Transfer bestätigt Anthony Modeste wechselt zum BVB

Köln · Anthony Modeste wechselt wie erwartet zu Borussia Dortmund. Der Stürmer hat beim BVB einen Vertrag bis Sommer 2023 unterschrieben.

1. FC Köln: Anthony Modeste wechselt zum BVB
Foto: Herbert Bucco

Es ist etwa sechs Monate her, da packte Anthony Modeste einen neuen Tor-Jubel aus, lies seine berühmte „Brille“ links liegen und griff auch nicht zu einem Paket Kaffee. Der Franzose formte nach einem Tor gegen den SC Freiburg mit den Händen ein Herz und hielt dieses emotional über den Geißbock auf seiner Brust. Für die Fans ein gefühlter Treueschwur – ein weiterer. Die zur Schau gestellte Liebe zum Geißbock und dem 1. FC Köln ist schnell erloschen – wieder einmal. Anthony Modeste wechselt wie erwartet zu Borussia Dortmund und wird dort als Ersatz für den krebskranken Sébastien Haller auf Torejagd gehen.

Schon am Morgen war der 34-Jährige zum Medizincheck in Dortmund vorgefahren, die Bestätigung folgte am Abend. „Mit Tony war vereinbart, dass wir offen sprechen, wenn es ein für ihn interessantes Angebot geben sollte. Im persönlichen Gespräch hat er vergangene Woche klar den Wunsch formuliert, dem Angebot des BVB folgen zu wollen“, sagte FC-Sportchef Christian Keller.Aus diesem Grund haben wir Transfergespräche mit dem BVB aufgenommen und konnten eine für alle Beteiligten gangbare Einigung erzielen. Unabhängig davon wissen wir um Tonys Stellenwert für unsere Mannschaft und um sein Engagement für den FC.“ Beim BVB hat der Stürmer einen Vertrag bis zum Sommer 2023 unterschrieben.

2023? Da war doch was. Ebenfalls bis zum Sommer 2023 lief der Vertrag des Franzosen beim 1. FC Köln. Zu wenig, wie Modeste selbst betonte. Der Franzose habe noch Spaß am Fußball und wolle länger spielen, hatte Modeste erst im Sommer wiederholt gesagt. Der 34-Jährige hatte sich vom FC Klarheit, also eine Vertragsverlängerung, gewünscht. Diese konnten oder wollten ihm die Kölner Verantwortlichen noch nicht geben. Für den Herbst hatte FC-Sportchef Christian Keller Gespräche angekündigt. Im Trainingslager in Donaueschingen hatte Modeste dann erklärt, er könne sich einen Wechsel vorstellen und im Grunde bestätigt, dass sein Berater bereits nach einem neuen Verein suche. Der BVB musste nach dem Ausfall von Erling-Haaland-Nachfolger Haller also nur noch zugreifen. „Mit dem Angebot des BVB hat sich für mich die in meinem Alter einmalige Chance ergeben, Champions League zu spielen und mich auf höchstem Niveau beweisen zu können“, sagte Modeste.Dem FC, dem Trainerteam und meinen Mannschaftskollegen wünsche ich eine erfolgreiche Saison und bin fest davon überzeugt, dass sie den positiven Weg, den wir im letzten Jahr begonnen haben, fortsetzen.“

1. FC Köln - FC Schalke 04
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Modeste hinterlässt eine große Lücke

Bis zuletzt hatte FC-Trainer Steffen Baumgart gehofft, Modeste halten zu können. "Es geht darum, dass Tony in einem Jahr noch nicht aufhören möchte. Niemand hier hat gesagt, dass wir ihn nicht mehr wollen. Und niemand hat gesagt, dass wir mit Tony nicht verlängern wollen", so der 50-Jährige. Nur wollte Modeste offenbar nicht mehr verlängern. Am Freitag soll er Baumgart seinen Wunsch des Wechsels offenbart haben, am Sonntag sickerte die Nachricht durch. Für Baumgart ein No-Go. „Dass es heute am Spieltag rauskommt, das ist es, was mich ankotzt", sagte Baumgart auf der Pressekonferenz nach dem 3:1-Erfolg über Schalke. „Es hat auch mit Fairplay zu tun, dass man das unter dem Deckel hält und nicht großkotzig daherredet. Das ist das, was mir auf die Eier geht.“

Der Kadercheck des 1. FC Köln
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Foto: Herbert Bucco

