köln. Aus Klassikern wie gegen Frankreich werden so ganz schnell mal Klassikerchen.
Für Löw spielt das allenfalls eine untergeordnete Rolle. Seine Verantwortung liegt darin, eine Mannschaft nach Russland zu schicken, die nicht nur spielerisch, sondern auch körperlich in der Lage ist, ein solch langes Turnier zu bestehen. Die Spitzenkönner spielen beinahe das ganze Jahr über im Samstag-Mittwoch-Samstag-Rhythmus. Löw muss ausprobieren, variieren, Schonzeiten einräumen. Nur so kann er aus einem Fundus aus nahezu 40 Spielern einen geeigneten Kader finden. Gegen Frankreich will er sogar „eine Fehlerkultur“ zulassen. Ergebnisse sind für ihn gerade nicht entscheidend. Es sind die Erkenntnisse.