Man of the Match Anthony Modeste ist beim 1. FC Köln zurück im Heldenstatus

Köln · Vor dem Derby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen wurde viel über Florian Wirtz gesprochen. Der Kölner Routinier Anthony Modeste stahl dem Youngster aber die Show.

 Doppelpack gegen Bayer: Anthony Modeste hat sich wieder in die Herzen der FC-Fans gespielt.

Doppelpack gegen Bayer: Anthony Modeste hat sich wieder in die Herzen der FC-Fans gespielt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Wild gestikulierend schlich Florian Wirtz über den Rasen des Kölner Stadions. Jenes Stadions, das aus Kölner Sicht gerne zu seinem Wohnzimmer hätte werden sollen. Die Geschichte ist bekannt: Das einstige Kölner Talent wechselte für sehr schmales Geld die Rheinseite, Bayer verstieß dabei offenbar gegen ein geltendes Wechsel-Agreement und zog damit den Unmut der Kölner Fans auf sich. Auch, weil Wirtz in Windeseile zum Leistungsträger und Nationalspieler avancierte. Den Unmut bekam der 18-Jährige am Sonntag mit voller Wucht zu spüren.

45 000 Fans des 1. FC Köln pfiffen den Youngster bei jedem Ballkontakt gnadenlos aus. „Klar hätten wir ihn gerne hier spielen sehen“, hatte FC-Trainer Steffen Baumgart vor der Begegnung der Kölner gegen Leverkusen gesagt. Nun bekam er ihn im Bayer-Trikot aus nächster Nähe zu sehen. Wirklich beeindruckt musste der Kölner Coach aber nicht gewesen sein. Zwar leitete Wirtz das zwischenzeitliche 0:2 mit einem Kabinettstückchen gegen Benno Schmitz ein, ansonsten blieb der junge Mann mit der eigenwillige Frisur blass. Sein Torjubel-Lächeln setzte der 18-Jährige jedenfalls nicht auf.

Anthony Modeste wird zum Matchwinner

Dabei sah Bayer zu diesem Zeitpunkt wie der sichere Sieger aus. Es deutete nichts, aber auch gar nichts auf eine mögliche Wende hin. „Wir lagen 0:2 hinten, deshalb kam es gerade auf die Grundtugenden an“, sagte Kapitän Jonas Hector. Tugenden, die unter anderem Dejan Ljubicic und Salih Özcan im Mittelfeld verkörperten. Aggressiv gingen die zentralen Kräfte in die Zweikämpfe und nahmen der Bayer-Zentrale viel Spielfreude. Vor allem eben Wirtz, der zunehemend angefressen wirkte. Auch, weil er von der Kölner Defensive massiv gefordert wurde. Kein anderer Spieler wurde häufiger unter Druck gesetzt.

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Foto: dpa/Marius Becker

Vor dem Spiel hatte gefühlt ganz Köln, inklusive dem rechtsrheinischen Nachbarn, nur über Youngster Wirtz und den längst abgedroschenen Abwerbe-Unfall gesprochen. „Wir müssen aufhören zu weinen“, hatte zum Beispiel Baumgart über den Verlust gesagt. Weinen musste der Trainer wahrlich nicht. Denn es war ausgerechnet sein Routinier, der zum absoluten Matchwinner im Kölner Stadion avancierte. Anthony Modeste ließ ganz Köln einmal mehr jubeln und das Remis wie einen Sieg erscheinen. „Wir haben das Spiel gedreht und das ist unsere Stärke diese Saison. Das hier ist unser Wohnzimmer und hier kann man nicht so einfach gewinnen“, sagte Modeste, der mit seinen Saisontoren fünf und sechs bereits den zehnten Doppelpack seiner Karriere schnürte. Zuletzt hatte der Franzose 2017 gegen Werder Bremen doppelt getroffen. Das 2:2 war sein 50. Treffer für den FC. Erst zehn Spieler haben diese Marke für die Geißböcke geknackt.

Am Mittwoch gegen Stuttgart

Der Kölner Stürmer stand symp­tomatisch für die Wende, die der FC schon im ersten Abschnitt einleitete, als er in den 20 Minuten vor dem Seitenwechsel auf eine Torabschluss-Statistik von 5:0 kam. Modeste hatte mit einem grauenhaften Fehlpass das 0:1 eingeleitet, stand völlig neben sich, wirkte Fehl am Platz. Doch wie die gesamte Kölner Mannschaft steigerte sich auch der Torjäger und erzielte beim 1:2 bereits seinen vierten Kopfballtreffer, ist damit Ligaspitze. Vor allem im zweiten Abschnitt machte der FC ein besseres Spiel. „Es ist ein Teilerfolg, auch wenn wir gerne gewonnen hätten“, sagte Jörg Jakobs, Kölns sportlicher Verantwortlicher. 

Das Gefühl des Sieges bleibt immerhin – trotz des Unentschiedens. Und Köln kann mit breiter Brust in das Pokalspiel am Mittwoch gegen den VfB Stuttgart (20.45 Uhr, Sky) starten. Doch die Aufgabe wird nicht leicht. Die Schwaben spielten zuletzt zwei Mal remis gegen Gladbach und Union Berlin und bezwangen zuvor ausgerechnet Kölns Angstgegner Hoffenheim 3:1. Der letzte Kölner Sieg in Stuttgart liegt mittlerweile sechs Jahre zurück. Damals setzten sich die Kölner 3:1 durch. Den Erfolg leitete ein Kölner Angreifer ein, der in der folgenden Spielzeit zum FC-Helden avancieren sollte: Anthony Modeste. Auch in dieser Saison ist ein ähnlicher Status für den Franzosen wieder denkbar. Nicht umsonst sagt Modeste: „Solange ich spiele und die ganze Mannschaft glücklich ist, ist alles gut.“

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