Bei Abstieg Dem FC droht die langfristige Zweitklassigkeit
Köln · Am Samstag fällt für den 1. FC Köln die Entscheidung über Abstieg oder Klassenerhalt. Der Gang in die 2. Liga hätte sportliche und finanzielle Konsequenzen – und der Verbleib in der tieferen Klasse könnte durchaus von längerer Dauer sein.
Gegen RB Leipzig hatte es noch einen Hauch von Trickkiste, gegen Holstein Kiel dann schon viel von Verzweiflungstat – der Einsatz von Jonas Hector im Angriff des 1. FC Köln steht symptomatisch für die Machtlosigkeit, der die Domstädter die gesamte Saison und gerade jetzt, vor dem entscheidenden Relegationsspiel (Samstag, 18 Uhr, Dazn) gegen die Nordddeutschen, ausgesetzt sind. Köln fehlt die Offensive, die Durchschlagskraft. Einzig Bielefeld und Schalke erzielten in dieser Saison weniger Treffer als die Geißböcke.
Gegen die beste Abwehr der 2. Bundesliga ruhen die Hoffnungen auf Sebastian Andersson, einem sichtbar angeschlagenen Angreifer, der es in 16 Spielen auf drei Treffer gebracht hat und im Hinspiel wie ein Fremdkörper wirkte, sowie den nominellen Mittelfeldspielern Ondrej Duda und eben Jonas Hector. Und das vor dem wichtigsten Spiel des Jahres. Der FC muss in Kiel nicht nur ein Tor schießen, die Geißböcke müssen gewinnen. Sonst droht der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte, der siebte innerhalb von 23 Jahren.
1. FC Köln würde auf schwere Gegner treffen
Und dieser Gang in die Zweitklassigkeit könnte einen langfristigen Aufenthalt im Unterhaus zur Folge haben. Mit dem FC Schalke 04 und Werder Bremen steigen zwei Bundesliga-Schwergewichte ab. Trotz finanzieller Schwierigkeiten planen beide Clubs ebenfalls den direkten Wiederaufstieg. In Liga zwei warten aber noch andere große Kaliber. Der Hamburger SV, Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 streben ebenfalls die Bundesliga an, dazu Teams wie Paderborn, St. Pauli und Karlsruhe, die immer für eine Überraschung gut sind. Aus der 3. Liga steigen mit Dynamo Dresden und Hansa Rostock weitere Traditionsvereine auf. Die kommende Saison verspricht in der 2. Liga viel Spannung, für den FC wäre sie eine Mammut-Aufgabe.
Neben der sportlichen Herausforderung steht der FC auch finanziell vor einer hohen Hürde, unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Die Einbußen durch die Corona-Pandemie belaufen sich auf fast 65 Millionen Euro. Der Abstieg würde den FC noch einmal 30 bis 50 Millionen Euro kosten. So oder so müssen die Kölner einen Umbruch vollziehen. Der Kader wird in der kommenden Spielzeit anders aussehen. Sebastiaan Bornauw und Ellyes Skhiri würden hohe Transfererlöse einbringen und den Verein zumindest im Abstiegsfall verlassen. Ondrej Duda wäre wohl ebenfalls nicht zu halten. Dazu laufen zahlreiche Leihverträge aus, andere Spieler könnten eine Ausstiegsklausel ziehen. Marco Höger und Salih Özcan werden dem Verein ebenfalls den Rücken kehren. Fragezeichen stehen im Abstiegsfall auch hinter Timo Horn und Jorge Meré. Der FC muss sich neu aufstellen. Und das mit überschaubarem Etat. Zumal beim Abstieg wohl auch Sportdirektor Horst Heldt gehen muss – mit einer ordentlichen Abfindung.

Die FC-Einzelkritik zum Kiel-Spiel
Zukunft gehört FC-Nachwuchs
Dieser betonte bereits, dass die Zukunft dem eigenen Nachwuchs gehören könne. Spielern wie Jan Thielmann und Ismail Jakobs. Wenn sie denn am Geißbockheim bleiben. Denn auch an U21-Nationalspieler Jakobs besteht bereits Interesse. Thielmann hat dagegen seinen Vertrag erst kürzlich verlängert. In den vergangenen Monaten hat der FC zudem einige talentierte Nachwuchsspieler wir Marvin Obuz oder Tim Lemperle mit Profiverträgen ausgestattet. Die 2. Bundesliga wäre für die Youngster ein gutes Lernfeld, der Aufstiegskampf möglicherweise aber noch eine Nummer zu groß.
Im wohl wichtigsten Spiel des Jahres wird Funkel auf den Nachwuchs wohl weitestgehend verzichten. Der Coach wird eher auf Erfahrung und Routine setzen. Also natürlich auch auf Jonas Hector, aber bestimmt nicht als Sturmspitze.