Gegner-Analyse Darum erwartet den FC gegen Bielefeld eine schwere Aufgabe

Analyse | Köln · Mit einem Trainerwechsel will der kommende FC-Gegner Arminia Bielefeld die Wende schaffen und den Abstieg vermeiden. Kölns Trainer Steffen Baumgart stellt sich auf ein umkämpftes Spiel ein.

 Umkämpft war schon das Hinspiel auf der Bielefelder Alm, als sich die Arminia und Köln 1:1 trennten.

Umkämpft war schon das Hinspiel auf der Bielefelder Alm, als sich die Arminia und Köln 1:1 trennten.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Frank Kramer weiß, wie es ist, eine Mannschaft in höchster Abstiegsnot in einer fortgeschrittenen Saisonphase zu übernehmen, mit dem Auftrag: Klassenerhalt! Die Vorgabe hat er vergangene Saison zu aller Zufriedenheit in Bielefeld mit der Arminia erfüllt. Der 49-Jährige hatte seine Mission im März 2021 gestartet, als er den glücklosen Uwe Neuhaus ersetzte. Nun, etwas mehr als ein Jahr später, befindet sich Kramer in der gleichen Situation wie weiland Neuhaus. Kramer ist raus! Entlassen, weil er sich mit der Arminia in einer ähnlichen Situation befand wie Neuhaus vor einem Jahr. Ganz tief im Sumpf des Abstiegskampfes. Vor dem Spiel beim 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kam es bei den Bielefeldern zum Trainerwechsel.

Nun ist es an der Aufgabe Marco Kostmanns, den, wenn man so will, Kramer zu spielen. Er soll die Mannschaft aus sehr unerfreulicher Lage – die Ostwestfalen belegen den Relegationsplatz - auf die sichere Seite führen. Kostmann? Wer? Richtig, dieser Name dürfte nur versierten Kennern der Szene ein Begriff sein. Der 56-Jährige ist ein früher recht erfolgreicher Torhüter gewesen, zuletzt arbeitete er als Torwarttrainer bei der Arminia. Und leicht drängt sich der Verdacht auf, der Verein um Haupt-Entscheider Samir Arabi wolle die Saison nur noch zu Ende verwalten – auf die Gefahr hin, den Abstieg nicht mehr vermeiden zu können. Denn einer der sonst in diesen Fällen üblicherweise einspringenden Feuerwehrmänner der Branche kam in Arabis Planspielen offenbar nicht vor.

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Torwarttrainer Kostmann soll die Arminia retten

Doch die Annahme trifft nicht zu. Die Arminia, ein anerkannter Fahrstuhlclub der Liga, will die Klasse halten. Mit dem letzten Mittel: Strohhalm-Mann Kostmann. Dabei ist er seit Jahren viel mehr als der Ausbilder der Bielefelder Torhüter. Stefan Ortega Moreno etwa, seinen „Ziehsohn“, hat er geformt zu einem der besten Vertreter seines Fachs in Deutschland. In Kostmann trägt nun jemand die Verantwortung, der die Bielefelder seit Jahren begleitet und dementsprechend gut kennt. Bei der Arminia gilt er als geschätzte Institution, als Kenner interner Prozesse. Sein Draht zur Mannschaft ist eng. Die Entscheidung für Kostmann ist also nachvollziehbar. Die Aufgabe Klassenerhalt wird dadurch aber nicht leichter, die Hoffnung aber dürfte steigen rund um die Alm.

