1. FC Köln Lukas Podolski widerspricht Wolf bei FC-Mitgliederversammlung
Köln · Auf der virtuellen Mitgliederversammlung des 1. FC Köln wurde Carsten Wettich zum Vizepräsidenten gewählt und der Kölner Vorstand für das Geschäftsjahr 2019/2020 entlastet. Auch zur aktuellen Transferpolitik äußerten sich die FC-Verantwortlichen.
Die Vertragsverlängerung mit Sebastiaan Bornauw, der Transferabschluss mit Mark Uth oder ein schicker Kapuzen-Pulli - die FC-Mitglieder, die sich auf der virtuellen Mitgliederversammlung des 1. FC Köln ein Wahl-Goodie erhofft hatten, wurden enttäuscht, die großen Überraschungen blieben in der Nacht zu Freitag aus.
Es war dagegen bereits nach Mitternacht als die beiden wohl wichtigsten Entscheidungen fielen. Carsten Wettich wurde zum Vizepräsidenten des 1. FC Köln gewählt. Jenes Amt, dass der 41-Jährige interimsweise bereits seit Dezember 2019 bekleidet. „Ich nehme die Wahl gerne an und bedanke mich bei euch für das Vertrauen", sagte Carsten Wettich. „Große Worte sind vielleicht nicht die Stärke des Vorstands. Deswegen wollen wir Taten sprechen lassen. Daran könnt ihr uns messen.“ Das Vertrauen erhielt Wettich von 2065 Mitgliedern, 906 stimmten gegen ihn. „Die Wahl bedeutet Kontinuität für den Verein und Ruhe. Beides brauchen wir“, sagte Präsident Werner Wolf. Als die virtuelle Versammlung am Abend begonnen hatte, waren 5500 Mitglieder anwesend, zu diesem späten Zeitpunkt nicht mehr.
Eine knappe Stunde zuvor hatten noch rund 2400 Mitglieder den Vorstand für das Geschäftsjahr 2019/2020 entlastet. Also neben Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich auch Stefan Müller-Römer, Markus Ritterbach, Jürgen Sieger und Toni Schumacher. 1240 Mitglieder stimmten gegen die Entlastung.
FC-Präsident Werner Wolf leistet Abbitte
Der Abend hatte zäh begonnen. Die ersten Abstimmungen dauerten gefühlte Stunden. Erst als Werner Wolf das Wort ergriff, nahm die Versammlung an Fahrt auf. Der Präsident zeigte Größe und stellte sich der zuletzt aufflammenden Kritik. „Wir haben Fehler gemacht, die ich zutiefst bedaure und für die ich mich entschuldige“, sagte der 64-Jährige. „Es tut mir leid, dass unsere Kommunikation nicht vernünftig funktioniert und präsidialen Ansprüchen nicht genügt hat.“ Wolf betonte, er sei kein Marktschreier und arbeite lieber im Hintergrund.
Der Präsident ging auch auf die schwierige Lage in der Pandemie ein. „Wir haben alles daran gesetzt, dass wir da durchkommen. Wir haben gemeinsam mit der Geschäftsführung und den Mitarbeitern des Geißbockheims daran gearbeitet, dass wir die Lizenzierung ohne Auflagen erhalten haben“, sagte Wolf, der einen Matchplan für die Zukunft, den Sieben-Jahre-Plan, konkretisierte. Demnach wolle sich der FC unter der Top 10 etablieren und verstärkt auf die eigene Jugendarbeit setzen. Vor allem durch ein besseres Marketing will der FC die finanzielle Lücke zu dem angestrebten Ziel schließen. Laut Wolf fehlen dem FC dazu rund 25 bis 30 Millionen Euro pro Saison. Als Zielmarkt nannte der Präsident Japan.
Wolf musste Kritik einstecken
Dennoch musste Wolf auch an diesem Abend Kritik einstecken. Unter anderem von Lukas Podolski, der Wolf während der Veranstaltung via Twitter einer Lüge bezichtigte. Nachdem dieser behauptete, der Vorstand stünde mit dem Kölner Idol in Kontakt, twitterte Podolski: „Während der Mitgliederversammlung des FC wurde erklärt, dass ich a.) in der kommenden Saison nicht zum FC zurückkehren werde, aber man b.) mit mir in einem guten Dialog sei. a.) kann ich bestätigen, b.) nicht. Der Vorstand des 1. FC Köln steht und stand mit mir nicht in Kontakt.“ Finanzboss Alexander Wehrle erklärte später, er stünde mit Podolski im Austausch.

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Diese Spieler werden mit dem FC in Verbindung gebracht
Im Austausch steht der FC auch mit Mittelfeldspieler Salih Özcan, den der neue Coach Steffen Baumgart nun doch halten will. "Wir sind in Gespräche mit Salih und seinem Berater. Das ist ein üblicher Austausch und komplett offen. Das wird sich noch einige Tage hinziehen. Dann haben wir Klarheit", erklärte Sportdirektor Jörg Jakobs. Diese soll es auch bald mit Mark Uth geben. Man sei sich mit dem Stürmer und Management einig, erklärte Jakobs. „Das Management des Spielers kümmert sich jetzt darum, dass er zu uns kommt.“ Es gäbe aber noch einige Fragen zu klären.
Steffen Baumgart meldet sich per Videoschalte
Die gab es auch zu weiteren Personalien. Zum Beispiel zu einem möglichen Abgang von Sebastiaan Bornauw. „Genau solche Spieler kann man entwickeln. Daher haben wir das erste Angebot abgelehnt, weil es nicht unseren Vorstellungen entsprochen hat“, erklärte Eckhard Sauren. „Wir müssen aber auch Corona-Verluste von 60 Millionen Euro auffangen.“ Die rückkehrenden Leihspieler wolle sich der Trainer anschauen, es werde aber bestimmt auch zu Trennungen kommen, hieß es.
Neben einigen weiteren Informationen, wie dem Verbleib von Alexander Wehrle beim FC, dem konkreten Fokus auf den Ausbau des Geißbockheims oder der Fortführung der Doku 24/7, gab es dann doch noch die kleine Überraschung. Steffen Baumgart schaltete sich per Videobotschaft zu. "Liebe Fans, ich freue mich, bei Euch sein zu dürfen. Ich hoffe, dass wir viel Erfolg haben werden und im Stadion feiern werden. Viel Spaß am Fußball, viel Spaß am Club, auf eine gute Zeit!"