Starke Konkurrenz Darum ist in Frankreichs Team kein Platz für FC-Stürmer Modeste

Köln · Anthony Modeste präsentiert sich beim 1. FC Köln aktuell in prächtiger Form. Bei der französischen Nationalmannschaft erhält der Angreifer allerdings keine Chance – wie so viele Spieler seiner Generation.

 Daumen hoch: Für Anthony Modeste läuft es beim 1. FC Köln wieder richtig gut.

Daumen hoch: Für Anthony Modeste läuft es beim 1. FC Köln wieder richtig gut.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Zwei, drei Schritte nahm Anthony Modeste Anlauf. Der Weg an den kurzen Pfosten belohnte ihn mit einem scharfen Zuspiel von Jannes Horn. Der Franzose musste den Ball nur noch berühren und schon zappelte dieser im Netz. Paderborns Keeper Moritz Schulze war geschlagen. Der 1. FC Köln führte im Testspiel gegen die Ostwestfalen nach 33 Minuten mit 2:0.

Während die Nationalspieler auf Länderspielreise sind, musste Modeste an diesem sonnigen Mittwochnachmittag gegen Paderborn im Franz-Kremer-Stadion auf Torejagd gehen. Dabei ging es für den Routinier allerdings nicht um einen Formtest. Seine Form ist unbestritten gut: 13 Tore in zehn Pflichtspielen, eine Vorlage und zuletzt drei Doppelpacks innerhalb von nicht einmal zwei Wochen. Modeste steht gegen Paderborn auf dem Feld, weil in der französischen Nationalmannschaft kein Platz für ihn ist.

„Es gibt so viele Spieler, die wir im Auge haben“, sagte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps vor etwas mehr als vier Jahren. „Dazu gehört auch Kölns Anthony Modeste.“ Zu einer Einladung für die „Équipe Tricolore“, wie der aktuelle Weltmeister genannt wird, kam es seitdem nicht.

Von der U17 an durchlief der heute 33-jährige Modeste alle U-Nationalmannschaften des französischen Fußballverbandes. In der U21 schoss der damals noch beim französischen Erstligisten Girondins Bordeaux unter Vertrag stehende Modeste in zwölf Spielen fünf Tore. Das half den Franzosen aber nicht. Bei der folgenden U21-EM in Schweden war das Team nicht dabei.

Modeste stehen viele Weltklassespieler im Weg

Dass nur wenige Spieler dieser damaligen französischen Fußballer-Generation international für Furore sorgen konnten, scheint mit Blick auf die aktuelle Generation der Franzosen beinahe unglaubwürdig. Moussa Sissoko, mittlerweile beim englischen Erstligisten FC Watford unter Vertrag, ist einer der wenigen, die aus der Modeste-Generation den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft haben. Oder Steven N’Zonzi: Als Modeste beim 3:1-Sieg gegen Kroatien sein letztes Tor für die U21 Frankreichs schoss, wurde dieser in der 83. Minute eingewechselt. Später war er der einzige aus der 88er-Generation, der in Russland den Weltmeister-Pokal in den Himmel streckte.

Kölns Knipser schien sich auch wegen der fehlenden Mannschaftsstärke im U-Bereich nie ernsthaft für die französische A-Nationalmannschaft aufdrängen zu können. In seiner Fabelsaison, als er Köln mit 25 Toren nach Europa schoss, standen ihm schließlich andere Weltklassespieler im Weg. Kylian Mbappé, Antoine Griezmann, Olivier Giroud, Ousmane Dembélé: Die Liste ist lang. Inzwischen wurde gar Real Madrids Weltstar Karim Benzema nach seiner Verwicklung in den Fall um eine Erpressung gegen Nationalmannschaftskollege Mathieu Valbuena rehabilitiert.

In den abschließenden Qualifikationsspielen für die WM in Katar trifft Frankreich am Samstag zunächst auf Kasachstan, am Dienstag dann auf Finnland. Im Vorfeld sprach Nationaltrainer Deschamps auf einer Pressekonferenz über einen Franzosen, der in der Bundesliga für Furore sorgt. „Er macht seit ein paar Wochen sehr interessante Dinge“, sagte der Trainer: „Er ist nicht hier, aber er ist einer der Kandidaten, die eine Chance haben, nominiert zu werden.“ Gemeint war Leipzigs Christopher Nkunku. Ein „Happy End“ in blau-weiß dürfte es für Kölns Anthony Modeste nicht mehr geben.

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