Mit Landesbürgschaft durch die Krise 1. FC Köln erwartet Millionen-Verlust durch Corona

Köln · Nach einem kräftigen Verlust in der vergangenen Saison braucht der 1. FC Köln frisches Geld, um die Corona-Pandemie zu überstehen. Auch das Land Nordrhein-Westfalen soll dabei helfen.

 Eine Person sitzt auf der sonst leeren Tribüne im RheinEnergieStadion.

Eine Person sitzt auf der sonst leeren Tribüne im RheinEnergieStadion.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos: Fußball-Bundesligist 1. FC Köln erwartet durch die Corona-Krise über 60 Millionen Euro Umsatzverlust bis zum Sommer. Mit Unterstützung des Landes und neuen Krediten will der Verein die schwierige Situation meistern und sieht sich selbst für einen drohenden Abstieg gerüstet.

So hat der Club beim Land Nordrhein-Westfalen eine Landesbürgschaft in Höhe von 20 Millionen Euro beantragt. Einen entsprechenden Bericht des „Handelsblatts“ bestätigte Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle am Mittwoch. Der Kredit bei der FC-Hausbank, der mit der Landesbürgschaft abgesichert wird, laufe sechs Jahre. In den ersten beiden Jahren muss der Verein nur Zinsen zahlen, in den vier Jahren danach zahlt er je fünf Millionen Euro ab. „Wir haben uns relativ spät dazu entschieden, weil wir versucht haben, es mit eigenen Mitteln zu schultern. Aber mit insgesamt rund 63 Millionen Umsatzverlust kommt man als mitgliedergeführter Verein nicht daran vorbei“, sagte Wehrle.

Für die Saison 2019/20 präsentierte Wehrle bei einem Umsatz von 122,5 Millionen Euro einen Verlust von 23,8 Millionen Euro nach Steuern. Der Umsatzverlust durch Corona zwischen März und Juni 2020 habe 13 Millionen betragen. In der laufenden Saison muss der Verein laut Wehrle mit Umsatzverlusten von bis zu 50 Millionen Euro rechnen. Trotz der Pandemie verfüge der 1. FC Köln aber über ein „sehr stabiles Eigenkapital“ in Höhe von 14,8 Millionen Euro, betonte Wehrle. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Eigenkapital aber mehr als halbiert.

Um die Probleme zu schultern, hat der Verein zudem mit seiner Hausbank eine Betriebsmittellinie bis zum 30. Juni 2022 vereinbart, sicherte sich ein bis zum 30. Juni 2023 laufendes Darlehen über fünf Millionen Euro und will sogenannte Mezzanine-Kredite aufnehmen. Bei diesen werden die Anleger im Fall einer Insolvenz erst nach den klassischen Gläubigern wie Banken bedient. Dafür erhalten sie wiederum eine höhere Verzinsung ihres Einsatzes.

Diese Kredite werden noch bis zum 30. Juni 2021 eingesammelt, am Ende soll ein zweistelliger Millionenbetrag stehen. Die Anleger haben laut Wehrle „nullkommanull Mitspracherecht und Einflussmöglichkeiten“. Der Verein hat sich stets gegen den Verkauf an Anteilen an Investoren positioniert.

Um die sportliche Wettbewerbsfähigkeit nach dem Aufstieg zu sichern, war der Verein im Sommer 2019 angesichts des Eigenkapitals mit einer erwarteten Unterdeckung von 13,7 Millionen Euro in die Saison gegangen. Diese habe sich durch die Beurlaubung von Trainer Achim Beierlorzer, sportliches Nachlegen im Winter und vor allem Corona entsprechend erhöht, erläuterte Wehrle.

Für die Monate März bis Juni hatte der Verein sich mit seinen Profis auf einen Gehaltsverzicht geeinigt, auch das Management beteiligte sich. Für die laufende Saison ist der entsprechende Verzicht bereits bis Sommer vereinbart. Kurzarbeit in brachliegenden Bereichen sowie der Verzicht auf Rückerstattung bei Dauerkarten-Inhabern und Sponsoren milderte laut Wehrle einiges ab. Für das kommende Jahr erwarte er die Rückkehr von Zuschauern, man werde aber erneut konservativ planen.

Alles in allem seien es „Herausforderungen, wie sie die Hälfte der Liga hat“, erklärte der Finanzchef des FC: „Wichtig ist, dass wir handlungsfähig sind.“ In Bezug auf die Lizenzierung sei er auch im Falle eines Abstiegs „sehr zuversichtlich“.

(dpa)
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