1:1 gegen den Meisterkandidat Der FC zeigt sich mit Dortmund auf Augenhöhe

Köln · Eine Woche nach dem 1:0-Erfolg über Bayer Leverkusen hat der 1. FC Köln auch gegen Borussia Dortmund bewiesen, dass er gegen Spitzenteams mithalten kann.

1. FC Köln: Der FC zeigt sich mit den Spitzenteams auf Augenhöhe
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Schrei war bis auf die Tribünenplätze unter dem Stadiondach zu hören. Jan Thielmann ballte die Faust Richtung Himmel und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Der U21-Nationalspieler weckte in diesem Moment Erinnerungen an seinen Gefühlsausbruch beim 3:1-Erfolg über Hertha BSC Anfang des Jahres, als der 19-Jährige sein erstes Saisontor erzielt hatte. In dieser Situation im Heimspiel gegen Borussia Dortmund am Sonntagabend war der Offensivmann vom eigenen Treffer meterweit entfernt. Im Gegenteil: Thielmann bejubelte seine Grätsche gegen Giovanni Reyna in der 72. Minute. Nach einem Eckball der Kölner lief der Dortmunder Konter über Reyna. Der gerade eingewechselte Thielmann setzte im gegnerischen Sechzehner zum Sprint an und fing den US-Amerikaner, der gerade Luca Kilian enteilt war, noch in größter Not ab. Thielmann verhinderte die Überzahlsituation und somit vermutlich die erneute Führung der Dortmunder.

Zweikampfstärke, Wille, Leidenschaft – in diesem Moment verkörperte der Kölner Youngster so ziemlich alles, was die Kölner Anhänger ihrem FC an diesem Tag unter den gegebenen Vorzeichen gewünscht hatten. Mit Jonas Hector, Florian Kainz, Ellyes Skhiri und Dejan Ljubicic hatten sich gleich vier Leistungsträger der Kölner frühzeitig abgemeldet. Dazu gesellten sich die Ergänzungsspieler Tim Lemperle und Marvin Obuz sowie der Matchwinner aus dem Leverkusen-Spiel, Kingsley Schindler. Vor allem der Ausfall von Kapitän Hector war in der Vergangenheit nur selten zu kompensieren gewesen. Doch wer allein ein Kölner Kampfspiel erwartet hatte, wurde enttäuscht. FC-Trainer Steffen Baumgart hatte aus der Not eine Tugend gemacht und überraschend offensiv aufgestellt. Neben Anthony Modeste stürmte Sebastian Andersson. Dahinter die offensiven Mittelfeldkräfte Mark Uth und Ondrej Duda. Für Hector spielte erwartungsgemäß Jannes Horn. Und als sich nach zehn Minuten mit Benno Schmitz der nächste Leistungsträger abmeldete, erhielt auch Kingsley Ehizibue überraschend viel Spielzeit.

Köln trotzt den Personalsorgen

„Es haben sehr wichtige Spieler heute gefehlt, aber wir wissen, dass wir alle für den Nächsten kämpfen müssen, dann können wir gute Leistungen zeigen“, sagte Louis Schaub. Doch Köln kämpfte nicht nur, der FC machte von Beginn an das Spiel. Erst als Schmitz zur Behandlung vom Feld musste, nutzten die Dortmunder erstmals die Überzahl. Ein Traumpass von Jude Bellingham fand ausgerechnet Marius Wolf. Der Ex-Kölner legte den Ball an Marvin Schwäbe vorbei und brachte Dortmund in Führung. Doch Köln spielte weiter, hatte deutlich mehr Ballbesitz im ersten Abschnitt und schoss auch doppelt so oft auf das gegnerische Tor. Zudem verpasste Modeste eine scharfe Hereingabe von Uth, dieser wiederum den richtigen Zeitpunkt, als er alleine auf Gregor Kobel im Dortmunder Kasten zulief. Nach einer Flanke von Jannes Horn verlängerte schließlich Anthony Modeste, und Sebastian Andersson schob zum 1:1 ein. „Die letzten 30 Minuten der ersten Halbzeit fand ich uns bärenstark“, lobte auch Baumgart sein Team. Einzig, der FC verpasste die Chance, nachzulegen.

So bewerten wir die FC-Spieler gegen Nizza
13 Bilder

So bewerten wir die FC-Spieler gegen Nizza

13 Bilder
Foto: dpa/Marius Becker

BVB-Coach Marco Rose stellte sein Team zur Halbzeit taktisch um und den FC damit zunehmend vor Probleme. Dortmund agierte nun mit einer Dreierkette. „Wenn wir mit Modeste und Andersson vorne spielen, die beide gut mir ihren Körpern arbeiten, fehlt dir das Anlaufen auf die Dreierkette. Da müssen wir schneller reagieren, das ist ein Lernprozess für uns“, sagte Baumgart. Der BVB übernahm die Kontrolle, erarbeitete sich immer wieder Überzahlsituationen, dem FC fehlte mehr und mehr der Zugriff. „Zum Ende sind wir auf zwei Sechser gegangen, das hätten wir früher machen können – wir verbessern uns allerdings alle. Das gilt für mich und auch für die Jungs.“

Schwäbe hält Punkt fest

Vor allem aber das schnelle Umschaltspiel stellte die Kölner Hintermannschaft vor Probleme. So tauchte der ansonsten eher harmlose Erling Haaland plötzlich vor FC-Keeper Marvin Schwäbe auf. Doch die Kölner Nummer eins parierte weltklasse. Immer wieder halfen Thielmann, aber auch Andersson und Modeste im eigenen Defensivverbund aus und verteidigten somit das Remis. „Es war ein gutes Spiel. In der ersten Halbzeit sogar ein sehr Gutes, in der zweiten Hälfte – mit der Umstellung von Dortmund – haben wir Probleme gehabt. Insgesamt ist das, was die Jungs abgerissen haben, allerdings das, was wir sehen wollen. Daher bin ich sehr zufrieden“, sagte Baumgart. Nach dem 1:0-Erfolg über Leverkusen zeigte der FC erneut, dass er mit Spitzenmannschaften mithalten kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort