FC-Analyse Das lief gut, das schlecht

Analyse | Bonn · Der 1. FC Köln hat den Bundesliga-Auftakt gegen Schalke erfolgreich gestaltet. Zwar mit unerwartetem Personal, aber mit dem erprobten System.

 Torschütze und Vorbereiter gegen Schalke: Florian Kainz ist in der FC-Offensive eine feste Größe.

Torschütze und Vorbereiter gegen Schalke: Florian Kainz ist in der FC-Offensive eine feste Größe.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Aufregung war groß vor dem Spiel zum Bundesliga-Auftakt des 1. FC Köln gegen Schalke 04: Es wurde die Meldung öffentlich, dass der Kölner Trainer Steffen Baumgart Torjäger Anthony Modeste wegen dessen bevorstehenden Wechsel zu Borussia Dortmund aus dem Kader gestrichen hatte. Sie war groß während des Spiels: Drei Mal griff der Video-Assistent im Kölner Keller ein, so dass ein herrlicher Schalker Treffer wegen Abseits nicht zählte (Zalazar, 10.), ein früherer FC-Profi im Schalker Trikot die Rote Karte sah (Drexler, 35,) und ein Kölner Tor Anerkennung fand (Kainz, 62.), das Schiedsrichter Robert Schröder erst annulliert hatte. Und die Aufregung und der Ärger stauten sich nach Spielende trotz des 3:1-Sieges seiner Mannschaft bei FC-Trainer Steffen Baumgart derart an, dass er sie in einer kleinen Wutrede entweichen ließ.

Baumgart setzt weiterhin auf einen Stoßstürmer

„Dass es heute am Spieltag rauskommt, das ist es, was mich ankotzt", sagte Baumgart in Bezug auf den Modeste-Transfer zum BVB. Es habe auch mit Fairplay zu tun, „dass man das unter dem Deckel hält und nicht großkotzig daherredet. Das ist das, was mir auf die Eier geht", ereiferte er sich. Und: „So sind wir vier Stunden vor dem Spiel in eine schwierige Situation gekommen, und ich habe die Arschkarte, weil ich zu Tony persönlich ein gutes Verhältnis habe und die Entscheidung treffen muss, den Jungen, der gerne gespielt hätte, rauszunehmen."

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Der Franzose hatte zwar den Wunsch geäußert, gegen Schalke seinen Abschied vor Kölner Publikum zu feiern, doch Baumgart ließ ihn nicht. Verständlich. Stattdessen beorderte er mit Florian Dietz, aus der U23 zu den Profis aufgerückt, einen baugleichen Stürmer ins Zentrum. Mit seiner Wucht, Kopfballstärke und Durchsetzungsfähigkeit im Strafraum ähnelt der 24-Jährige in seiner Spielweise Modeste. Das System behielt Coach Baumgart damit grundsätzlich bei, er setzte auf ein 4-1-3-2. Neben Dietz sollte Jan Thielmann mit seiner Schnelligkeit Lücken reißen, seinen Sturm-Kollegen entlasten und ihn in Szene setzen.

Köln mit Flanken-Topwert

Über die offensiven Außen Florian Kainz und Kingsley Schindler wollten die Kölner, die sich schon in der vergangenen Saison den Ruf der Flankenkönige erworben hatten, Druck aufbauen – und das gelang nach Schwierigkeiten in der Anfangsphase. Mit ihren zahlreichen Flanken suchten sie den sogenannten Zielspieler Dietz, fanden ihn aber zu selten. Mit allein 28 Flanken aus dem Spiel heraus stellte die Baumgart-Elf den Topwert aller Bundesligisten am ersten Spieltag auf, gefolgt von RB Leipzig (19) und Union Berlin (14). Besonders beim FC tat sich dabei Rechtsverteidiger Benno Schmitz, der „kölsche Cafu“, hervor, der den Topwert von zehn Hereingaben von außen erreichte. Eine davon landete derart präzise auf dem Kopf des 1,90-Meter-Angreifers Dietz, dass die Führung beinahe perfekt schien. Doch Dietz lenkte den Ball in die Mitte des Tores, wo Alexander Schwolow im Schalker Tor parierte (25.). Neben Schmitz war Florian Kainz, Torschütze des 2:0, mit sieben Flanken sehr emsig in dieser Statistik und landete in der Liga-Wertung hinter dem Neu-Hoffenheimer David Raum (7) auf dem dritten Platz.

Nicht nur die Offensiven Außenspieler der Kölner sind aber in der Lage, gefährliche Situationen vor dem gegnerischen Tor zu kreieren sondern ebenso die Vertreter der Viererkette wie eben Schmitz, aber auch Kapitän Jonas Hector (4 Flanken).

FC in der Anfangsphase zu verhalten

Bis auf die Anfangsphase, in der die Schalker sehr hoch standen, die Außenverteidiger weit vorn positionierten und dadurch Druck auf den FC ausübte, blieben die Kölner ihrem Spielstil treu. Insbesondere nach der Roten Karte gegen den früheren Kölner Dominick Drexler (35.) forcierten sie Tempo und Pressing. So zogen sich die dann in Unterzahl spielenden Gäste immer weiter zurück und überließen dem Conference-League-Teilnehmer die Kontrolle. Der nutzte dennoch einige Räume und kam zu Abschlüssen. 30 Torschütze standen am Ende auf dem Kölner Konto – auch das ein Bestwert zum Auftakt.

Zwar dürfte Baumgart an seinem System mit einem Stoßstürmer festhalten, doch durch den Weggang Modestes entsteht ein sportlicher Verlust. Er war durch seine beachtliche Kopfballstärke und Effektivität im Abschluss Ziel des FC-Flankenspiels. Dass seine Nachkommen wie Dietz und der im Sommer aus Dortmund verpflichtete Steffen Tigges, der nach seiner Sprunggelenksverletzung noch nicht auf dem nötigen Fitnessstand ist, die Qualität des Franzosen (20 Tore in der vergangenen Saison) erreichen können, ist eher unwahrscheinlich.

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