Mit Tempo und Technik Darum kann Linton Maina der Erfolgsschlüssel für den FC sein

Köln · In puncto Tempo macht Linton Maina beim 1. FC Köln kaum einer was vor. Bislang darf er seine Schnelligkeit überwiegend als Einwechselspieler einbringen. Doch das könnte sich bald ändern.

Linton Maina (2. von links) hat dem 1. FC Köln mit einem späten Treffer das 1:1 in Bochum gerettet.

Linton Maina (2. von links) hat dem 1. FC Köln mit einem späten Treffer das 1:1 in Bochum gerettet.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Linton Maina kann es nie schnell genug gehen. Und auch sein Verein hat in puncto Geschwindigkeit im Sommer vorgelegt. Schließlich hatte der 1. FC Köln den Stürmer bereits im Mai als ersten Neuzugang für die laufende Saison vorgestellt. Die Verantwortlichen um Trainer Steffen Baumgart erhofften und erhoffen sich immer noch sehr viel von dem 23-Jährigen, der bei Hannover 96 einst als leuchtendes Versprechen und „das größte Talent des Vereins“ angesehen wurde. Das Versprechen konnte der Begabte dann nicht halten in den vergangenen Jahren. Im Gegenteil. Der Tempodribbler, der bis zur U20 durch alle Altersstufen des DFB-Nachwuchses quasi durchraste, blieb im niedersächsischen Treibsand und der 2. Liga stecken.

Dass seine sportliche Leistung stagnierte, lag nicht unbedingt an seinem fußballerischen Vermögen. Der junge Mann war damals allein aus seiner Geburtsstadt Berlin nach Hannover gezogen, hatte Flausen im Kopf und haderte mit den hohen Ansprüchen an einen angehenden Profi, sich dementsprechend professionell zu verhalten. Er selbst sagte dem GA in der Saisonvorbereitung: „Ich habe nicht immer die richtige Einstellung gehabt.“ Sein Wechsel nach Köln war für ihn so etwas wie die zweite Chance, die es nun zu nutzen gilt. Zwar hat er sich noch keinen Stammplatz erobern können, doch haben seine bisherigen Einsätze bereits offenbart, dass er zu einer Verstärkung für den FC werden kann. Seine Karriere nimmt langsam wieder Fahrt auf. Wobei das mit dem „langsam“, betrachtet man seine rasanten Auftritte auf dem Platz, nicht zutreffend ist.

Nur Ljubicic sprintet schneller

Im Kölner Kader gehört er zu den schnellsten Spielern. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 34,18 km/h liegt er in dieser Spielzeit-Statistik bislang nur unwesentlich hinter seinem Kollegen Dejan Ljubicic, der es auf 34,28 km/h bringt. Das ist auch in der gesamten Liga ein starker Wert. An die drei Top-Sprinter Alphonso Davies (Bayern) und Sheraldo Becker (Union Berlin/beide 35,97 km/h) sowie Micky van de Ven (Wolfsburg/35,87) kommen die beiden Kölner mit ihrem bisherigen Top-Speed zwar ebenso nicht heran wie an die beiden besten deutschen Nationalspieler Leroy Sané (Bayern/35,57) und Timo Werner (Leipzig/35,47), aber mit ihren Sprints in die Tiefe sind die beiden Kölner eine Bedrohung für jeden Gegner. Für Maina gilt das vor allem, wenn er von der Bank zum Einsatz kommt.

1. FC Köln: So schnell sind die FC-Spieler
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So schnell sind die Spieler des 1. FC Köln

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Bisher stehen drei Startelf-Einsätze für ihn zu Buche in zwölf Pflichtspielen. Lediglich in der Bundesliga durfte er gegen den VfB Stuttgart gar nicht ran. In der Hauptsache setzt Trainer Steffen Baumgart als Einwechselspieler auf den Tempomacher, der, wenn die Gegner müde werden, seine Stärken ausspielen soll – und dies auch tut. Zuletzt gegen den VfL Bochum kamen durch ihn frischer Wind und Durchschlagskraft in das FC Spiel. Mit seinem späten Treffer rettete er dem FC das 1:1-Unentschieden. Ohnehin wird Baumgart ja nicht müde zu betonen, dass jeder Spieler im Kader seine Rolle hat und wichtig werden kann für die Mannschaft. Bei Maina ist es (noch) die „Joker“-Rolle. Denn trotz eines starken Vortrages beim 4:2-Sieg in der Conference League gegen den 1, FC Slovacko, zu dem er zwei Torvorlagen beisteuerte, blieb für ihn gegen Bochum zunächst wieder nur die Aussicht von der Bank auf den Rasen.

Baumgart schätzt Maina als Joker

Was auf den ersten Blick etwas Überraschendes in sich trug, war für Baumgart nur die Konsequenz aus seinen bisherigen Erkenntnissen. Bei Maina sei es ganz klar so, sagte der Coach nach der Partie beim VfL, „dass ich ihn nicht kitzeln will und nicht zu kitzeln brauche. Sondern er hat einen Spieler wie Florian Kainz vor sich“. Dass Kainz ein überragender Spieler sei, der „gute Standards schlägt, wichtig für unser Spiel ist und Ruhe reinbringt, ist jedem klar“. Auch Maina wohl, der sich davon aber nicht abbringen lässt, einen Sprint nach dem anderen Richtung gegnerisches Tor anzusetzen – selbst wenn oder gerade weil er oft nur wenige Minuten Zeit hat. Dennoch ist der pfeilschnelle Außenspieler, wenn man so will, so etwas wie der Schlüssel, den Baumgart erst aus der Hosentasche kramen muss, um Spielen eine andere Richtung zu geben. So wie in Bochum, als er Maina erst nach gut einer Stunde in die enge Auseinandersetzung eingreifen ließ. Der Stürmer war sofort da und brachte Schwung, Willen und den Ausgleich mit. „Es ist doch klar“, sagte Baumgart, „wenn Linton noch mal mit der Geschwindigkeit kommt, dann bewirkt das was beim Gegner.“

Was nicht heißen soll, dass Maina seine eigene Ausgabe von sich als Einwechselspieler abonniert hat. Auch gegen kompakte und kräftemäßig voll auf der Höhe befindliche Abwehrreihen kann er zur Waffe werden durch Tempo und Technik. Baumgart macht ihm Mut. Er sagt: „Die Entwicklung von Linton ist so, dass er immer mehr ins Spielen kommen wird, immer mehr Minuten kriegen wird, auch immer mehr von Anfang an spielen wird. Wir entwickeln die Jungs. Dann sind sie einfach da und sind gut.“

Alle FC-Spieler mit ihrer jeweiligen Top-Geschwindigkeit findet ihr in der Bildergalerie.