Legt Köln noch einmal nach? Was FC-Trainer Baumgart zu möglichen Transfers sagt

Köln · Der FC muss auf dem Transfermarkt noch einmal nachlegen. Zu dem Stand der Dinge und einem möglichen Wunschspieler äußerte sich Trainer Steffen Baumgart.

1. FC Köln: Das sagt Coach Steffen Baumgart zu möglichen Transfers​
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Steffen Baumgart sank in die Knie, hielt sich die Hände vors Gesicht und machte seinem Ärger Luft. „Wie oft soll ich es noch sagen?“, schrie der Trainer des 1. FC Köln während der ersten Trainingseinheit in Vorbereitung auf das Wolfsburg-Spiel am Samstag (15.30 Uhr, Sky) fast schon heiser über den Platz. „Zwei Ballkontakte, das kann nicht so schwer sein.“ Unmittelbar zuvor hatte sich Ondrej Duda den Ball gekrallt, ihn sich mit zwei schnellen Kontakten vorgelegt und mit dem dritten den Abschluss gesucht. Ein sehenwerter Abschluss. Aber eben ein Ballkontakt zu viel – Grund genug für einen kleinen Gefühlsausbruch. Ohnehin hat der Slowake beim Kölner Trainer einen schweren Stand – zumindest, was die aktuelle Einsatzzeit angeht. Nach der Suspendierung in der Vorsaison, verlängertem Urlaub und dem Verpassen des Trainingslagers im Juli war der Mittelfeldspieler hinter Dejan Ljubicic nur noch zweite, nein dritte Wahl. Selbst der 21-jährige Jungprofi Mathias Olesen erhielt zuletzt das Vertrauen vor Duda. Die noch ausstehende Rückkehr von Mark Uth wird die Situation des Mittelfeldspielers, der einst für knapp sieben Millionen Euro an den Rhein gewechselt ist, noch deutlich verschlechtern.

Nicht umsonst galt Duda lange als sicherer Verkaufskandidat. Durch die Verletzungen eben von Mark Uth und nun auch Mathias Olesen, der am Dienstag am Sprunggelenk operiert wurde und wochenlang ausfällt, hat sich die Lage für Duda wieder verändert. „Bei ihm geht es sicher nicht darum, was er kann. Da geht es eher darum, ob er das macht, was wir uns vorstellen“, sagte Baumgart. „Da sind wir nicht immer auf einer Höhe. Qualitativ gehört er definitiv in die Mannschaft.“ Am Samstag wurde Duda für Olesen nach einer Viertelstunde eingewechselt. „Wenn ich die Leistung vom Wochenende oder heute im Training sehe, kommt er der erwarteten Leistung nah“, sagt Baumgart. „Der Trainer möchte gerne seinen Fußball sehen und nicht den, den der Spieler vielleicht gut findet.“ Ist damit ein Wechsel vom Tisch? „Ich habe nicht das Gefühl, dass jetzt noch irgendwer den Kader verlässt“, sagt der Coach.

Andersson wird nun doch bleiben

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Heißt, dass offensichtlich auch Sebastian Andersson beim FC bleiben wird. Der Schwede war vor der Saison abgeschrieben, hatte einige Wechsel-Optionen, wollte keine davon wahrnehmen, konnte sich nicht einigen. „Wir haben ihm im Sommer gesagt, dass seine Einsatzzeit gering ausfallen könnte. Trotzdem wird er die Möglichkeiten haben, im Kader zu sein“, sagt Baumgart. Andersson stand schon gegen Fehérvár im Kader und hätte auch spielen sollen. „Manchmal kann man Einsätze nicht planen“, sagt der Coach. Möglicherweise soll der Schwede aber auch bleiben, weil man seine Qualitäten nicht vollends abschreiben will. Immerhin hat der Angreifer schon bewiesen, dass er ein Torjäger sein kann – wenn auch nicht beim FC. Und: Gerade in der Offensive hatten die Kölner zuletzt ihre Probleme. Florian Dietz, von der Statur und der Veranlagung ein potenzieller Modeste-Ersatz, kann diese Rolle bislang noch nicht ausfüllen. Steffen Tigges und Sargis Adamyan haben die hohen Erwartungen ebenfalls noch nicht erfüllt.

Auch deswegen wurde bis vergangene Woche über weitere Alternativen in der Offensive spekuliert. Bis Sportdirektor Christian Keller klarstellte, dass man dem aktuellen Kader vertraue. Punkt. Das gilt auch 24 Stunden vor Ende des Transferfensters. „Ich vertraue immer noch dem Kader, der jetzt da ist“, wiederholte Baumgart am Mittwoch – zumindest in der Offensive. Defensiv hat sich die Lage grundlegend verändert. Jeff Chabot fällt nach einer OP wochenlang aus, Kingsley Ehizibue hat den Club Richtung Udinese Calcio, Bright Arrey-Mbi Richtung Hannover verlassen. Zudem muss der FC auch auf Benno Schmitz vorerst verzichten. Stand jetzt bleiben noch vier etatmäßige Verteidiger, mit dem eigentlich offensiv spielenden Kingsley Schindler sind es fünf. Zu wenig. „Gerade auf der Innenverteidiger-Position ist es sehr eng. Da müssen wir uns schon Gedanken machen, wie wir das im Kader auffangen“, sagte der Trainer, der gleich mehrere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zum Profi-Training hochzog. „Wir wissen auch schon, wie wir es handhaben wollen. Es geht aber eben nicht nur um das Wolfsburg-Spiel, sondern auch um die 17 Spiele, die wir noch bis November haben.“

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Transfer-Flops des 1. FC Köln

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Sucht der FC doch noch einen Stürmer?

Und deswegen will oder muss der FC dann doch noch einmal nachlegen. „Wir gucken da in vielen Bereichen. Es muss nicht nur passend sein, es muss uns auch helfen. Alles, was man in Hektik macht, ist dann meistens nicht so, wie man es sich erhofft“, sagt Baumgart. „Wenn es am Ende nur darum geht, einen Spieler zu verpflichten, dann haben wir viele Möglichkeiten. Der Markt ist nicht einfach. Wir schauen trotzdem, ob und was herauskommt. Es arbeiten alle daran, die Situation zu lösen.“ Und wie sähe dann der ideale Neuzugang aus? Mit einem Lächeln wünscht sich Baumgart einen Abwehrspieler, der „schnell, zweikampfstark, perfekt im Aufbauspiel ist“ und zudem 1,95 Meter misst. Er soll defensiv und offensiv kopfballstark sein, und ganz nebenbei soll er „ein Stürmer mit Abschlussqualitäten sein“. Zwischen den Zeilen gelesen, könnte sich der FC also doch noch auf der Suche nach einem Stürmer befinden.

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