1. FC Köln Bittere Niederlage gegen den Tabellenletzten Bochum

Köln · Wieder kein Torerfolg: Der 1. FC Köln enttäuscht gegen Bochum vor allem in der Offensive und leistet sich eine unerwartete 0:2-Niederlage gegen den Tabellenletzten.

 Kölns Jonas Hector, Jeff Chabot und Mathias Olesen (v.l.) nach der 0:2-Niederlage gegen Bochum.

Kölns Jonas Hector, Jeff Chabot und Mathias Olesen (v.l.) nach der 0:2-Niederlage gegen Bochum.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Für Lothar Matthäus, oberster Fußball-Richter des Landes, zählen einzig und allein Tatsachen auf dem Platz. „Wäre, wäre, Fahrradkette“, brummte er einmal in seinem hübschen fränkischen Dialekt. Heutzutage gibt es jedoch genügend Fußballer, die sich des Konjunktivs bedienen. Auch beim 1. FC Köln. So orakelte etwa Eric Martel unter der Woche: „Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir einen ordentlichen Abstand nach unten.“ Tatsächlich aber ließen er und seine Kölner Kollegen aus dem Konjunktiv keine Fakten entstehen. Nach einer wenig inspirierenden und spielerisch schwachen Vorstellung unterlag die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart dem VfL Bochum am Ende sogar verdient mit 0:2 (0:1). „In dieser Situation kann ich mich sicherlich cleverer anstellen“, sagte Timo Hübers über den Elfmeter, den er verursacht hatte, und den die Bochumer zum 1:0 nutzten. „Letztendlich aber hatte ich das Gefühl, dass wir noch eine Stunde hätten weiterspielen können, ohne ein Tor zu erzielen.“

Die Offensive der Kölner brachte es auch im vierten Spiel in Folge nicht fertig, einen Sieg einzufahren, nicht einmal, ein Tor zu erzielen. Ja, selbst Torchancen hatten beim FC Seltenheitswert gegen die anfälligste Defensive der Liga. Es blieb bei einer großen Enttäuschung gegen den Tabellenletzten, nach der die Kölner ihren Blick wieder verstärkt auf die Gefahrenzone richten sollten. Denn ohne Konsequenz und Gier in der Offensive dürften Erfolge auf diesem Niveau auch weiterhin ziemlich schwer zu realisieren sein.

Baumgarts Veränderungen bringen keinen Erfolg

Nach dem jüngsten 0:0 bei Union Berlin nahm Baumgart lediglich eine Veränderung in seiner Startelf vor. Für Steffen Tigges rückte Davie Selke als vorderster Angreifer ins Team. Doch zunächst ging auch von dem Winterzugang kaum Gefahr aus. Es war offensichtlich, dass die bis dato schwächste Offensive der Rückrunde – der FC erzielte erst drei Treffer (alle beim 3:0 gegen Frankfurt) – auf Lösungen angewiesen war gegen die schwächste Defensive der zweiten Saisonhälfte (Bochum kassierte schon 17 Gegentore). Und die Kölner machten gleich deutlich, dass sie nach intensivem Torschusstraining in den vergangenen Wochen ihre Fortschritte auch im Spiel demonstrieren wollten. Linton Mainas Pass in den Strafraum wehrten die Gäste zu kurz ab, den Ball nahm Ellyes Skhiri auf, doch Torwart Manuel Riemann parierte (1.).

Das Spiel gegen den Tabellenletzten, der zuletzt vier Niederlagen in Folge kassierte hatte und dabei ohne Tor blieb, nahm weiter Fahrt auf. Immer wieder suchten die Kollegen den pfeilschnellen Maina, der, so die Idee, Selke in Szene setzen sollte. Zunächst aber war es Kapitän Jonas Hector, der einen Wahnsinns-Sprint über den linken Flügel anzog, doch seine Flanke von der Grundlinie wurde im letzten Moment entschärft (4.). Es ließ sich gut an für die Kölner, die sich offenbar einiges vorgenommen hatten. Die Hoffnung in Müngersdorf auf den ersten Treffer nach drei Spielen ohne stieg, doch der Dämpfer ließ nicht lange auf sich warten.

1. FC Köln: Hübners agiert unglücklich

Timo Hübers agierte äußerst ungeschickt im Strafraum-Zweikampf gegen den schnellen Christopher Antwi-Adjei, den er leicht am rechten Fuß berührte – der erste Elfmeter für den VfL in dieser Spielzeit.

Kevin Stöger schob den Ball mit etwas Glück unter FC-Torhüter Marvin Schwäbe ins Tor – 0:1 (9.). Baumgart, im obligatorischen T-Shirt bei knusprigen Temperaturen und immer dichter werdendem Schneetreiben, trieb seine Mannschaft immer wieder nach vorn. Und die folgte ihrem Anweiser. So rutschte der Ball zu Jeff Chabot durch, doch seinen platzierten Schuss parierte Riemann stark (17.).

Der 1. FC Köln kassiert eine unerwartete Niederlage gegen Bochum
16 Bilder

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1. FC Köln: Selke bleibt wirkungslos

Die Kölner versuchten weiterhin, den „Langen“ im Sturm, Selke, mit Flanken zu erreichen. Nach einer knappen halben Stunde zeigte dann auch der Ex-Herthaner, dass er nicht nur zum Hin- und Her- und Anlaufen der VfL-Abwehr in die Mannschaft berufen wurde. Sein Kopfball nach Ljubicic-Flanke geriet aber zu harmlos. Die Kölner hatten die Partie unter Kontrolle, taten sich aber schwer, ein Schlupfloch in der Tausenfüßler-Abwehr der Bochumer zu finden. Die Idee der Gäste, über schnelles Umschaltspiel das richtige Mittel zu finden, wurde immer offensichtlicher. So musste Schwäbe eingreifen nach einem Schuss von Takuma Asano (31.).

Bochumer Bollwerk trotz Kölner Bemühungen nicht zu knacken

Köln lief weiter an, Bochum verdichtete die Räume. Und so ging das Zählen beim FC weiter. Bis zur Pause waren es dann schon 319 Liga-Minuten, in denen dem FC kein Treffer gelingen wollte. Die Befürchtungen auf den Rängen stieg, dass noch 45 Minuten dazukämen. Es blieb eine Herausforderung für die Kölner, das Bochum-Bollwerk zu knacken, der Einsatz stimmte, doch die Defensivleistung des VfL auch. Die Zeit lief gegen den FC, und für die Wahrscheinlichkeit, auch im vierten Spiel in Folge auf einen Treffer verzichten zu müssen. Dann wäre die Zeit beinahe stehengeblieben, doch in der 61. Minute verpassten Skhiri und Ljubicic eine Kainz-Hereingabe nur um Zentimeter. Klare Aktionen fehlten jedoch weiterhin bei den Kölnern. Mehr als Kampf kam nicht zur Aufführung. Der VfL hielt den Widerstand hoch. Dann versuchte es Baumgart mit Tigges für Selke als Zielspieler für die Flanken. Doch zu mehr Einfallsreichtum führte das nicht.

Die Partie blieb wild, zerfahren, und so war es Erhan Masovic, der nach einer Freistoßvariante den Vorsprung der Gäste ausbaute (76.). Davon erholte sich das Baumgart-Team nicht mehr, und nach 90 Minuten stand neben der bitteren Pleite eine weitere Zahl der Enttäuschung. Seit 364 Minuten hat Köln nun keinen Treffer mehr erzielt. Das nahmen auch die Kölner Fans zur Kenntnis, sie pfiffen.

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