Gegner-Analyse Darum könnte der FC Augsburg für den FC zum Stolperstein werden

Analyse | Bonn · Der 1. FC Köln strebt den vierten Bundesliga-Sieg in Folge an. Der würde die Chancen auf eine Qualifikation für das europäische Geschäft weiter erhöhen. Doch der FC Augsburg stellt einen unangenehmen Gegner dar, gegen den der FC häufig Schwierigkeiten hat.

 Luca Kilian (links) und der FC wollen in der Partie gegen Augsburg (hier eine Szene aus dem Hinspiel mit Daniel Caligiuri) den vierten Bundesliga-Sieg in Folge feiern.

Luca Kilian (links) und der FC wollen in der Partie gegen Augsburg (hier eine Szene aus dem Hinspiel mit Daniel Caligiuri) den vierten Bundesliga-Sieg in Folge feiern.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der 2000. Spieltag der Bundesliga rund um den 1. Mai könnte für den FC Augsburg Freudiges bereithalten. Im besten Fall können die bayerischen Schwaben den Klassenerhalt perfekt machen: im Heimspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den 1. FC Köln. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung des FCA auf den Relegationsplatz, den der VfB Stuttgart einnimmt. In diese komfortable Ausgangssituation im Kampf um den Klassenerhalt hat sich die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl mit einem stabilen 2:0-Auswärtserfolg am vergangenen Spieltag beim VfL Bochum gebracht. In einer Saison mit einigen Aufs, aber mindestens ebenso vielen Abs dient die Partie gegen den Aufsteiger aus dem Ruhrpott als geeignetes Beispiel, was das Spiel der Augsburger ausmacht.

Aus einer stabilen Abwehr heraus, die Weinzierl in Bochum phasenweise zu einer Fünferkette formierte, agierten sie als kompakte Mannschaft, die mit einer enormen Effektivität auffiel. Ein Spiel, tief im Westen, ganz nach Weinzierls Geschmack. „Es hat uns richtig gutgetan, dass wir mit fünf Spielern verteidigt haben“, sagte der Trainer, der in seiner zweiten Amtszeit beim FCA wirkt. „Wir haben wenig zugelassen und im richtigen Moment die Tore erzielt.“ Zudem verwies er auf die Ballbesitzphasen seiner Mannschaft sowie die Umschaltmomente, die „wir immer wieder hatten“. Wobei das mit den Ballbesitzphasen in dieser Spielzeit nicht so ausgeprägt ist. Mit 43 Prozent pro Spiel im Schnitt rangiert Augsburg auf dem vorletzten Platz der Tabelle, im Vergleich dazu bringt es der Gegner aus Köln auf zehn Prozent mehr.

Baumgarts bittere Erinnerungen an das Hinspiel

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Das mit dem Umschaltspiel ist jedoch ein probates Mittel, den Gegner in Bedrängnis zu bringen. „Die Augsburger verteidigen sehr gut, man bekommt wenige Torchancen gegen sie. Sie sind in einer normal guten Form, wir freuen uns drauf“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart. Mit Blick auf das Hinspiel, das sein Team in Müngersdorf mit 0:2 verlor, hält sich die Freude dagegen in engem Rahmen. Er habe noch „die bittere Niederlage in einem sehr umkämpften Hinspiel“ im Kopf, bestätigte Baumgart und ergänzte: „Mit allen Mannschaften, die jetzt kommen, sehe ich uns auf Augenhöhe.“ Den gewohnten Kampfgeist wird seine Elf also erneut auf den Platz bringen müssen, wie zuletzt beim Arbeitssieg gegen Arminia Bielefeld (3:1).

