Jena-Spiel offenbart Probleme Das sind die Baustellen im Team des 1. FC Köln

Köln · Der knappe Pokalerfolg gegen Carl Zeiss Jena hat gezeigt, dass der FC auf dem Transfermarkt noch nachlegen muss. Besonders in zwei Mannschaftsteilen offenbaren sich Probleme.

 Kapitän Jonas Hector könnte in der neuen Saison statt im defensiven Mittelfeld wieder in der Außenverteidigung auflaufen.

Kapitän Jonas Hector könnte in der neuen Saison statt im defensiven Mittelfeld wieder in der Außenverteidigung auflaufen.

Foto: Eduard Bopp

Die Erleichterung war den Profis des 1. FC Köln nach dem verdienten, wenn auch knappen Erfolg im DFB-Pokal deutlich anzusehen. Im Elfmeterschießen setzte sich der FC gegen Carl Zeiss Jena durch und erreichte damit die zweite Runde. Wohlgemerkt gegen einen Regionalligisten.

Dass sich der FC schwer tun würde, hatte der Kölner Trainer Steffen Baumgart schon Tage vor dem Duell prophezeit. Kein Wunder, Baumgart hatte als Trainer noch nie in Jena gewonnen. Dass die Geißböcke bis in die Elferlotterie zittern mussten, kam dann doch irgendwie überraschend. Dennoch äußerte sich der Coach zufrieden. „Insgesamt ging nach der Leistung unserer Mannschaft nicht nur das Unentschieden in Ordnung – gerade, wenn man die Verlängerung sieht, gehen wir nicht unverdient als Sieger vom Platz“, sagte Baumgart.

Der FC war tatsächlich das spielbestimmende Team. Der Auftritt gegen den dreimaligen DDR-Meister war dennoch in gewisser Hinsicht alarmierend. „Wir waren gerade im letzten Drittel nicht konsequent genug, haben uns zu wenige klare Torchancen herausgespielt“, sagte der Kölner Kapitän Jonas Hector.

Die Äußerung tätigte der 31-Jährige nach dem nervenaufreibenden Spiel und traf damit voll ins Schwarze. Das Statement dürfte dem Zuhörer aber auch verdächtig bekannt vorkommen. Es erinnert doch sehr an viele Erklärungsansätze der vergangenen Saison. Immer wieder wiesen die Spieler darauf hin, dass die Kölner gerade im letzten Drittel nicht gefährlich genug waren. Es fehlte die Offensivkraft.

Baumgart lobt Salih Özcan

Das Ergebnis: Der FC zitterte sich zum Klassenerhalt. Nun zitterte sich Köln in die zweite Runde des Pokals – nach ähnlichem Muster. Es fehlte die Durchschlagskraft in der Offensive. Und das in einem Spielsystem, das gerade für Offensivkraft stehen soll. Die Situation ist also alarmierend. Baumgart vertraut aktuell auf Anthony Modeste. Der Trainer wird nicht müde zu betonen, dass der Franzose „endlich mal eine Vorbereitung“ absolviert habe. Und, dass von Modeste „alle positiv überrascht“ seien.

Der Kadercheck des 1. FC Köln
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Foto: Herbert Bucco

In der Tat wirkt der 33-Jährige frischer als in der vergangenen Saison. Das Tor traf der Angreifer aber auch gegen den Regionalligisten nicht. Und das Vertrauen scheint Grenzen zu haben. Der FC schaut sich nach wie vor nach einem Angreifer um. Zuletzt wurde über den Leverkusener Joel Pohjanpalo spekuliert. Da auch Sebastian Anderssons Gesundheitszustand einer Wundertüte gleicht, werden die Kölner Verantwortlichen nicht an einer Verpflichtung im Angriff vorbeikommen.

Noah Katterbach hat bei Steffen Baumgart einen schweren Stand

Auch die zweite Baustelle legte der Pokalfight gegen Jena schonungslos frei. Benno Schmitz irrte beim frühen Gegentreffer auf der linken Verteidigerposition durch den Strafraum. Dass der rechte Verteidiger den Vorzug vor Noah Katterbach erhielt und dieser noch nicht einmal im Kader stand, lässt tief blicken. Katterbach hat bei Baumgart einen schweren Stand. Auch hier wollen sich die Kölner Verantwortlichen auf dem Transfermarkt weiterhin umschauen. Das ist dringend nötig. Vor allem Maximilian Krauß stellte die Kölner Außen vor ungeahnte Probleme. Kaum auszumalen, was Bundesligaspieler mit Schmitz und seinem Gegenüber Kingsley Ehizibue an diesem Tag angerichtet hätten.

Gegen Jena fand sich schließlich Hector im zweiten Abschnitt in der Verteidigung wieder. Eine gewohnte Position für den 31-Jährigen, der auf der linken Außenbahn Nationalspieler wurde und auch in Köln lange in der Abwehr spielte. Allerdings ist der Kapitän im zentralen Mittelfeld vorgesehen. Neben Salih Özcan und hinter Mark Uth. Das Trio soll offensichtlich die zentrale Achse bilden. Bezeichnend allerdings, dass ausgerechnet Ellyes Skhiri gegen Jena die Wende brachte.

Dass der Tunesier nicht in der Startelf stand, lässt auf die Zukunft des 26-Jährigen schließen. Sie liegt wohl nicht in Köln. Skhiri gilt weiterhin als Top-Transferkandidat. „Bei Ellyes ist die Situation so, dass wir immer noch nicht zu 100 Prozent wissen, wo sein Weg hinführt – auch, wenn wir erst mal davon ausgehen, dass er hier bleibt“, sagte Baumgart gegenüber dem „Express“ „Und ich finde, dass Salih in der Vorbereitung sehr gute Spiele gemacht hat. Er war auch 14 Tage länger da. Deswegen fiel die Entscheidung ganz klar für Salih aus.“ Baumgart vertraut schon jetzt auf Özcan, obwohl sich halb Europa nach Skhiri die Finger leckt. Zumindest wird ein Interesse kolportiert, der FC gibt an, dass kein konkretes Angebot vorliege.

Baumgart glaubt an Verbleib von Ellyes Skhiri

So oder so nimmt Skhiri also eine zentrale Rolle in der Kölner Zukunftsplanung ein. Der Verkauf des Tunesiers würde Türen öffnen. „Man muss abwägen: Lohnt sich das oder nicht? Kriegen wir dafür noch einen Spieler oder nicht?“, sagte der Coach. Aber: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Ellyes bleibt. Und wenn nicht, finde ich, dass wir das über Dejan Ljubicic und Salih auch gut lösen können.“

Das Vertrauen zahlte Özcan im ersten Pflichtspiel allerdings nicht zurück, Ljubicic saß nur auf der Bank. Und auch Mark Uth, einer der großen Gewinner der Vorbereitung, blieb gegen Jena weit hinter den Erwartungen zurück. Das Transferfenster schließt am 31. August. Der FC wird sich weiter verstärken müssen. Allerdings stehen bis dahin auch die ersten drei Saisonspiele auf dem Programm. Ein Fehlstart käme nach dem Pokalauftakt nicht überraschend – und einem ähnlichen Déjà-vu gleich, wie Hectors Erkenntnis über die mangelnde Durchschlagskraft.

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