Funkels Taktik Der FC braucht im Endspurt mentale Stärke

Köln · Über die Psyche scheint FC-Coach Friedhelm Funkel den Schlüssel zum Erfolg in Köln gefunden zu haben. Nun geht es für die Geißböcke in die Vor-Quarantäne.

 Gespräche sind wichtiger als Training: FC-Trainer Friedhelm Funkel (rechts) setzt auf den Dialog mit seinen Spielern, hier Jonas Hector.

Gespräche sind wichtiger als Training: FC-Trainer Friedhelm Funkel (rechts) setzt auf den Dialog mit seinen Spielern, hier Jonas Hector.

Foto: AP/Martin Meissner

Die Spurensuche nach den plötzlichen Erfolgen des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln und der damit verbundenen Chance auf den Klassenerhalt führt immer wieder unweigerlich zu Friedhelm Funkel. Entgegen einiger Skepsis bei der Amtseinführung hat der 67-Jährige offenbar einige Stellschrauben gefunden, deren Justierung den sportlichen Erfolg zurückgebracht hat. 

Dabei setzt Funkel auf ein vermeintlich leichtes Mittel: den direkten Dialog. Seit der ersten Trainingseinheit am Geißbockheim sucht der Coach Einzelgespräche mit seinen Spielern. In der neuen Folge der FC-Doku „FC 24/7“ sieht man zudem seine emotionalen Ansprachen vor den Begegnungen. Funkel erreicht seine Mannschaft. „Ich muss in die Köpfe der Spieler kommen. Gespräche sind wichtiger als Training, obwohl wir auch sehr konzentriert auf dem Platz arbeiten werden“, sagte Funkel vor einigen Wochen. „Denn der Kopf ist in unserer Situation genauso wichtig wie der Fuß.“

Um den Kopf frei zu bekommen, sucht Funkel aktuell auch nach dem optimalen Gleichgewicht zwischen Training, Spaß und Freiräumen. Genau eine Woche vor der wichtigen Begegnung gegen den SC Freiburg (Sonntag, 13.30 Uhr, Sky), dem Startschuss für den Saison-Endspurt, hat der Trainer seinen Spielern nach einer Partie Paddel-Tennis zwei Tage frei gegeben, wie auch schon nach dem Erfolg über den FC Augsburg. Erst am Dienstag kehren die Kicker wieder auf den Trainingsplatz zurück.

FC zieht es zur Quarantäne ins Schloss Bensberg

Einen Tag zuvor begeben sie sich allerdings in eine Vor-Quarantäne. Kontakte werden auf den eigenen Hausstand und die Mannschaft begrenzt. Ein vorzeitiges Saisonende soll für alle Bundesligisten unbedingt verhindert werden. Dank der Vor-Quarantäne soll kein infizierter Spieler in die anschließende Quarantäne einziehen. Diese hält der FC im Schloss Bensberg ab dem 13. Mai ab – in einem Fünf-Sterne-Hotel vor den Toren der Domstadt. „Ich wollte unbedingt, dass wir ein Stück weit raus aus Köln sind, wo wir an die frische Luft gehen können, ohne dass wir anderen Leuten begegnen, wo nicht viel los ist“, sagte Funkel dem „Express“. Störgeräusche sollen eliminiert werden, der Fokus liegt auf den drei Endspielen.

Denn nach wie vor schwebt das Damoklesschwert Abstieg über den Köpfen der Geißböcke. Zumal die aktuelle Tabelle nicht der ganzen Wahrheit entspricht. Zwar belegt Köln aktuell den Relegationsplatz, der FC hat aber auch drei Spiele mehr absolviert als Hertha BSC Berlin auf Rang 17. Die Berliner bestreiten am Montagabend das erste der Nachholspiele beim FSV Mainz 05.

Andersson hofft auf Einsätze

Die seelische Regeneration hat noch einen netten Begleiteffekt: Auch bei den angeschlagenen Spielern geht es voran. Ismail Jakobs und Sebastian Andersson schoben am Samstag individuelle Einheiten, um schnell wieder zurückzukommen. Gerade der Schwede könnte noch zu einem Unterschiedsspieler im Abstiegskampf avancieren. Sein Einsatz gegen Augsburg hatte auf den ersten Blick keinen zählbaren Einfluss, sehr wohl schaffte der Angreifer aber Räume, die unter anderem Ondrej Duda eindrucksvoll nutzte.

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Foto: dpa/Cathrin Mueller

Als Zielspieler ist er von enormer Bedeutung. Eben in jener Funktion, die dem FC in den meisten Spielen der Saison gefehlt hat. Das hat Trainer Funkel immer wieder betont. „Ich hoffe schon, dass ich in den letzten drei Spielen zum Einsatz komme“, sagte Andersson, dessen Knieprobleme sich abgeschwächt haben, aber noch nicht komplett abgeklungen sind. Auch er betont, wo Funkels Ansatz liegt: „Er redet viel mit uns Spielern, das gibt uns ein positives Gefühl“, sagte Andersson dem „Express“.

Positiv ist auch das Gespräch zwischen Horst Heldt, FC-Finanzchef Alexander Wehrle und Peter Stöger verlaufen. Die FC-Verantwortlichen und der ehemalige Kölner Coach tauschten sich am Sonntagnachmittag in einer einstündigen Videokonferenz zur Nachfolge von Friedhelm Funkel aus. In dem Gespräch soll es unter anderem um einen möglichen Kader sowie einen potenziellen Trainerstab gegangen sein. In der kommenden Woche soll es ein weiteres Gespräch geben.

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