Kaderanalyse - Angriff Das zeichnete den Sturm des 1. FC Köln aus

Köln · Mit 20 erzielten Toren beeindruckte FC-Stürmer Anthony Modeste in der abgelaufenen Saison. Doch auch andere Akteure überzeugten im Sturm des 1. FC Köln. Das Vertrauen des Trainers bildete dabei einen wichtigen Schlüssel zum Erfolg.

1. FC Köln: Das zeichnete den Sturm des 1. FC Köln aus​
Foto: dpa/Matthias Balk

Es war wohl eine der denkwürdigsten Szenen der Saison als FC-Stürmer Anthony Modeste nach seinem Tor zum 2:2-Ausgleich gegen Union Berlin am 11. Spieltag erst Co-Trainer Kevin McKenna in die Arme fiel und daraufhin zu seinem Trainer Steffen Baumgart rannte. Der Franzose fischte dem 50-Jährigen die Schiebermütze vom Kopf und veranstaltete im Karnevals-Dress ein kurzes Tänzchen. Es dauerte nicht lange, bis sich der Trainer lautstark beschwerte und den Spieler wild gestikulierend in Richtung Anstoßpunkt zurückschickte. „So ein Spiel ist nicht vorbei, wenn du dich über ein 2:2 freust. Man muss im Spiel bleiben“, erklärte Baumgart seine Tanz-Verweigerung. Die Szene steht für Vieles, was den Sturm des 1. FC Köln in der vergangenen Saison ausmachte. Der Wille bis zum Schluss alles zu geben, gegenseitiges Vertrauen und allen voran Anthony Modeste.

Dass der FC in der abgelaufenen Saison bis zum Spielende nicht aufgegeben hat, zeigt sich vor allem in den vier Toren, die die Baumgart-Elf in der Nachspielzeit erzielt hat. Damit erreicht die Mannschaft mit Bayer Leverkusen, dem VfL Bochum und der TSG Hoffenheim den Ligahöchstwert. Baumgarts Ansage, „Ein Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter pfeift und ich nicht mehr brülle“, die letztlich zum Fußball-Spruch des Jahres 2021 gekürt wurde, wurde also vor allem auch von den Offensivakteuren verinnerlicht.

Der FC besitzt hohe Quantität an Abschlüssen

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Über die gesamte Spielzeit hinweg hat Baumgarts offensive Spielweise aber auch dafür gesorgt, dass der FC im Vergleich zur Saison 20/21 deutlich häufiger in der Offensive stattfand und sich Torchancen erarbeitete. Mit 671 Torschüssen landen die Kölner hinter den Bayern (925) auf Platz zwei der Liga und stehen damit deutlich über dem Ligadurchschnitt von 602,4 Abschlüssen. Bei insgesamt 52 erzielten Toren (Platz acht) erschließt sich, dass der FC in der Chancenverwertung dementsprechend schlechter abschneidet. Mit 7,7 Prozent erfolgreicher Gelegenheiten steht die Mannschaft einen Prozentpunkt unter dem Durchschnitt auf Platz zehn. Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen führen hier das Feld an. Dennoch liegen die Kölner über dem Wert der „Expected Goals“, also der zu erwartenden Tore bei jeder Torchance, von 50,9 Toren.

Im Hinblick auf die Art der erzielten Tore sticht die Mannschaft vor allem mit ihren 15 Kopfballtreffern heraus. Im Ligavergleich steht der FC damit auf Platz zwei hinter dem SC Freiburg. Modeste erzielte allein zehn Treffer per Kopf und erreicht damit den Höchstwert vor Bayern Stürmer Robert Lewandowski (6). Weniger effektiv zeigen sich die Kölner bei Standards. Über die gesamte Saison hinweg gelang der Mannschaft ebenso wie fünf anderen Teams kein direktes Freistoßtor. Mit vier Toren (14,8 Prozent), die nach Ecken gefallen sind, steht der FC nach der Hinrunde auf dem letzten Platz der Bundesliga. Außerdem bauten die Kölner den Liga-Rekord von 31 Spielen in Serie ohne einen Elfmeter aus. Den einzig zugesprochen Strafstoß verwandelte Modeste gegen den Augsburger Keeper Rafal Gikiewicz. Nur drei andere Bundesligateams verzeichnen weniger oder gleich viele Treffer vom Punkt.

FC-Spieler profitieren vom Vertrauen des Trainers

Unter den Kölner Stürmern sticht vor allem Modeste mit seinen 20 Treffern auf Platz vier der Torschützenliste heraus. Der 34-Jährige teilt sich den Rang mit Leipzigs Christopher Nkunku. Vor den beiden landen Lewandowski (35), der Leverkusener Patrik Schick (24) und BVB-Stürmer Erling Haaland (22). Prozentual gesehen erreicht der FC-Top-Torjäger unter allen Spielern jedoch die höchsten Toranteile (38,59). Dass der Stürmer nach seiner Leihe zu Saint-Étienne so erfolgreich sein würde, hätten sicherlich nur die wenigsten erwartet. „Es ist schön, wenn man so viel Selbstvertrauen hat. Ich habe viel investiert, der Trainer hat mir Selbstvertrauen gegeben, und ich versuche, es zurückzugeben“, so Modeste bereits Ende Oktober.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Vertrauen wurde aber nicht nur Modeste entgegengebracht. Baumgart erwähnte im Laufe der Saison gleich mehrmals, dass er sich über mehr unterschiedliche Torschützen freuen würde und setzte damit weiterhin auf Spieler wie Mark Uth und Florian Kainz, die zwar beständig für viele Chancen, aber wenig Torszenen sorgten. Aber dank des unermüdlichen Vertrauens ging die Formkurve der Offensivakteure gen Saisonende immer steiler nach oben. Mit unter anderem zwei Toren und fünf Vorlagen in den letzten sechs Saisonspielen landet Uth auf Platz neun bei der Anzahl an Torschüssen (71) und Platz elf bei der Anzahl an Assists (acht). Bei zweiterem liegen Bayerns Thomas Müller (18) und der Leipziger Nkunku (13) in Führung. Linksaußen Kainz bildet mit Modeste durch sechs gemeinsam erzielte Tore (Assist plus Tor) das drittbeste Scorer-Duo der Liga. Auch Stürmer Sebastian Andersson erhielt trotz Durststrecke immer wieder Einsatzzeiten und beweist mit 4,7 zu erwartenden Treffern (Platz 52), dass er über seine drei Saisontore hinaus durchaus mehr Treffer hätte erzielen können.

Insgesamt schaffen es die Kölner am Ende auf 14 unterschiedliche Torschützen und belegen damit unter anderem hinter dem Erstplatzierten aus Dortmund (19) den neunten Rang. Über den hier nötigen Steigerungsbedarf in der kommenden Saison, dürfte auch die Zukunft von Modeste mitentscheiden. Ob der 34-Jährige auch in der kommenden Saison weiter für den FC tanzt, ist derzeit offen. Sein Vertrag, der von den Vereinsverantwortlichen aus finanziellen Gründen erst einmal nicht verlängert wurde, gilt noch bis zum Sommer 2023.

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