Vertreter von Timo Horn Keeper Schwäbe steht beim FC vor großer Bewährungschance

Köln · Durch den mehrwöchigen Ausfall von Stammtorwart Timo Horn rückt nun sein Vertreter Marvin Schwäbe ins Rampenlicht. Der Sommer-Neuzugang hat beim 1. FC Köln bislang überzeugt – und ist eine ernsthafte Alternative zu Horn.

 FC-Keeper MarvinSchwäbe (Mitte) ist bei seinen Teamkollegen beliebt.

FC-Keeper MarvinSchwäbe (Mitte) ist bei seinen Teamkollegen beliebt.

Foto: dpa/Robert Michael

Trotz sichtlicher Schmerzen blieb Timo Horn am vergangenen Wochenende bis zum Schlusspfiff zwischen den Pfosten stehen. Mittlerweile ist klar: Der 28-jährige Keeper des 1. FC Köln, der sich beim 1:1-Unentschieden gegen Mainz eine Bänderverletzung im Knie zugezogen hat, wird mindestens bis zum Ende des Jahres ausfallen. Ersatztorwart Marvin Schwäbe wird den Routinier ersetzen – zunächst im Rheinderby gegen Borussia Mönchengladbach. Damit dürfte Horns 200. Bundesligaspiel das vorerst letzte gewesen sein.

„Er ist keine Nummer zwei und kratzt nicht nur hinter Timo, sondern ist ein echter Konkurrent“, meinte Trainer Steffen Baumgart vor wenigen Wochen über Schwäbe. Damals spielte der FC seine Pokalpartie gegen den VfB Stuttgart. Baumgarts Worte waren aufgeladen mit Lob. Diesen positiven Eindruck hatte sich Schwäbe mit guten Leistungen erspielt. In der ersten Pokalrunde avancierte der Keeper zum Mann des Spiels, indem er im Elfmeterschießen zweimal erfolgreich zupackte. Auch beim 2:0-Erfolg gegen Stuttgart stand er zwischen den Pfosten. Der Sommer-Neuzugang aus Bröndby hielt sich schadlos. Es war das bislang einzige Zu-Null-Spiel des FC in dieser Saison.

Nachdem auch Horn mit guten Abwehrquoten wie ausgewechselt in die neue Saison gestartet war, dürfte sich die Konkurrenzsituation auf der Torwartposition auch wegen der Flut an Gegentoren zuletzt zugespitzt haben. 21 Mal musste Horn nach zwölf Spielen bereits hinter sich greifen. Mittlerweile hat der Kölner ligaweit die drittschwächste Abwehrquote aller Stammtorhüter. Nur 60 Prozent aller Bälle konnte Horn bis zu seinem Ausfall parieren. Zwischen den Torhütern werde es auf lange Sicht enger, meinte Baumgart. Dass der Torwartwechsel nun verletzungsbedingt stattfindet, beendet auch die Gedankenspiele einiger Beobachter, die mit der Zeit einen Torwartwechsel erwartet hatten.

Schritt nach Dänemark zahlt sich für Schwäbe aus

In der Mannschaft genießt Schwäbe Rückhalt. Er gilt als bodenständig und angenehm im Umgang. Für ihn spricht die gute Technik. Zudem hat der 26-Jährige eine ausgeprägte Reaktionsstärke im Eins-gegen-Eins. Als guter Fußballer kann er seine Aufgaben als mitspielender Torwart im System des FC gut ausfüllen.

Der gebürtige Südhesse wurde bei Eintracht Frankfurt ausgebildet, ging über die TSG Hoffenheim den Weg zum VfL Osnabrück. Dort wurde er 2016 zum besten Drittligatorwart der Saison gewählt. Danach bei Dynamo Dresden Stammtorhüter in der 2. Liga, verließ der 1,90-Meter große Schwäbe Deutschland und wechselte zum dänischen Erstligisten BröndbyIF. Der riskante Schritt nach Dänemark zahlte sich aus.

 Timo Horn fällt wegen einer Verletzung mehrere Wochen aus.

Timo Horn fällt wegen einer Verletzung mehrere Wochen aus.

Foto: dpa/Marius Becker

Für die Dänen bestritt Schwäbe 121 Spiele und wurde Meister, sammelte dabei auch international Erfahrung. Die erste dänische Liga gilt als Sprungbrett für die europäischen Top-fünf-Ligen und so landete der ehemalige U21-Nationaltorhüter im Sommer ablösefrei beim FC. „Ich wollte unbedingt zurück nach Deutschland und freue mich sehr“, sagte Schwäbe damals. In den Vertragsverhandlungen habe er die „Chance auf einen fairen Konkurrenzkampf" in Aussicht gestellt bekommen.

Für sein Engagement bekommt Schwäbe Lob von seinem Torwartkollegen. „Marvin macht seine Sache herausragend. Er trainiert auf konstant hohem Niveau“, meinte Horn über den Neuen, der den Kaderplatz von Ron-Robert Zieler zu Saisonbeginn einnahm. Die Zusammenarbeit im Torwartteam laufe harmonisch, ein typisches Konkurrenzdenken gebe es nicht. Die Qualität aus der zweiten Reihe sporne Horn jedoch an.

Timo Horn hat erst wenige Spiele im FC-Trikot verpasst

Nun fällt Horn aus. Eine MRT-Untersuchung am Montag schloss auf eine Bänderverletzung. Dass Horn im Spiel gegen Mainz trotz schmerzverzerrtem Gesicht weitermachte, täuschte zunächst über die Schwere der Verletzung hinweg. Jetzt ist Kölns Dauerbrenner bis zur Winterpause raus. Dabei verpasste Horn in seiner Profi-Zeit beim FC erst 20 Meisterschaftsspiele. Seit Langem bekommt nun also ein anderer die Chance, sich in der Liga zu beweisen.

Zum bisher letzten Mal fiel Horn im Jahr 2016 länger aus, als er mit einem Meniskusschaden mehrere Wochen fehlte. Damals sprang Thomas Kessler ein. Im ersten Spiel des heutigen Leiters der Lizenzspieler-Abteilung wartete Mönchengladbach im Rheinderby. Köln gewann mit 2:1, Marcel Risse schoss das spätere Tor des Jahres. Von damals sind nur noch Anthony Modeste, Jonas Hector und Horn im Kader des FC. Hector und Modeste dürften am kommenden Wochenende zum Einsatz kommen, wenn Horn das Rheinderby von der Tribüne aus beobachtet.

Salih Özcan sorgte mit seinem ersten Bundesligator gegen Mainz für den Kölner Ausgleich. Über den bevorstehenden Torwarttausch macht sich der Sechser wenig Gedanken: „Ich freue mich für ihn, dass er im Derby zum Einsatz kommt.“ Schwäbe habe das bislang ordentlich gemacht. Nach guten Eindrücken in den Tests und starken Leistungen im Pokal hat sich Schwäbe den Platz im Tor erarbeitet. „Er strahlt sehr viel Ruhe aus und spielt einen ruhigen Ball."

Bis zur Winterpause wird Schwäbe aller Voraussicht nach noch fünfmal zum Einsatz kommen. Sollte die etatmäßige Nummer zwei den bisherigen Eindruck bestätigen, könnte der Sommerzugang auch darüber hinaus im Tor des FC stehen.

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