Nach Abschieds-Bekundungen Das ist an den Wechselgedanken von FC-Profi Anthony Modeste dran

Analyse | Donaueschingen · Die Kölner Lebensversicherung Anthony Modeste deutet ihren Abschied an. Doch wie ernst sind die Worte des FC-Profis.

1. FC Köln: Anthony Modeste vor dem Abschied
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Wenn Anthony Modeste vor Mikrofone tritt, ist Unterhaltung fast schon garantiert – ob gute oder schlechte liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Am Dienstagmittag hatte der Franzose für viele Fans des 1. FC Köln zumindest eine schlechte Nachricht im Gepäck. „Ich bin immer ehrlich, ich habe gesagt, dass ich eine klare Linie habe. Wenn etwas kommt, muss ich mit dem Verein reden“, sagte der Kölner Torjäger. „Ich denke, dass wird kein Problem sein. Der Topverdiener muss ja langsam weg. Dann wird es kein Problem sein, wenn ich weg bin.“ Der Franzose macht also keinen Hehl daraus, dass er den Verein beim entsprechenden Angebot verlassen werde. Eine klare Linie ist zumindest in diesem Punkt aber nicht zu erkennen. Denn noch vor zwei Monaten, nach dem Heimspiel gegen Wolfsburg, hatte Modeste angedeutet, beim FC bleiben zu wollen, als er sagte: „Wer hat gesagt, dass ich den Verein verlasse? Niemand hat das gesagt. Ich habe einen Vertrag bis 2023 und ich genieße meine Zeit mit meinen Kollegen.“

Nun also der Sinneswandel. Droht also noch vor Beginn der Conference-League-Saison der Abgang der Kölner Lebensversicherung? Die Worte des Franzosen sind deutlich. „Ich bin 34 Jahre alt und wenn etwas kommt, wo ich noch zwei oder drei Jahre spielen kann, werde ich mit dem Verein reden“, sagt Modeste. „Jetzt muss ich vielleicht an mich denken. Ich habe nur eine Karriere, um Titel zu holen und Geld zu verdienen.“ Zudem sagte der Franzose, dass sein Betreuer aktiv nach einem neuen Verein suche. Deutliche Worte, unmissverständlich, aber auch alles andere als neu. Modeste kokettierte in der Vergangenheit immer wieder mit einem Weggang. Auch die Leier vom Spieler, der vor dem Karriereende noch möglichst viel Geld verdienen muss, ist eine alte. Der Unterschied: Mit seinen 20 Ligatoren hat Modeste Begehrlichkeiten geweckt, dem Stürmer lag schon im Winter ein „unmoralisches Angebot“ aus Saudi Arabien vor. Trotz seiner 34 Jahre dürfte es nach der starken Saison auch in diesem Sommer Interessenten für Modeste geben. Die kolportierten fünf Millionen Euro als Ablöse, die Al Hilal Riad für Modeste hingeblättert hätte, wird es wohl nicht meht gebenr

Modeste findet provokante Worte

Wie ernst die Wechselabsichten des Stürmers nun wirklich sind, weiß wohl nur Modeste selbst. Die Vergangenheit zeigt, dass der Franzose gerne dem Ruf des Geldes folgt, Wechsel für ihn durchaus vorstellbar sind. Die provokanten Worte sprechen für die Enttäuschung des Angreifers. Modeste hatte sich Klarheit über seinen Vertrag, gerne auch eine Verlängerung gewünscht. Und diese gerne zu einem angemessenen Salär. Dass der FC wiederum Top-Verdiener von der Gehaltsliste streichen will, ist Modeste offenbar aufgestoßen. Obwohl die Kölner Geschäftsführung um Christian Keller und Philipp Türoff bereits betont hat, dass Leistungsträger auch weiterhin angemessen bezahlt werden sollen. Dennoch will man von Seiten der Geißböcke frühestens im Herbst das Gespräch mit Modeste über die Zukunft suchen. Zu spät für den Angreifer? Der Vertrag des Franzosen läuft im kommenden Sommer aus. Dann wäre Modeste ablösefrei.

So lange laufen die Verträge der Profis des 1. FC Köln
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So lange laufen die Verträge der FC-Profis

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Foto: dpa/Marius Becker

Die Kölner Verantwortlichen haben bereits betont, dass man Gespräche führen werde, wenn sich Spieler verändern wollen. „Der Spieler hat nichts anderes gesagt, als das, was mit ihm abgesprochen ist“, sagte Keller im Trainingslager in Donaueschingen und betonte, dass überhaupt erst einmal ein Angebot vorliegen müsse. Das ist dem Vernehmen nach nicht der Fall. In welche Richtung Gespräche dann aber verlaufen würden, ist vollkommen offen. Schließlich wissen die Geißböcke um die Qualitäten des Angreifers und müssten einem Wechsel erst einmal zustimmen. Trotz des Jahresgehaltes von 3,5 Millionen Euro gehört der 34-Jährige nicht zu den ersten Streichkandidaten der Kölner Führung. Allerdings sagten die FC-Verantwortlichen auch, dass die 14 2023 auslaufenden Verträge auch die Möglichkeit bieten, die Gehaltsstruktur anzupassen.

Die FC-Geschäftsführung, aber auch Trainer Steffen Baumgart planen für die kommende Saison mit einem Verbleib des Top-Torjägers, sind aber auch gerüstet, falls Modeste einen neuen Verein finden und den Club verlassen würde. Denn mit Steffen Tigges und Sargis Adamyan hat der FC zwei starke Stürmer verpflichtet, die den Geißböcken kurzfristig weiterhelfen können. Für die Kölner Fans ließ Modeste aber noch eine Hintertür offen: „Am Ende mache ich meinen Job. Wenn ich hier bleibe, mache ich ihn gerne“, sagte Modeste.

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