FC-Jungstar Denis Huseinbasic ist der Hoffnungsträger beim 1. FC Köln

Bonn · Denis Huseinbasic kam aus der 4. Liga zum 1. FC Köln, hat sich aber verblüffend schnell zurechtgefunden. Nun gilt er als Hoffnungsträger.

 FC-Aufsteiger: Mittelfeldspieler Denis Huseinbasic.

FC-Aufsteiger: Mittelfeldspieler Denis Huseinbasic.

Foto: dpa/Marius Becker

Um den 1. FC Köln hat sich gerade eine Menge Ärger aufgestaut. Dabei ging es um eine große Nummer, nein, eher: um eine hohe. Die „27“ bot offenbar ausreichend Anlass für dieses Geplänkel, das allerdings nicht vom Club ausgegangen war. Der ehemalige Spieler Anthony Modeste war ein wenig beleidigt, weil der FC seine frühere Trikotnummer, mit der er es in Köln zu einigem Ruhm gebracht hat, an Neuzugang Davie Selke weitergereicht hatte. Respektlosigkeit warf der Franzose (jetzt Dortmund) seinem Ex-Club vor. Der FC reagierte gelassen. In einem Social-Media-Post ist Trainer Steffen Baumgart in seiner Zeit als Profi bei Hansa Rostock zu sehen – auf dem Trikot: die Rückennummer 27. Und Modeste ist nun anscheinend nicht mehr ganz so beleidigt.

Keine Frage, all das war einzuordnen in die Rubrik „belanglos“. Viel Rauch um nichts also – das ist in anderer Hinsicht gerade nicht vorstellbar. Denis Huseinbasic ist auf dem besten Wege, eine große Nummer beim FC zu werden (obschon er sich mit der „8“ begnügt). Schon in der Hinrunde der Bundesliga wusste er im Mittelfeld zu überzeugen: mit Laufstärke und Aggressivität, mit spielerischen Fähigkeiten und Abschlussstärke (zwei Treffer in neun Spielen) – also genau jenen Eigenschaften, die Baumgart in seiner Stellenbeschreibung der Profis abgedeckt haben will. Um ja keine Schwachstelle in seinem aufs Kollektiv ausgerichtete intensiven Pressingsystem ausgleichen zu müssen.

Baumgart legt Veto ein bei Huseinbasic-Wechsel ein

Huseinbasic erfüllt die Vorgaben des Solidaritätsfußballs. Bislang in weit höherem Maß als erwartet. Im Sommer war er aus der Regionalliga in die Bundesliga gewechselt. Anfangs wurde er in der Kölner Reserve eingesetzt, ein Leihgeschäft zu einem Zweitligisten stand im Raum, doch Baumgart legte sein Veto ein. Dafür ist ihm der 21-Jährige immer noch dankbar. Er habe sich in der Regionalliga-Mannschaft gezeigt, sagte Huseinbasic neulich der „Kölnischen Rundschau“ – „und meinen Weg ins Profi-Team Schritt für Schritt gefunden“. Inzwischen ist er dort längst angekommen. Auch dank Ziehvater Baumgart, den er als „super Typ“ bezeichnet. Von den Tipps des Trainers profitiert er. „Er“, sagt Huseinbasic, „war auch für mich da, als ich noch nicht im Spieltagskader stand. Er hat mir gesagt: ,Bleib ruhig und mach weiter so. Deine Zeit wird kommen’.“

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Die Zukunft ist schnell, sie hat die Gegenwart abgehängt. Selbst wenn anfangs seine Zurückhaltung überwog, die jedoch ist nicht zu verwechseln mit Unterwürfigkeit. „Ich wusste immer, was ich kann. Und es freut mich natürlich, dass ich das auch in der Bundesliga so gut umgesetzt bekomme“, sagte der Deutsch-Bosnier unlängst – nicht ohne die erforderliche Portion Selbstbewusstsein. Der Junge aus dem hessischen Erbach im Odenwald hat sich freigeschwommen im Haifischbecken Bundesliga.

Marktwert auf zwei Millionen Euro gesteigert

Das Schnäppchen von einst hat sich beinahe zum Verkaufsschlager entwickelt. Für eine Ablöse von 50 000 Euro war er im Sommer von Kickers Offenbach nach Köln gewechselt. Eine Investition, die sich für den FC um Geschäftsführer Christian Keller längst rentiert hat. Der Marktwert des Spielers liegt nun laut transfermarkt.de bei zwei Millionen Euro. Als billige Ware vom Grabbeltisch galt er ohnehin nie. Im Sommer hatte er mehrere Optionen für einen Wechsel in höhere Ligen. Er entschied sich für den FC. Huseinbasic passt genau ins Anforderungsprofil des Bundesligisten, der sich als Entwicklungsclub sieht, um im besten Fall die leeren Kassen mit beträchtlichen Ablösesummen für die einstigen Talente zu füllen.

„Unsere Aufgabe ist es, Spieler zu entwickeln. Das macht auch Freude. Wenn ich zum Beispiel Denis Huseinbasic sehe, den kein Mensch auf dem Schirm hatte und der nun sehr ordentlich auf höchstem Niveau mithält, dann ist das einfach toll“, sagte FC-Geschäftsführer Christian Keller im Interview mit dem GA.

Debüt für die deutsche U21 mit einem Treffer

Dass Huseinbasic einiges an Talent geschenkt wurde, ist auch anderen nicht verborgen geblieben. Von Trainer Antonio Di Salvo erhielt er im November eine Nominierung für die U21-Nationalmannschaft. Bei seinem Startelfdebüt gegen Italien (4:2) erzielte er seinen ersten Treffer für die DFB-Elf. „Da bleibt er sensationell cool vorm Tor“, lobte selbst TV-Experte und Ex-Nationalspieler Markus Babbel den Kölner Jungstar.

Es wirkt tatsächlich schon reichlich reif, was Huseinbasic da vorträgt. Das war nun auch gleich zum Jahresauftakt im Test gegen den Hamburger SV (4:0) zu beobachten, in dem er zwei Treffer erzielte. „Er hat eine sehr gute Entwicklung genommen, steht aber noch ganz am Anfang”, sagte Baumgart in seiner bewährten Art des Auf-dem-Boden-Haltens.

Huseinbasic erzielt zwei Treffer zum Jahresauftakt gegen den HSV

Nun ja, einige Schritte weg von der Startlinie ist Denis Huseinbasic schon marschiert. Und sollte er weiterhin sparsam mit seinen Gedanken an den großen Erfolg umgehen, sind weitere Fortschritte sicher nicht aufzuhalten. „Ich spiele einfach mein Spiel – so, wie ich es bereits in der Vergangenheit in Offenbach getan habe“, sagt er selbst. Bisher ist er damit sehr gut gefahren. Der Weg zur großen Nummer aber ist noch weit.

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