Genervt dürfte der Kölner Trainer auch sein, weil der Franzose rein sportlich eine große Lücke hinterlässt. Das Kölner Spiel war in der vergangenen Spielzeit perfekt auf Modeste zugeschnitten. Die Flanken über die Außen fanden im Zentrum in dem Franzosen stets einen Abnehmer. Modeste kam so in der vergangenen Spielzeit auf 20 Treffer, schoss den FC Richtung Europa und ließ sich deswegen nach einer Niederlage gegen Wolfsburg von den Fans auf Händen tragen, während die Mitspieler ihren Frust über die Niederlage und das mögliche Verpassen der Europa League nicht verbergen konnten. Zu Modestes Selbstverständnis gehört offenbar, dass er den FC alleine ins internationale Geschäft geschossen hat – zwei Mal. Zumindest hat der Stürmer das mehrfach betont, sich vom Verein Dankbarkeit gewünscht, vielleicht auch deswegen auf eine Vertragsverlängerung zu gleichen Bezügen (Laut „Express“ 4 Millionen Euro) gepocht.

Die gleichen Bezüge, die der Stürmer auch in den Jahren, in denen es so gar nicht bei ihm laufen wollte, kassiert hat. Der FC hielt auch in schweren Phasen an seinem Stürmer fest. Doch nach der erfolgreichen Saison mit 20 Toren denkt der Franzose an eine größere Bühne und den größeren Gehaltsscheck. So wie 2017. Damals wollte Modeste mit dem FC europäisch spielen – wenn es geht bis zum Ende der Karriere, wie er immer wieder betonte. Es folgte jedoch ein wochenlanges Theater, dessen Hintergründe nicht vollends geklärt sind. Schon 2016 soll es ein Angebot aus China gegeben haben. Modestes Berater zogen zu spät die Ausstiegsklausel, der Stürmer verlängerte beim FC und sprach später davon, nie weg gewollt zu haben. Im Winter folgte jedoch der nächste Vorstoß aus China. Dem Vernehmen nach sollen sogar 75 Millionen Euro im Raum gestanden haben, die Kölner Verantwortlichen lehnten aber ab. Im Sommer 2017 kam es dann doch zu Gesprächen. Noch bevor eine Entscheidung getroffen war, absolvierte Modeste in China unabgesprochen den Medizincheck. Es kam zum Zerwürfnis mit dem damaligen Sportchef Jörg Schmadtke, Modeste klagte sich ins FC-Training ein und verließ die Kölner schließlich für 30 Millionen Euro. Die Geißböcke konnten den Abgang nicht kompensieren und stiegen nach einer desaströsen Saison ab.

Ein ähnliches Szenario will und muss der FC unbedingt verhindern. Mit dem 3:1-Erfolg über Schalke sind die Kölner auch ohne den Franzosen perfekt in die Saison gestartet. Allerdings wurde deutlich, dass Modeste sportlich große Fußstapfen hinterlassen hat. Die Flanken der Kölner fanden im Zentrum nur selten einen Abnehmer. Der 24-jährige Florian Dietz schlüpfte kurzfristig in die Rolle des Franzosen, konnte und kann die Lücke aber verständlicherweise noch nicht schließen. Zwar hat der FC mit Sargis Adamyan und Steffen Tigges zwei weitere Stürmer verpflichtet, doch aktuell fehlt auch hier die Vorstellung, wie die Sommertransfers Modeste ersetzen können.

Der FC wird also voraussichtlich noch einmal nachlegen müssen. Aktuell werden Namen wie Branomir Hrgota von Greuther Fürth und Joel Pohjanpalo gehandelt. Möglicherweise ist das Vertrauen in die eigenen Kräfte aber groß genug. Immerhin kassiert der FC eine Ablöse in Höhe von fünf Millionen Euro. Geld, das der klamme Club gut gebrauchen kann, zumal mit dem Franzosen der Topverdiener von der Gehaltsliste gestrichen werden kann. Wirtschaftlich kommt der Wechsel den Geißböcken also entgegen.

Die Fans wird dieser Umstand kaum beruhigen. In den sozialen Medien wird die Diskrepanz zwischen seinen Worten und dem Handeln als „geldgierig“ und „egoistisch“ abgetan. „Jetzt muss ich vielleicht an mich denken. Ich habe nur eine Karriere, um Titel zu holen, aber auch um Geld zu verdienen“, erklärte Modeste im Juli in Donaueschingen. „Ich bin 34 Jahre alt, und wenn etwas kommt, wo ich noch zwei oder drei Jahre spielen kann, werde ich mit dem Verein reden.“ In Dortmund ist es nur ein Jahr. Aktuell ist es kaum vorstellbar, dass er dann einen Trainerposten beim FC übernimmt. Zumal Christian Keller gegenüber dem „Express“ erklärte, dass der vermeintliche „Vertrag“ ohnehin sehr schwammig ausformuliert sei. Das Herz vor dem Geißbock wird Modeste sicherlich nicht mehr formen.

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