Analyse Das erwartet den 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt

Analyse | Köln · Der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt – beide Mannschaften begegnen sich auf Augenhöhe. Im Heimspiel gegen die Hessen muss sich der FC auf eine auswärtsstarke Mannschaft einstellen, die ihre Vorzüge im rasanten Umschaltspiel hat. Abgesehen von der gehobenen individuellen Qualität.

 Es wird ein Kampf: Der Kölner Luca Kilian (links) und Frankfurts Rafael  Borré treffen mit ihren Teams am Samstag aufeinander (hier eine Szene aus dem Hinspiel).

Es wird ein Kampf: Der Kölner Luca Kilian (links) und Frankfurts Rafael  Borré treffen mit ihren Teams am Samstag aufeinander (hier eine Szene aus dem Hinspiel).

Foto: dpa/Arne Dedert

Gerade sind es für den 1. FC Köln ja auch immer Spiele, in denen es um „unseren Weg“ geht, wie es Trainer Steffen Baumgart gerne ausdrückt. Aber nicht nur das: Es sind gleichzeitig Spiele, die den Weg in verschiedene Richtungen zeigen lassen. Vor der Partie gegen Leipzig spekulierten viele, die es mit dem FC halten, bereits auf den Sprung auf einen Champions-League-Platz. Am Ende hieß es 1:3. Sprung verpasst. Vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt am Samstag (18.30 Uhr) ist so was wie der Kampf ums obere Drittel medial ausgerufen worden. Und in der Tat streiten sich einige Vereine derzeit um diese begehrte Region. Als Achter der Tabelle weist der FC 32 Punkte auf und damit einen Zähler mehr als die Hessen auf Rang zehn. Beide befinden sich also in Schlagdistanz zu Platz sechs, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt. Nur der Weg nach unten, der ist für beide Clubs doch eher unwahrscheinlich.

Zu Beginn der Saison sah es allerdings nicht danach aus, dass die Eintracht nach drei Teilnahmen in den vergangenen vier Spielzeiten an diesem Wettbewerb überhaupt noch einmal die Spur nach Europa finden sollte. In den ersten sechs Liga-Partien gab es für die Mannschaft von Oliver Glasner keinen Sieg. Dafür fünf Unentschieden. Darunter das 1:1 am sechsten Spieltag gegen Köln. Dann folgte Spieltag sieben: Frankfurt musste beim FC Bayern ran – und schaffte den Coup. Der 2:1-Sieg in München steht symptomatisch für die Saison der Eintracht, die sich mehr auf ihre Auswärtsstärke als auf große Taten daheim verlassen kann. Mit 18 Punkten steht die Mannschaft in der Auswärtstabelle auf einem starken Platz vier. Fünf Siege holte sie in der Fremde, mit Bayern (8), Dortmund und Leverkusen (je 6) weisen lediglich drei Teams mehr auf. In Köln soll der sechste „Dreier“ auswärts folgen.

Silva-Ersatz Borré bester Frankfurter Torschütze

Der holprige Saisonstart dürfte auch darin begründet sein, dass seit dem Sommer in Glasner ein neuer Trainer im Riederwald das Sagen hat. Der Österreicher war ja Teilnehmer am unfassbaren Auf und Ab auf dem Trainer-Karussell (Rose von Gladbach nach Dortmund, dafür Hütter von Frankfurt nach Gladbach, dafür Glasner von Wolfsburg nach Frankfurt). Am Anfang fremdelten die Spieler mit dem neuen System des Trainers, der zumeist in der Abwehr auf eine Dreierkette setzt. In deren Zentrum: Makoto Hasebe. Doch der 38-Jährige „Oldie“ ist nach einer Verletzung nicht ganz fit. Daher könnte für den Japaner Martin Hinteregger in der Startformation auftauchen. Der Österreicher liebt solche Mann-gegen-Mann-Herausforderungen wie wohl gegen Köln in Anthony Modeste eine auf ihn warten würde. Doch der kernige Verteidiger war zuletzt weit von seiner Bestform entfernt. Vielleicht müssen sich Modeste, der nach seiner Corona-Quarantäne wohl von Beginn an aufläuft, und seine Mitstreiter auch gegen eine Viererkette durchsetzen. Die brachte Glasner am Donnerstag selbst ins Spiel.

