Kölner 1:0-Erfolg gegen Stuttgart Emotionaler Abend für FC-Siegtorschütze Anthony Modeste

Köln · Die Fans feierten ihn, und bei Anthony Modeste flossen die Tränen. Der Kölner Siegtorschütze gegen Stuttgart reagierte nach dem Abpfiff sehr emotional und lag Trainer Steffen Baumgart in den Armen.

FC-Trainer Steffen Baumgart nimmt Siegtorschütze Anthony Modeste nach dem Abpfiff in den Arm.

FC-Trainer Steffen Baumgart nimmt Siegtorschütze Anthony Modeste nach dem Abpfiff in den Arm.

Foto: dpa/Marius Becker

Der Fußball nimmt sich gerne wichtig und scheut daher keine großen Vergleiche. Auch im Rheinenergie-Stadion wird der Fußball gerne als Religion bezeichnet. So kommt es dann beinahe folgerichtig, dass einige Zuschauer noch einen Schritt weiter gehen. Wenn dies nicht schon früher geschehen war, wurde am Sonntagnachmittag einer ihrer Spieler zum Fußballgott ernannt. So zumindest tönte es beim 1. FC Köln von der Tribüne. Und es scheint, als könne dieser aktuell tatsächlich über den Rhein laufen.

Es war mal wieder Anthony Modeste, der beim 1:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart das entscheidende Tor erzielte. Es lief die 88. Minute, als der eingewechselte Kingsley Schindler über Rechtsaußen an den Ball kam. Schindler, der unter der Woche noch zwei Tore in Wolfsburg vorbereitet hatte, hob den Kopf und flankte in Richtung des Stuttgarter Elfmeterpunktes. Modeste sprang in der Rückwärtsbewegung hoch und setzte den Ball per Kopf ins Stuttgarter Tor. Mit einer Wahrscheinlichkeit von nur vier Prozent berechnete die Deutsche Fußball Liga (DFL) den elften Saisontreffer des Franzosen später. Es war sein 55. Tor für Köln, mehr schoss selbst Lukas Podolski nicht.

„Das ist unnachahmlich“, beschrieb Kölns Sportdirektor Jörg Jakobs den Treffer nach dem Spiel. Abwehrspieler Timo Hübers sprach vom „Déjà-vu“ und hatte dabei den fast minutengenauen Siegtreffer gegen Wolfsburg vor Augen. Es war Modestes elftes Saisontor, das achte mit dem Kopf. So viele Kopfballtore erzielte seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1992 noch kein Spieler zu diesem Zeitpunkt. „Für mich persönlich war es sehr emotional heute“, meinte Modeste später. Dies dürfte den wenigsten Beobachtern entgangen sein.

Nach dem Schlusspfiff hatte der Siegtorschütze mit den Tränen zu kämpfen, Trainer Steffen Baumgart nahm den Stürmer in den Arm. „Heute vor drei Jahren habe ich meinen Papa verloren. Und ich denke, für diese Aktion war mein Papa für mich da“, so Modeste. Als die Mannschaft zum Hinrundenabschluss ihre Ehrenrunde drehte, das Flutlicht gedimmt war und das Publikum glückselig die Handys hervorholte, schien der Siegtorschütze im Lichtermeer der 15 000 Zuschauer schon wieder etwas gefasster.

1. FC Köln: Modeste stand als einziger immer in der Startelf

Doch in dieser besinnlichen Einigkeit blieb vor allem das Bild des Trainers im Gedächtnis, der seinen Stürmer tröstend in seinen Armen hält. Baumgart ist da, wenn der Franzose ihn braucht – und andersrum genauso. Der Trainer hat seine zuvor wacklige Sturmspitze in kurzer Zeit zur Schlüsselfigur des Kölner Spiels gemacht. Als einziger Spieler stand Modeste immer in der Startelf. Auch im letzten Spiel der Hinrunde spielte der FC konsequent über die Außen und suchte damit den Franzosen. Modeste selbst wird nicht müde, den Trainer öffentlich zu loben.

1. FC Köln - VfB Stuttgart
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Gegen den VfB schien der Matchplan an jenem Tag jedoch nicht zu funktionieren. Zu selten kamen die Zuspiele so genau wie in der 41. Minute, als Florian Kainz den Stuttgarter Wataru Endo ins Leere grätschen ließ und den anlaufenden Modeste fand. Der Angreifer stieg hoch und platzierte den Ball nur knapp am rechten Toreck vorbei. Zu diesem Zeitpunkt wäre es die verdiente Führung gewesen, nachdem sich der FC in den ersten 30 Minuten klare Feldvorteile erarbeitet hatte.

Zwei Treffer des 1. FC Köln werden aberkannt

Bereits in der zweiten Minute hätte Modeste beinahe das Führungstor markiert. Auch wenn der Ball im Tor landete, wurde der Treffer korrekterweise zurückgenommen. Vorlagengeber Kainz hatte den Ball zuvor mit der Hand mitgenommen. Auch beim zweiten irregulären Treffer hatte Modeste seinen Anteil. Sein abgeblockter Schuss landete bei Louis Schaub. Der Österreicher schob ein, der Treffer zählte erneut nicht, da Modeste zuvor im Abseits stand.

„Die zweite Halbzeit war dann nicht ganz so schön anzuschauen“, resümierte Hübers in den Katakomben des Stadions. „Es war viel taktieren, viel warten auf den Fehler.“ So ergab sich ein intensives Spiel ohne zwingende Chancen, in dem Köln jedoch unbeirrt seine Möglichkeiten über die Außenpositionen suchte. Die letzte Flanke im Spiel brachte schließlich den Erfolg. „Wir erarbeiten uns das im Training. Von daher bin ich nicht überrascht, dass das im Spiel funktioniert“, sagte Modeste selbstbewusst. Doch an 25 Punkte nach der Hinrunde und Tabellenplatz acht habe selbst Kölns Fußballgott vorher nicht geglaubt.

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