Starker Auftritt gegen den BVB Der FC gewinnt das Spektakel-Spiel gegen Dortmund mit 3:2

Köln · In einem Spektakel hat der 1. FC Köln Borussia Dortmund mit 3:2 geschlagen. Durch den dritten Saisonsieg kann sich das Baumgart-Team in der Tabelle nun nach oben orientieren.

1. FC Köln - Borussia Dortmund​
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Nein, dass der frühere Publikumsliebling freudestrahlend und mit offenen Armen in Müngersdorf empfangen werden würde, davon war nicht auszugehen. Die Begrüßung des Ex-Kölners fiel dann auch, vorsichtige ausgedrückt, sehr verhalten aus. Schon bei der Namensvorstellung von Anthony Modeste gab es gellende Pfiffe von den Rängen, dabei hatte der Torjäger den FC ja in der vergangenen Saison mit seinen Treffern noch ins internationale Geschäft geschossen. Dass die FC-Fans mit den Umständen seines Wechsels nach Dortmund aber alles andere als begeistert waren, brachten sie deutlich zum Ausdruck. Der gebürtigen Kölner Salih Özcan blieb von solchen Unmutsbekundungen verschont. Selbst wenn er nun im BVB-Trikot sein 100. Bundesligaspiel bestritt – 95 davon für den FC.

Keine Schonung erhielten die Fans, die ein Spektakel erlebten, einen Krimi, an deren Ende die Heim-Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart einen 0:1-Rückstand in einen 3:2 (0:1)-Sieg drehte. Das Stadion tobte – nicht, weil Modeste einen Treffer erzielt, sondern, weil der 1. FC Köln den dritten Saisonsieg eingefahren hatte und in der Tabelle nun nach oben blicken darf. Es war ein leidenschaftlicher Auftritt, den die Kölner gegen den nachlässigen Favoriten da hinlegten, der Erfolg nicht unverdient.

Im Vergleich zum Auswärtsspiel beim VfL Bochum vor der Länderspielpause änderte Baumgart seine Startelf auf zwei Positionen: Luca Kilian, der Abwehrspieler mit schwarz-gelber Vergangenheit, kam für Nikola Soldo in der Zentrale zum Zug, und Linton Maina ersetzte Jan Thielmann, der sich kurz vor dem Spiel krankheitsbedingt abmeldete. Ansonsten nichts Neues im Westen der Stadt.

Starke Kölner Anfangsphase

Die Anfangsphase gehörte klar den Gastgebern. Die Baumgart-Elf lief wie gewohnt immer wieder früh an und störte so den Rhythmus der Gäste, die zunächst Schwierigkeiten hatten, in der Offensive zur Geltung zu kommen. Ganz anders die Kölner, die bei Ballbesitz schnell umschalteten und früh zu ersten zarten Chancen kamen. Kainz setzte sich auf links durch und bediente Dejan Ljubicic im Rückraum, der sich diesmal im rechten Mittelfeld austobte, doch sein Schuss: zu schwach (3.). Dann war es der Ex-Dortmunder Tigges, der seinen früheren Kollegen wohl nicht zu weh tun wollte. In aussichtsreicher Position versprang ihm die Kugel (8.), schließlich legte sich Maina den Ball eine Minute später im Strafraum zu weit vor.

Es war eine intensive, temporeiche Partie, die da zur Aufführung kam, beide Mannschaften schenkten sich nichts. Die Kölner Innenverteidiger Timo Hübers und Kilian kümmerten sich aufopferungsvoll um Modeste. Vor gesunder Härte schreckte kein Spieler auf dem Platz zurück. Die Zweikämpfe wurden mit aller Intensität geführt. Erst gab es einen Pfiff von Schiedsrichter Harm Osmers und schließlich ein Pfeifkonzert von den Rängen, weil Hübers nach einem Foul an seinem Ex-Kollegen Modeste die Gelbe Karte gesehen hatte (21.). Wenig später ereilte Ondrej Duda, eigentlich ein fußballerischer Feingeist, nach hartem Einsteigen gegen Özcan dasselbe Schicksal. Auch der Ehrenfelder Özcan durfte sich keiner Schonung erfreuen.

