Transferfenster Darum will der FC Ellyes Skhiri halten

Bonn · In knapp einer Woche schließt das Transferfenster. Wenn der 1. FC Köln noch Spieler abgibt, dann keine Leistungsträger.

Eine feste Größe beim FC: Mittelfeldmotor Ellyes Skhiri (rechts).

Eine feste Größe beim FC: Mittelfeldmotor Ellyes Skhiri (rechts).

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Rund eine Woche vor Schließung des Transferfensters gerät der FC Barcelona immer mehr in die Schlagzeilen. Der hochverschuldete Club soll, um sich Millionen-Transfers wie den des Ex-Bayernstars Robert Lewandowski leisten zu können, zu rigorosen Maßnahmen gegriffen haben. Ziel war, einige Profis von der Gehaltsliste zu streichen, um Geld für Superstars zu sparen. 45 Millionen Euro (plus fünf Millionen Euro mögliche Zusatzzahlungen) Ablöse für einen Torjäger sind eben auch für einen – zumal finanziell gebeutelten – fünfmaligen Champions-League-Sieger nicht mal eben aus der Portokasse zu bezahlen. Im Gegenteil.

Folglich muss Barca Spieler loswerden oder kann Neuzugänge wie Jules Kondé (50 Millionen Euro Ablöse an den FC Sevilla) noch nicht einsetzen, da Barca ihn wegen der Überschreitung der Gehaltsobergrenze noch nicht registrieren lassen konnte und somit die Spielberechtigung fehlt. Während also auf der einen Seite Spieler unbedingt kommen sollen, um den Kader aufzuwerten, müssen auf der anderen Seite Spieler gehen, die den Verein wirtschaftlich zu sehr belasten. Dass die bisweilen fürstlich entlohnten Akteure den Rückzug nicht unbedingt freiwillig antreten, ist offensichtlich. So soll das einstige Barca-Talent Riqui Puig nicht ganz freiwillig zu LA Galaxy in die MLS gewechselt sein. Nach fast 60 Profispielen war ihm die Teilnahme am Training verwehrt worden. Auch musste er zu Hause bleiben, als die Mannschaft im Sommer auf US-Tour ging. Zudem will der Club den Niederländer Frenkie de Jong mit Nachdruck zu einem Wechsel überreden, da dieser Millioneneinnahmen verspricht. Der Druck auf die Spieler ist hoch. Bei den Katalanen wird getrickst (finanziell) und gedroht.

Andersson kämpft sich ran, könnte aber noch gehen

Von solchen Maßnahmen ist man am Geißbockheim weit entfernt. Zwar käme es auch dem 1. FC Köln nicht ungelegen, den einen oder anderen Profi noch verkaufen zu können. Durch zu erwartende Ablösesummen soll der angestrebte Transferüberschuss im hohen einstelligen Millionenbereich noch erzielt, sollen hohe Gehälter eingespart werden. Die Transferperiode endet am 1. September. Für die Transferkandidaten Ondrej Duda und Sebastian Andersson blieben die Angebote anderer Clubs bislang jedoch offenbar aus. Auch vonseiten Dudas wurde der Wunsch nach einem Wechsel dem Vernehmen nach nicht geäußert. Und Anderssons Weggang ist wieder in der Schwebe. Plötzlich taucht der schwedische Stürmer sogar im Kader für das Conference-League-Playoffspiel der Kölner beim Fehérvár FC auf.

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Sein Wechsel zu Bröndby IF hatte sich überraschend doch noch zerschlagen. Andersson hat sich wieder an die Mannschaft herangekämpft, nachdem er lange Zeit außen vor war und sich unter den Kollegen der Stürmergilde weit hinter Florian Dietz, Steffen Tigges, Sargis Adamyan und Tim Lemperle einreihen musste. Die Zeiten haben sich geändert. Und man müsse sagen, so FC-Sportgeschäftsführer Christian Keller kürzlich, „dass Sebastian seit der Bröndby-Geschichte auf einem sehr hohen Niveau und absolut konkurrenzfähig ist. Wir hatten immer gesagt, dass die anderen besser sind, das würde ich gerade nicht mehr bejahen. Wenn er so weitermacht, kann er natürlich eine Alternative sein“. Und das ist er, wenn der FC am Donnerstagabend in Fehérvár die Gruppenphase des europäischen Wettbewerbs erreichen kann. Kein Geheimnis ist jedoch, dass Andersson den FC noch verlassen könnte – bei einem passenden Angebot. Vor allem das üppige Jahresgehalt des Angreifers dürfte dabei ein Hindernis sein. Interesse an Andersson scheint aber vorhanden. „Möglichkeiten gab es viele“, bestätigte Keller. „Deutlich mehr als die, über die berichtet wurde.“

Ehizibue in Udinese im Gespräch

Mit Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue hat ein weiterer Wechselkandidat, den der Serie-A-Club Udinese Calcio für angeblich 1,5 Millionen Euro verpflichten möchte, die Reise nach Ungarn angetreten. Dort schlägt auch Ellyes Skhiri auf, den der FC schon vor einem Jahr verkauft hätte, um wichtige Einnahmen zu erzielen. Interessenten hielten sich damals zurück. Das Gleiche gilt für diesen Sommer, doch „sollten wir ein marktgerechtes Angebot für Ellyes Skhiri erhalten“, sagte Baumgart vor einigen Wochen, dann „würden wir uns auch damit beschäftigen“. Denn eine Ablöse gäbe es für den enorm laufstarken Tunesier im kommenden Jahr nicht mehr, sein Vertrag läuft aus. Noch aber scheint kein Verein bereit, die geforderte Summe, inklusive Gehalt, für den Mittelfeldspieler aufzubringen.

Gut möglich also, dass noch Spieler die Kölner in diesem Transferfenster verlassen werden. Andererseits steht fest: Selbst auf dem Transfermarkt tätig zu werden, ist für die Bosse keine großartige Option. Sie vertrauen ihrem Kader im Vertrauen, ihn vorsorglich gut aufgestellt zu haben, auch mögliche Abgänge noch kompensieren zu können. Fest steht: Der Weggang von Anthony Modeste Richtung Dortmund dient dem FC nicht als Anlass, einen neuen Stürmer zu verpflichten. „Wir sind der Meinung, dass wir in der Offensive für etwaige Abgänge vorgebaut haben“, sagte Sportchef Keller. „Wir haben Tigges und Adamyan geholt, haben mit Dietz einen Nachwuchs-Stürmer nun dabei, den die wenigsten auf dem Zettel hatten. Tigges und Adamyan werden sicherlich kommen, beide sind noch nicht bei 100 Prozent, sodass wir uns da ordentlich aufgestellt sehen.“

Keller: Wir sind gut aufgestellt

Tatsächlich sieht es so aus, als wolle der FC trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten auch nur jene Spieler abgeben, deren Verlust aus seiner Sicht nicht so schwer wiegt. Womit die Frage nach Skhiri, dem Dauerbrenner und Dauerrenner, wieder in den Fokus rückt. Auf einen dringenden Verkauf deutet nichts hin, denn Keller denkt und sagt, „wenn auf der Abgabenseite noch etwas passiert, dann nicht bei Spielern, die wir für die Leistung als entscheidend bewerten“. Das dürfte bei Skhiri der Fall sein.

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