Früh angreifen oder mauern? 1. FC Köln ist auf der Suche nach der richtigen Taktik

Köln · Früh angreifen oder mauern? FC-Trainer Beierlorzer spricht über die richtige Taktik gegen den FC Bayern. Die Suche danach gehört seit vielen Jahren zum Alltagsgeschäft.

 FC-Trainer Achim Beierlorzer.

FC-Trainer Achim Beierlorzer.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es gehört seit Jahren zum Alltagsgeschäft der Fußball-Bundesliga, dass vor Spielen gegen den FC Bayern München viel über Mut gesprochen wird. Das liegt genauso in der Natur der Sache, wie die immer gleiche Frage, die sich vor Duellen mit dem Rekordmeister den Trainern der gegnerischen Mannschaft stellt: "Geht man vorne drauf und gibt ihnen dadurch Räume oder stellt man sich hinten rein wie Belgrad am Mittwoch in der Champions League", beschreibt Achim Beierlorzer. Der neue Trainer des 1. FC Köln zieht vor seinem ersten Auftritt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Allianz Arena zwei logische Schlussfolgerungen aus der allgemeinen Problemstellung: "So oder so wird es schwierig", hat der 51-Jährige erkannt. Und: "Wir müssen eine Mischung finden. Wir wollen mit der richtigen Balance nach vorne verteidigen und hinten kompakt als Kollektiv aggressiv verteidigen."

Birger Verstraete ist für die passende Balance zwischen den beide Varianten ein wichtiger Baustein in Beierlorzers taktischem Konzept. Wenn er fit ist. Ist der Belgier aber nicht. Nachdem er schon in der Länderspielpause aufgrund einer Zyste im Knie immer wieder mit dem Training pausieren musste, war ihm bei der 0:1-Derbyniederlage gegen Gladbach anzumerken, dass er nicht bei 100 Prozent steht. Als Verstraete schließlich nach der intensiven, zweistündigen Trainingseinheit am Mittwoch erneut Probleme äußerte, setzten die FC-Verantwortlichen eine erneute Untersuchung an. Neben dem Ganglion diagnostizierten die Ärzte einen kleinen Riss im Außenmeniskus des 25-Jährigen. Deshalb gab es am Donnerstag eine Athroskopie. "Birger wird zwei bis drei Wochen ausfallen und uns wahrscheinlich nach der nächsten Länderspielpause wieder zur Verfügung stehen", erklärte Beierlorzer.

Der Sechser fällt also für die Spiele bei den Bayern, gegen Hertha BSC und auf Schalke aus. "Ein Platz in der Startelf ist jetzt frei. Wir haben noch ein paar Sechser im Kader und es sind auch andere Lösungen denkbar", sagte der FC-Trainer. Möglich ist also, dass entweder Marco Höger oder Vincent Koziello den Belgier eins zu eins ersetzt. Oder Beierlorzer entscheidet sich für eine Fünferkette und bringt Jorge Meré als dritten Innenverteidiger. Für diese Variante könnte sprechen, dass Beierlorzer sich viele Gedanken um die extrem schnellen Außenspieler der Münchner macht. "Coman wäre nicht mein liebster Gegenspieler gewesen", adelte der 51-Jährige den Franzosen lachend.

Was der FC neben Mut und Kompaktheit braucht, sind die richtigen Spieler für Zweikampf und Umschaltmomente. Ob es weitere personelle Veränderungen geben wird, ließ Beierlorzer offen: "Grundsätzlich sind alle Spieler sind eine Option. Ich wünsche mir von dem einen oder anderen aber noch mehr Engagement."

Wer auch auflaufen wird, es geht am Samstag vor den mitgereisten 7500 Kölner Fans nicht um Schadensbegrenzung: "Dann wäre ich der falsche Mann hier. Bayern ist die stärkste Mannschaft in der Bundesliga, aber auf Schadensbegrenzung zu gehen, ist nicht mein Ding. Ich glaube, dass ich das den Spielern auch nicht vermitteln könnte", sagte Beierlorzer.

Dann outet sich der Franke noch als Bayern-Sympathisant: "Es besteht schon eine Affinität zum FC Bayern, wenn der eigene Bruder dort gespielt hat. Grundsätzlich sehe ich es gern, wenn sie wie gegen Belgrad gewinnen. Am Samstag bin ich aber der Trainer des Gegners, da ist die Affinität schnell weg."

Nach dem Spiel geht es unabhängig vom Ergebnis für die Geißböcke auf s Oktoberfest. "Das ist ein Teamevent, das soll uns zusammenschweißen", erklärt der FC-Coach den lange geplanten Gang ins Festzelt. Eventuell aufkommende Kritik, dass es im Falle einer deftigen Niederlage am Nachmittag unpassend wäre, feiern zu gehen, nimmt Beierlorzer dann "auf seine Kappe". Der Mann hat Mut und Selbstbewusstsein.

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