Baumgart kündigte an: „Es wird ein enges und umkämpftes Spiel, und wir schauen, ob wir die besseren Lösungen haben.“ Gute Lösungen gegen den FCA zu finden, gestaltete sich für die Kölner in den vergangenen Jahren recht schwierig. Er gilt als Angstgegner des FC. In der Bundesliga duellierten sich beide Teams bislang 16-mal. Die Bilanz spricht eindeutig für die Fuggerstädter, die sieben Spiele gewannen und nur zwei verloren. In den zurückliegenden 14 Partien verbuchte der FC nur einen Sieg. Da ist der überlebenswichtige 3:2-Erfolg in Augsburg im April 2021, der den Kölnern die Hoffnung auf den Klassenerhalt zurückgab, die einzig lohnenswerte Erinnerung der vergangenen Jahre.

In der Laufleistung liegt Augsburg in der Spitzengruppe

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Foto: Thomas Faehnrich

Baumgart und sein Team treffen auf einen kompakten Gegner, der immerhin vier der bislang letzten sieben Bundesligapartien für sich entschied. Auch zuletzt in Bochum war die Mannschaftsleistung der Schlüssel zum Erfolg. Dennoch hat sich da eine Achse zusammengefunden, die über nicht wenig Qualität verfügt. Vor Torhüter Rafal Gikiewicz hat sich Reece Oxford zu einer festen Abwehrgröße im Zentrum neben Kapitän Jeffrey Gouweleeuw entwickelt. FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter war voll des Lobes über den früheren Risikofaktor, der in Bochum einen starken Vortrag anbot. „Top“ sei es gewesen, „wie er in der Luft steht, das ist natürlich ein absoluter Traum“. Häufig sei er zudem „gut rausgestochen" und habe gut „antizipiert". In der Defensive hatte dann auch Trainer Weinzierl die Basis zum Sieg erkannt. Die obligatorische Viererkette formierte sich im Bedarfsfall zu einer Fünferkette, da Daniel Caligiuri die Abwehr hinten rechts unterstützt. Robert Gumny rückt in diesen Situationen eine Position weiter in die Mitte und unterstützt das Duo Gouweleeuw/Oxford. Links verteidigt gewöhnlich Iago.

Gegen Bochum arbeitete davor Niklas Dorsch vorbildlich im zentralen Maschinenraum. Der U21-Europameister fand auch immer wieder spielerische Ansätze, um die Offensive anzukurbeln. Viele Chancen sprangen zwar nicht heraus an der Castroper Straße, doch eine Bedrohung ist das eingespielte Sturmduo Michael Gregoritsch, mit bislang acht Saisontreffern bester FCA-Schütze, und André Hahn allemal. Ihre überschaubaren 36 Tore bislang in dieser Spielzeit resultieren zu einem nicht zu unterschätzenden Teil aus Standards. Mehr als ein Drittel der Treffer entstand nach einem ruhenden Ball. Im Schnitt erzielt der FC-Gegner 1,16 Tore, im Vergleich dazu die Kölner 1,52.

FCA erzielt mehr als ein Drittel seiner Treffer nach Standards

Die 47 Gegentore sind allerdings ein sehr ordentlicher Wert, der auch Steffen Baumgart nicht entgangen ist. „Sie verteidigen sehr gut und intensiv“, sagte der Kölner Trainer am Donnerstag. Dazu tragen die absolvierten Sprints (ligaweit die zweitmeisten) und intensiven Läufe (sechstmeiste) bei. Auf den FC wartet also auf dem angestrebten Weg nach Europa harte Arbeit. Viel Kreativität ist zudem gefragt, um gegen das engmaschige Netz aus Abwehrbeinen ein geeignetes Schlupfloch zu finden. Er habe jetzt schon ein paar Jahre Bundesliga gespielt, sagte FC-Regisseur Mark Uth, und auch „viele Spiele in Augsburg. Es war nie einfach“.

So war es auch beim 0:2 im Hinspiel in Müngersdorf, als die Kölner keine Mittel fanden, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. „Wir haben uns da nicht genug Torchancen erarbeitet“, monierte Baumgart. Er erkennt aber auch einen Lerneffekt bei seiner Mannschaft, sagte: „Das wollen wir jetzt im Rückspiel in unsere Richtung drehen.“

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