Steffen Baumgart bringt den im Geschäft üblichen Respekt für den Gegner auf. Er habe sich das Bielefelder Spiel gegen Bayern angeschaut und „fand es nicht so schlecht“, sagte der Kölner Trainer. „Für sie ist es wohl der letzte Strohhalm, sich in der Liga zu halten. Ob das richtig oder falsch ist, möchte ich nicht kommentieren.“ Zur Unterstützung haben die Arminia-Verantwortlichen in Michael Henke einen Assistenten an Kostmanns Seite gestellt, der das Geschäft seit Jahren kennt - unter anderem als Co-Trainer des FC. „Michael Henke ist ein sehr erfahrener Mann im Hintergrund. Es geht für Bielefeld darum, die letzten Prozente herauszukitzeln“, sagte Baumgart. Und: „Es wird ein schwieriges und intensives Spiel.“

Baumgart rechnet mit einem Spiel der wenigen Torchancen

Dabei ist dem 50-Jährigen noch das 1:1 im Hinspiel auf der Alm in unliebsamer Erinnerung. Er erkennt in der Arminia eine Mannschaft, die uns damals „sehr gefordert hat, sodass wir keine Lösungen hatten. Sie haben immer noch die Möglichkeit, in der Liga zu bleiben. Wir rechnen mit einem Spiel, das wenige Chancen bietet.“ Tatsächlich treten die Ostwestfalen als sehr kompakte Einheit auf, die in der Defensive ihre Stärken hat. Die bewährte Viererkette um U21-Nationalspieler Amos Pieper hält die Anzahl der Gegentore mit 46 in überschaubarem Rahmen. Im Vergleich dazu präsentiert sich die Konkurrenz in der unmittelbaren Abstiegszone weitaus anfälliger. Hertha BSC (66) kassierte 20 Treffer mehr, Stuttgart immerhin 53, und das abgehängte Schlusslicht Fürth bringt es auf satte 72 Gegentore.

Hängen lässt sich die Arminia ohnehin nie. Die Laufleistung der Mannschaft liegt mit 119,23 abgespulten Kilometern pro Spiel deutlich über dem Liga-Durchschnitt (115,57). Das Grundübel sind also nicht der mangelnde Einsatz oder die fehlende Aggressivität (auch bei den begangenen Fouls liegt die Arminia über dem Schnitt), sondern die fehlende Torgefahr. Erst 23-mal durften die Alm-Profis über einen Treffer jubeln. Nicht einmal der Tabellenletzte Fürth (24) kann diese Marke unterbieten. Allein Stürmer Masaya Okugawa hat mit seinen acht Toren ein Drittel aller Treffer der Bielefelder erzielt, die ihren Spielstil jüngst anpassen mussten. Der als Zielspieler im Sturmzentrum vorgesehene Fabian Klos (3 Saisontore) fällt wegen einer Kopfverletzung länger aus. Auch wegen seiner Kopfballstärke – offensiv wie defensiv – war er eine feste Größe. Seine im Saisonverlauf 136 gewonnenen Duelle in der Luft bedeuten Liga-Bestwert. Der Routinier, der kraft seines Körpers die Bälle behaupten und halten konnte, um nachrückende Spieler in Szene zu setzen, war ein Fixpunkt im Bielefelder Spiel. Kurios: Neben Klos fallen mit Verteidiger Cédric Brunner und Mittelfeldspieler Fabian Kunze, der am Osterwochenende von Bayern-Verteidiger Tanguy Nianzou rotwürdig angegangen worden war, zwei weitere Stammkräfte mit einer Kopfverletzung aus.

Arminia seit sieben Spielen sieglos

Nun haben die Kölner einen Gegner zu erwarten, der, wie FC-Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic sagt, „tiefer stehen“ wird, um über schnelle Gegenstöße zum Erfolg zu kommen. Der österreichische Nationalspieler mahnt daher: „Wir müssen geduldig bleiben. Bielefeld hat zudem einige gute Umschaltspieler wie Patrick Wimmer in seinen Reihen.“ Und: „Wir werden in das Duell reingehen, um es zu gewinnen.“ Die Begegnung sollten die Kölner auf ihrem angestrebten Weg nach Europa auch nicht anders gestalten, zumal die Arminia aus den zurückliegenden sieben Partien nur einen Punkt holte.

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