Taktische Analyse Das erwartet den FC beim FSV Mainz

Köln · Der FSV Mainz 05 möchte im Spiel gegen den 1. FC Köln an die beiden Siege in der Bundesliga und im Pokal anknüpfen. Nach dem vermeintlichen Angstgegner aus Augsburg wartet auf die Kölner mit den Mainzern der nächste Gegner in der Bundesliga, der den FC des Öfteren vor große Probleme gestellt hat.

1. FC Köln: Das erwartet den FC beim fSV Mainz
Foto: dpa/Marius Becker

Der FSV Mainz hat nach einem starken Saisonstart zuletzt einige Federn gelassen. Zwischen dem sechsten und dem neunten Spieltag sprangen nur zwei Punkte für die 05er raus, die momentan den elften Tabellenplatz belegen. Mal wieder. Denn die Zeiten, in denen der FSV international vertreten war, sind schon etwas her. Vor sechs Jahren erreichten die Mainzer das letzte Mal die internationalen Plätze. Damals war der Trainer Martin Schmidt, der heutige Sportdirektor des FSV. Doch unter Trainer Bo Svennson scheint die Mannschaft wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Nur im eigenen Stadion will es in dieser Saison nicht so richtig funktionieren. Bis jetzt konnten die Mainzer noch kein Heimspiel in dieser Saison für sich entscheiden. Das Duell in der Mainzer Mewa Arena am Freitagabend (20.30/Dazn) dürfte für den 1. FC Köln trotzdem alles andere als ein Selbstläufer werden.

Am vergangenen Samstag zeigte der FSV eine routinierte Leistung. Gegen die zuletzt leistungsstarken Bremer verteidigten die Mainzer aufopferungsvoll und waren vor dem gegnerischen Tor zweimal eiskalt. Das Team von Bo Svennson schaffte es über 90 Minuten das momentan beste Sturm-Duo der Bundesliga, um Niklas Füllkrug und Marvin Duksch, in Schach zu halten. Eine ordentliche Leistung für die völlig neu zusammengewürfelte Verteidigung der Mainzer. Das defensive Trio um Alexander Hack, Dominik Kohr und Edimilson Fernandes hatte in dieser Konstellation noch nie zusammengespielt. Kein Wunder, denn mit Hack stand nur ein gelernter Verteidiger in der Dreierkette. Ein Schachzug von Svennson, der sich bezahlt machte, weil die 05er in der Offensive zweimal eiskalt konterten.

Mainz versucht über schnellen Ballgewinn zum Abschluss zu kommen

Ein ganz anderes Bild ergab sich am Dienstagabend im DFB-Pokal in Lübeck. Die Mainzer mussten gegen den Regionalligisten das Spielgeschehen selbst in die Hand nehmen, zeigten aber auch mit mehr Ballbesitz eine standesgemäße Leistung. Der kopfballstarke Hack brachte die Gäste nach einem Eckball in Front. Mit der Führung im Rücken ließ die Mannschaft von Svennson nichts mehr anbrennen. Marcus Ingvartsen, der sich seiner Topform weiter annähert, erzielte sein drittes Tor im dritten Spiel in Folge. Den Endstand zum 0:3 markierte der eingewechselte Aymen Barkok.

Während Mainz die Pflichtaufgabe VfB Lübeck souverän löste und 57 Prozent Ballbesitz hatte, sah das in der Partie gegen Bremen noch ganz anders aus. Nur 38 Prozent des Spiels war der FSV selbst in Besitz des Balles. Sehr wenig, selbst für Mainz, die ansonsten in der Bundesliga etwa 45 Prozent Ballbesitz haben. Das Team von Bo Svennson lässt normalerweise den Gegner gerne das Spiel machen und versucht nach Ballgewinn schnell zum Abschluss zu kommen. Die Partie in Bremen war ein Paradebeispiel für die Spielweise der Mainzer Mannschaft. Vor allem Vereine, die versuchen mit dem Ball Lösungen zu finden und ihr Spiel über Ballbesitz definieren, wie Leipzig und Gladbach, hatten gegen Mainz große Probleme. Bo Svennson scheint mit dem 3-4-2-1-System die richtige Formation gefunden zu haben, auch wenn aktuell nur noch ein gelernter Innenverteidiger mit Alexander Hack zu Verfügung steht. Weder der aus Bochum gekommene Maxim Leitsch noch Stefan Bell werden es bis Freitag in den Kader schaffen. Auch wenn den 05ern große Teile der Abwehr weggebrochen sind, gab es in den elf Pflichtspielen der Saison erst 13 Gegentore.

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So könnte der FC gegen Freiburg spielen

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Dagegen läuft es in der Offensive noch nicht rund, erst elf Treffer konnten die Mainzer erzielen. Nur Schalke und Bochum haben seltener das gegnerische Tor getroffen. Ein Hoffnungsschimmer ist der von einer Verletzung zurückgekehrte Marcus Ingvartsen. Der 26-Jährige dürfte sich nach drei Toren in den vergangenen drei Partien in der Startelf der Mainzer festgespielt haben. Zuletzt bekam der Däne den Vortritt vor dem besten Mainzer Torschützen der vergangenen Saison Jonathan Burkardt, der immer noch nach seiner Form sucht.

FC mit viel Ballbesitz, aber wenig Ertrag

Die Kölner Mannschaft musste zuletzt gemischte Erfahrungen machen, wenn ihnen der Ball überlassen wurde und sie das Spielgeschehen selbst in die Hand nehmen mussten. Gegen Partizan Belgrad hatte der FC in beiden Spielen 65 Prozent oder mehr Ballbesitz, in beiden Spielen ging das Team von Steffen Baumgart verdient als Verlierer vom Platz. Ein anderes Bild zeigte sich in der Bundesliga. Gegen Augsburg wusste Köln, vor allem in der zweiten Halbzeit, mit dem Ball umzugehen. Drei Tore sprangen insgesamt bei einem Ballbesitzverhältnis von 64:36 für den FC heraus. Gegen Mainz muss der Effzeh erneut damit rechnen das Spiel machen zu müssen. Die Frage wird nur sein, wie effektiv mit dem Ballbesitz umgegangen wird. Nach den überzeugenden Spielen in Bremen und in Lübeck gibt es für Trainer Bo Svennson kaum einen Grund die Startelf zu verändern. Für Kapitän Silvan Widmer, der in den Kader zurückkehren könnte, kommt ein Startelfeinsatz am Freitag nach seinem Muskelfaserriss noch zu früh. Ähnliches gilt für Stefan Bell, der nach seiner Erkältung ebenfalls noch keine Option für die Startelf ist. Dem 1. FC Köln fehlt, mit dem im Derby schwer am Knie verletzten Dejan Ljubicic, weiterhin ein wichtiger Offensivakteur. Dafür wird Florian Kainz nach seiner abgesessenen Sperre zurückkehren.

Die Statistik spricht vor dem Duell am Freitagabend eindeutig für die Heimmannschaft. Die Kölner konnten in elf Auswärtsspielen erst viermal in Mainz etwas Zählbares mit nach Hause nehmen. Dementsprechend gab es sieben Siege für die 05er. Nachdem am vergangenen Wochenende Angstgegner Augsburg besiegt werden konnte, wird der FC versuchen auch dieser Statistik zu widersprechen. Dafür muss das Team von Steffen Baumgart dringend Lösungen mit dem Ball finden gegen lauernde Mainzer.

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