Datenexperte erklärt Warum der FC den Modeste-Abgang im Sturm nicht kompensieren kann

Analyse | Köln · Zwar spielt der FC bislang eine solide Saison, im Sturm offenbaren die Kölner aber Schwächen. Das liegt auch am Abgang von Anthony Modeste. Warum Tigges und Co. die Lücke noch nicht kompensieren, erklärt Datenexperte Dustin Böttger.

 Kölns Steffen Tigges (M) und Slovackos Michal Kadlec (l) versuchen den Ball zu behaupten.

Kölns Steffen Tigges (M) und Slovackos Michal Kadlec (l) versuchen den Ball zu behaupten.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Abgang von Anthony Modeste wiegt beim 1. FC Köln auch nach dem 3:2-Erfolg über Borussia Dortmund schwer. Trotz des durchaus erfolgreichen Saisonstarts plagt den FC eine Sturm-Flaute. Der Transfer des Angreifers ist für die Kölner aus wirtschaftlicher und vielleicht sogar sportlicher Sicht durchaus sinnvoll gewesen. Schließlich wird Modeste nicht jünger und kann beim BVB aktuell nicht überzeugen. Dennoch hat der Franzose beim FC eine Lücke hinterlassen - eine große. "Er hat es geschafft, uns mit seiner Präsenz und seinen Qualitäten noch besser zu machen", sagte Kölns Trainer Steffen Baumgart vor dem BVB-Spiel. Aber: "Fußball ist ein Mannschaftssport. Es wird oft immer dieser eine Spieler nach vorne gehoben. Aktuell fehlt uns vielleicht in der einen oder anderen Situation ein Tony. Wir haben die ähnlichen Torchancen, die ähnliche Anzahl an Flanken. Das hat sich in der laufenden Saison nicht verändert. Tony hat es in der vergangenen Spielzeit vielleicht etwas besser gemacht."

Vielleicht sogar deutlich besser. Denn der aktuelle Kölner Sturm will noch nicht so recht auf Touren kommen. Erst drei Treffer haben die etatmäßigen Stürmer des FC in der Liga erzielt. „Aber wir haben in Steffen Tigges und Florian Dietz zwei Jungs, die sich da rein arbeiten. Das sind zwei junge Spieler, denen es zugutekommt, dass sie diese Chancen bekommen. Deswegen arbeiten wir weiter dran“, sagt Baumgart. Tigges nutzte diese am Samstag, ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein beim Treffer zum 2:1. „Dass wir in der vergangenen Spielzeit so erfolgreich waren, hat mit dem Kollektiv zu tun und nicht mit dem Erfolg des Einzelnen.“

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Dieses Kollektiv fängt die Sturmflaute der Kölner bislang gut auf. Dabei haben die Geißböcke im Sommer mit Sargs Adamyan und eben Tigges im Angriff nachgerüstet. Zudem mit Florian Dietz eine weitere Alternative geschafft. Baumgart sprach damals davon, variabler, nicht so leicht auszurechnen sein zu wollen. Aktuell setzt der 50-Jährige aber weiterhin auf das auf Modeste zugeschnittene Spiel. Der FC ist wieder das Team mit den meisten Flanken aus dem Spiel heraus, Baumgart bleibt bei seinen favorisierten Formationen, oft mit einem Zielstürmer. Doch der scheint dem FC zu fehlen.

„Ich denke, man sollte vor allem Tigges noch ein bisschen Zeit geben“, sagte Datenexperte Dustin Böttger vor dem Dortmund-Spiel. Böttger berät mit seiner Firma Global Soccer Network Fußballvereine auf der ganzen Welt. „Der Neuzugang hat erst 20 Bundesligaspiele absolviert, ist aber der gleiche Spielertyp wie Modeste und bringt fast die gleiche Qualität wie Modeste mit.“ Das macht der Experte unter anderem an dem GSN-Index fest. Mehr als 130 physische, technische oder taktische Merkmale werden von unterschiedlichen Scouts erhoben, auf einer Sakala von 0 bis 100 bewertet und zusammengetragen. Der aktuelle GSN-Index von Tigges liegt bei 65.77, der von Modeste bei 66.26. Laut Böttger bedeutet dieser Wert in beiden Fällen „Bundesligaqualität“.

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Foto: dpa/Marius Becker

In den ersten Begegnungen dieser Saison setzte Baumgart verstärkt auf Florian Dietz, den der FC aus dem eigenen Nachwuchs zu den Profis beförderte. „Florian Dietz ist ein anderer Typ Stürmer, dazu fehlt aus meiner Sicht die Qualität für die Bundesliga“, sagt Böttger anhand seiner Daten. „Ich würde da eher auf Tim Lemperle setzen, dem aktuell aber auch noch ein bisschen fehlt, um eine dauerhafte Alternative in der Bundesliga zu sein.“ Eine externe dauerhafte Alternative sucht der FC aktuell nicht – zumindest werden die Kölner Verantwortlichen nicht müde das zu betonen. Dabei gäbe es die, laut Experten. Gleich vier Spieler (siehe Bildergalerie) würde Böttger aufgrund seiner Daten als Modeste-Alternative sehen. „Alle Kandidaten haben gemeinsam, dass sie direkt Bundesliganiveau mitbringen“, sagt Böttger.

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