Conference-League-Gegner Warum der FC Slovacko nicht unterschätzen sollte

Analyse | Bonn · Nach dem 1:1 in Nizza und den vielen Turbulenzen rund ums Spiel will der 1. FC Köln in seiner zweiten Partie der Conference League gegen den 1. FC Slovacko den ersten Sieg einfahren. Doch der Außenseiter könnte sich als zähe Aufgabe erweisen. Eine Gegner-Analyse.

 Fünf Jahre spielte der heutige Slovacko-Profi Michal Kadlec (rechts) für Bayer Leverkusen in der Bundesliga.

Fünf Jahre spielte der heutige Slovacko-Profi Michal Kadlec (rechts) für Bayer Leverkusen in der Bundesliga.

Foto: picture alliance / dpa/Federico Gambarini

Dass der 1. FC Slovacko eine große Nummer im internationalen Fußball wäre, lässt sich nicht gerade behaupten. Gerade 25.000 Einwohner leben in dem Städtchen Uherské Hradiste (deutsch: Ungarisch Hradisch) im Südosten Tschechiens in der Mährischen Slowakei, in dem der Club beheimatet ist. Auch das Stadion, in dem der heimische Erstligist seit 2003 in der Fortuna Liga seine Spiele austrägt, ist meilenweit entfernt von jenen modernen Eventtempeln der größeren Clubs Europas. Das nach dem früheren Clubmäzen Miroslav Valenta benannte Stadion fasst rund 8000 Fans, zu den Ligaspielen finden sich rund die Hälfte davon in der Regel ein. Gegen den 1. FC Köln, der an diesem Donnerstag die Tschechen in Müngersdorf bei seinem zweiten Auftritt in der Conference League empfängt (RTL/21 Uhr), dürfte im Rückspiel allerdings kein Platz mehr frei bleiben.

Mehr Zuspruch der Anhänger ist dabei einer gewohnt, der in Slovacko nicht nur zu den Routiniers zählt, sondern ebenfalls als verlängerter Arm von Erfolgstrainer Martin Svedik gilt: Michal Kadlec. Der Abwehrspieler war zwischen 2008 und 2013 für den Bundesligisten Bayer Leverkusen aufgelaufen. Für den Werksclub kam er auf 158 Pflichtspiele. Auch sein Vater ist in Deutschland kein Unbekannter. Miroslav, geboren in Uherské Hradiste, zog es in die Pfalz, wo er acht Jahre für den 1. FC Kaiserslautern spielte (234 Pflichtspiele). Dort war er als Leistungsträger maßgeblich beteiligt an den deutschen Meisterschaften 1991 und 1998 sowie dem DFB-Pokalsieg 1996. Als Kapitän führte er zudem die tschechische Nationalmannschaft 1996 ins EM-Finale, unterlag dort aber mit seinem Team Deutschland 1:2 durch Golden Goal.

1. FC Köln vs. 1. FC Slovacko: Ex-Leverkusener Kadlec als Führungsspieler

Insgesamt bestritt Vater Kadlec 64 Spiele für sein Land; auf drei Länderspiele mehr sogar bringt es Filius Michal, der gut Deutsch spricht. Später gingen die Kadlecs dann zurück in ihr Heimatland. Mit seinen inzwischen 37 Jahren ist der Kapitän bei Trainer Svedik nicht mehr in jedem Spiel von Beginn an gesetzt, inzwischen aber hat er sieben Spiele von acht möglichen in der Liga auf dem Konto. Als Führungsfigur ist Kadlec für die Tschechen in jedem Fall aber enorm wichtig.

Eine Schlüsselrolle nimmt auch der Trainer ein. Er muss dabei mit finanziell vergleichsweise bescheidenen Mitteln wirtschaften, um einen auch international konkurrenzfähigen Kader zu formen. Seit vier Jahren Coach in Slovacko, gelang ihm das immer wieder. Die beiden zurückliegenden Spielzeiten schloss der Club jeweils auf dem vierten Tabellenplatz ab und landete damit unter Svedik die besten Ergebnisse seiner Vereinshistorie. Der aktuelle Marktwert des Kaders beläuft sich laut transfermarkt.de auf 9,3 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das Aufgebot von Slavia Prag hat demnach den Topwert von gut 53 Millionen Euro. Dem finanziellen Anreiz war es wohl auch geschuldet, dass Torjäger Vaclav Jurecka (20 Tore in 41 Spielen) den Club verließ: Der tschechische Nationalspieler wechselte vor der Saison zu Vizemeister Slavia – und das ablösefrei.

1.FC Köln-Gegner: Routiniers als Gerüst des 1. FC Slovacko

Auf große Stars muss Slovacko verzichten. Immerhin zwei Nationalspieler stehen im Kader, die im Sommer kamen: der tschechische Torhüter Filip Nguyen, der mit einer Ablöse von 200.000 Euro einer der teuersten Neuzugänge war, und der Este Vlasiy Sinyavskiy (Linksaußen). Zudem kann Coach Svedik mit Kadlec, Milan Petrzela (rechtes Mittelfeld), Libor Kozak (Sturm), Michal Travnik (zentrales Mittelfeld) und Marek Havlik (zentrales Mittelfeld) auf einige ehemalige Auswahlspieler setzen. Die Routiniers bilden das Gerüst des Teams, im Sturm sollen die Neuzugänge Kozak und Ondrej Mihalik die Lücke schießen, die Jurecka hinterlassen hat.

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Nach gutem Start läuft es für die Mannschaft inzwischen nicht mehr ganz so gut. Acht Punkte aus den ersten vier Spielen ohne Niederlage in der Liga folgten vier Partien, in denen sie nur zwei Punkte holte. Mit zehn Zählern rangiert sie derzeit auf Platz acht von 16 Teams. Zumindest gab es zuletzt zwei Remis hintereinander. Trainer Svedik lässt variabel spielen. Zwar favorisiert er ein 4-2-3-1-System, doch greift er auch gerne auf andere Formationen zurück wie 3-4-3, 3-5-2, oder sogar ein kompaktes 4-5-1. Beim 3:3 im ersten Conference-League-Duell gegen Partizan Belgrad versuchte er es mit einer 4-4-2-Variante. Nach einer 2:0-Führung schaffte es Slovacko aber nicht, das Spiel für sich zu entscheiden.

1. FC Köln trifft auf 1. FC Slovacko: Trainer Svedik setzt auf verschiedene Systeme

Für den europäischen Wettstreit hatte sich der Vorjahres-Vierte mit dem ersten Pokalsieg der Club-Geschichte qualifiziert, zunächst für die Quali der Europa League. Dort war Fenerbahce Istanbul (0:3/1:1) Endstation. Gegen den schwedischen Verein AIK Solna (3:0/0:1) gelang in den Playoffs aber der Sprung in die Gruppenphase der Conference League.

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