Viel läuft im Mittelfeld der Eintracht über die beiden „Sechser“ Kristijan Jakic und Djibril Sow. Letzterer gehört nicht nur zu den laufstärksten Spielern der Bundesliga, der Schweizer Nationalspieler erzielte bereits zwei Treffer in dieser Saison – als defensiver Mittelfeldspieler. Ohnehin verteilen sich die bislang sehr ordentlichen 33 Treffer der Frankfurter nach dem Weggang von Topstürmer André Silva fast gleichmäßig auf mehrere Spieler. Die meisten Eintracht-Tore hat bislang Silva-Ersatz Rafael Borré beigesteuert (6). Neuzugang Jesper Lindström bringt es auf vier, dann folgen Filip Kostic und Evan Ndicka mit je drei. Ndicka verdient seinen Lohn als zentraler Abwehrspieler, der vor allem bei Standards eine Waffe sein kann.

FC-Trainer Baumgart lobt Frankfurts Kostic

Kölns Trainer Steffen Baumgart erwartet wie sein Pendant Glasner ein Spiel auf Augenhöhe, in dem beide Mannschaften, so die Trainer, „Vollgas geben“ werden. Frankfurt sei eine gefestigte Mannschaft, sagte Baumgart am Donnerstag, „die gerade im Umschaltspiel viel Qualität hat – eine richtig gute Bundesliga-Mannschaft, die uns alles abfordern wird. Ich gehe davon aus, dass beide Mannschaften gewinnen und ihren Fußball durchsetzen wollen. Ich hoffe, dass es nicht nur ein spannendes, sondern auch ein gutes Spiel wird“.

Auf der linken Seite will Kostic helfen, dass sein Team dazu beiträgt. Der schnelle Linksfuß ist seit Jahren eine starke Konstante bei der Eintracht. Über dessen Rolle am Samstag macht sich Baumgart so seine Gedanken. Der Kölner Coach sagt: „Wir werden ihn als Mannschaft verteidigen.“ Allerdings: „Ich habe bei noch keinem Gegner jemanden hervorgehoben, auch wenn die Qualität da war. Wir wollen ja unseren Fußball spielen. Wir müssen nicht über Filips Qualität reden, gerade seine Flankenläufe und Abschlüsse sind Extraklasse. Aber Frankfurt lebt nicht nur von ihm, sie haben insgesamt eine gute und kompakte Mannschaft. Da sticht der eine oder andere heraus, nicht nur Kostic.“

Vollgasfußball – auf beiden Seiten

Frankfurts Trainer Glasner hat ebenfalls mächtig Respekt vor dem Gegner. Auch und vor allem vor dessen Trainer. „Ich bewundere an Baumgart“, sagte er am Donnerstag mit einem Lächeln, „dass er bei Minusgraden im kurzärmeligen Hemdchen an der Seitenlinie steht.“ Da sehe man, was für eine Energie er mitbringe. Eine solche erwartet er auch von der Mannschaft aus der Domstadt. Er erkennt die Handschrift von Baumgart. „Der FC spielt immer Vollgasfußball, übt permanentes Pressing aus, spielt sehr schnell – und mutig.“ Gerade diesen Vorwärtsgang der Kölner will Glasner nutzen, denn der könne ihnen bei Ballverlusten „schon mal auf den Kopf fallen“. Bedeutet: Frankfurt versucht auch, mit schnellem Umschaltspiel dagegenzuhalten. Zwei Vollgas-Teams also. Eine interessante Auseinandersetzung wird es in jedem Fall.

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