Gellende Pfiffe gegen Modeste

Die Gäste gewöhnten sich schnell an die Kampfkraft der Kölner und die Pfiffe von den Rängen, die Modeste immerfort begleiteten. Sie zeigten ihre große spielerische Qualität, verlagerten ihr Spiel nach Ballgewinn immer wieder geschickt in die offenen Räume. So verzog Donyell Malen nach einer schnellen Kombination frei vor FC-Keeper Marvin Schwäbe (27.). Es ging hin und her, nicht in der Horizontalen, sondern schnell in die Spitze. Kainz verzog knapp, nachdem er zuvor den Schuss geschickt verzögert hatte (29.). Der Österreicher hatte bei jeder gefährlichen FC-Aktion seine Füße im Spiel. Doch wie sich schöne Kombinationen in Effektivität umwandeln lassen, demonstrierten dann die Dortmunder. Es war eine brillante Aktion, wie Julian Brandt dann den Ball in einer fließenden Bewegung mitnahm, damit die Kölner Abwehrzentrale aushebelte und mit dem Außenrist einschob (31.). Die Vehemenz in den Kölner Bemühungen war erstmal unterbunden. Die Defensive zeigte sich bei schnellen Gegenstößen des BVB so offen wie das berühmte Scheunentor. So bekam Malen die große Chance, auf 2:0 zu erhöhen, doch der Arm des glänzend parierenden FC-Torhüter Marvin Schwäbe hatte etwas dagegen (40.).

Dagegen hatte seine Mannschaft offenbar auch etwas, dass die Dortmunder drei Punkte aus Müngersdorf mitnehmen würden. Sie blieben ihrem offensiven „All-in-Stil“ bei, schmissen alles in den Pot und spielten auch nach dem Wechsel offensiv. Diese mutige und druckvolle Herangehensweise überrumpelte den BVB, sie sollte sich lohnen. Der starke Kapitän Jonas Hector schickte Maina über links auf Reisen, dessen Pass erreichte Kainz, der BVB-Torhüter Alexander Meyer aus kurzer Distanz keine Abwehrchance ließ (53.). Und der Angreifer ließ es sich nicht nehmen, den Doppelpack als Servicekraft höchstselbst zu begleiten. Seine Ecke flog mit gehöriger Präzision und Schärfe in die Mitte, Tigges stieg in den Kölner Himmel und traf seine Ex-Kollegen per Kopf empfindlich – und zwar ins Tor, die Führung für den FC (56.).

FC hält dem Druck stand

Natürlich, die Dortmunder mussten reagieren. Der Druck auf das Kölner Tor nahm zu. Doch das Baumgart-Team verteidigte geschickt, ließ sich – zwangsläufig – etwas tiefer fallen. Ließ es jedoch nicht an Entlastung vermissen. Immer wieder schickte es seine Männer auch in die Offensivzone. So tauchte der eingewechselte Florian Dietz nach langem Anlauf frei vor Meyer auf, doch der Pfosten stand dem Glück im Weg (69.). Der FC konterte weiterhin eiskalt. Dejan Ljubicic erhöhte, weil sein Schuss wie ein Pinselstrich im Kölner Himmel im langen Eck sein Ziel fand (71.). Die Gäste aber ließen nicht nach in ihren Bemühungen um den Anschluss. Und der kam. Eine von Benno Schmitz abgefälschte Flanke des eingewechselten Tom Rothe senkte sich ins Kölner Tor – Schwäbe war machtlos (78.). Der Krimi aber fand ein gutes Ende für die Kölner. Und der Großteil der 50 000 Zuschauer hatte nun keinen Grund mehr zu pfeifen. Es ließ Freudengesänge erklingen.

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