1. FC Köln 1:2 bei Union Berlin - Sechs Spiele, zwei Punkte, zwei Tore

BERLIN · Die Tür zum Kabinentrakt musste am Freitagabend so einiges aushalten. Immer wieder, wenn FC-Profis den Container auf der Baustelle des Stadions an der Alten Försterei nach Spielende betraten, gab es Tritte und Schläge dagegen. Frust und Enttäuschung über das Ergebnis, mehr noch aber über das eigene Versagen kennzeichneten die Stimmung bei den Kölnern nach dem 1:2 (1:1) bei Union Berlin.

 FC-Kapitän Miso Brecko lieferte in Berlin eine ganz schwache Leistung ab, bekam aber in dieser Szene den Elfmeter der zum Kölner 1:0 führte.

FC-Kapitän Miso Brecko lieferte in Berlin eine ganz schwache Leistung ab, bekam aber in dieser Szene den Elfmeter der zum Kölner 1:0 führte.

Foto: dpa

"Da sieht man, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir gedacht haben. Es reichen ein paar individuelle Fehler, und schon kippt die ganze Mannschaft um", stellte Kaderplaner Jörg Jakobs nüchtern fest. Dass für den Bundesligaabsteiger bereits am sechsten Spieltag der neuerliche Abstiegskampf begonnen hat, mochte er jedoch ebenso wenig bejahen wie Holger Stanislawski. "Ich schau nicht auf die Tabelle, sondern auf unser Spiel", grollte der Trainer. Fakt ist jedoch, dass seine Truppe am Sonntag bei einem Erfolg der Duisburger das Tabellenende schmücken würde.

Dabei hatte alles optimal für die Gäste begonnen. Gerade einmal 102 Sekunden waren gespielt, als Schiedsrichter Peter Sippel im Union-Strafraum auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der jungen Björn Jopek war reichlich übermotiviert Miso Brecko von hinten in die Parade gefahren. Thomas Bröker ließ sich die Chance nicht nehmen und beendete die 300-minütige torlose FC-Zeit.

Zur Verwunderung von Holger Stanislawski stellte seine Mannschaft jedoch nach zehn Spielminuten jegliche produktiven Tätigkeiten ein. Stattdessen machten die Eisernen von Union ihrem Namen alle Ehre und kämpften als ginge es um ihr Leben.

Dennoch bedurfte es Kölner Hilfe, um zum Ausgleich zu kommen. Nach einer spektakulären Abwehr von Timo Horn unterlief Brecko ein folgenschwerer Aussetzer. Statt den Ball aus der Gefahrenzone zu köpfen, ließ der FC-Kapitän die Kunststoffkugel wie ein Jongleur in die Höhe tanzen. Gegenspieler Jopek reagierte sofort, beförderte den Ball Richtung Tor, wo Horn nochmals mit Hilfe der Latte rettete.

Den Abpraller aber verarbeitete Silvio zum 1:1 (27.). "Klar war es mein Fehler. Ich wollte den Ball zu Timo köpfen, sah ihn am Boden liegen, und dann ist mir der Versuch verunglückt", meinte Brecko zerknirscht. Vor allem sollte es nicht sein einziger Fauxpas bleiben. In der 56. Minute ließ er den Ball bei einem Abwehrversuch durchrutschen, und Torsten Mattuschka erzielte den Siegtreffer für Union (56.).

[kein Linktext vorhanden]"Wir haben viele Dinge falsch gemacht. Es wurde zu langsam gespielt, wir haben keine Aggressivität gezeigt, nichts aus den Bällen gemacht, die wir erobern konnten. Da wäre es unverdient gewesen, wenn wir in der Nachspielzeit noch das mögliche 2:2 gemacht hätten", giftete Stanislawski. Die Chance bot sich Anthony Ujah, der den Ball jedoch vorbei schoss.

Zuvor war er ebenso abgetaucht wie Sascha Bigalke, der zweite Neuzugang. "Wir haben keinen Zugriff auf die Berliner bekommen. Wir haben all das vermissen lassen, was wir zuletzt gut gemacht hatten", wunderte sich Timo Horn, der im Tor als einziger Normalform zeigte. Beängstigend war vor allem auch, dass die eingewechselten Mato Jajalo und Christian Clemens keinerlei Impulse zu setzen vermochten. Kreative Alternativen für die diesmal erschreckend ideenlose Offensiv sind damit nicht zu sehen.

Da wird sich Holger Stanislawski einiges einfallen lassen müssen, um das Abstiegsgespenst wirklich nicht aufkommen zu lassen. Zu allem Überfluss kommt am Dienstag mit dem FSV Frankfurt der Tabellenzweite zu einem 1. FC Köln, der als einzige Mannschaft in 540 Spielminuten noch kein Feldtor erzielen konnte.

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