Joker entscheiden 3:2-Erfolg So veränderte FC-Trainer Steffen Baumgart das Spiel gegen Mainz

Analyse | Köln · Nach dem Erfolg über den FSV Mainz wurde vor allem FC-Verteidiger Luca Kilian für den Siegtreffer zum 3:2 gefeiert. Den Unterschied machten aber vor allem die Einwechselspieler, die Trainer Steffen Baumgart nach einer Stunde brachte.

1. FC Köln: Deshalb war Trainer Baumgart der eigentliche Matchwinner
Foto: Herbert Bucco

Als der Schlusspfiff gegen den FSV Mainz ertönte, ging FC-Trainer Steffen Baumgart leicht in die Knie, reckte die Fäuste in den Himmel und schrie vor Anspannung oder Erleichterung. Dann lief er auf den Platz und herzte seine Spieler. Allen voran Luca Kilian, der den entscheidenden Treffer in der 82. Minute zum 3:2-Endstand erzielt hatte. Baumgart, der seiner Mannschaft ein Essen versprochen hatte, sollte Kilian erstmals in der Bundesliga treffen, wusste natürlich, bei wem er sich für den Erfolg nach 0:2-Rückstand zu bedanken hatte. Kilian wurde in der Rückbetrachtung des Spiels zu recht gefeiert. Jener Kilian, der von Mainz ausgeliehen, von FSV-Coach Bo Svensson in gewisserweise ausgemustert wurde und nun in Köln sein Glück sucht und offenbar auch findet.

Doch Baumgart wusste natürlich auch, dass der Sieg-Torschütze nicht der Game-Changer gegen die Rheinhessen war. „Die ersten 60 Minuten waren wir nicht gut im Spiel, wir haben viele Fehler im Aufbauspiel gemacht“, sagte der Trainer. „Mit den Wechseln kamen wir zurück und dann haben die Jungs gezeigt, was sie auszeichnet.“ Bereits seit Beginn der Saison betont der Kölner Trainer immer wieder, wie wichtig die Ergänzungsspieler seien, dass es keine erste Elf gebe und die Jungs von der Bank immer direkt Gas gäben. „Es zeichnet uns in der laufenden Saison aus, dass jeder Spieler auf seinen Einsatz brennt. Die Jungs brauchen keine Sekunde Anlaufzeit, sondern sind sofort da“, sagte auch Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielerabteilung, am Sonntagvormittag.

Baumgart wechselt den Sieg ein

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Baumgart wechselte nach eben jenen 60 Minuten Salih Özcan, Dejan Ljubicic und Louis Schaub und möglicherweise damit den Sieg ein. Denn die Spieler hatten gerade den Platz betreten, als Ellyes Skhiri nach einer Ecke von Mark Uth das 1:2 erzielte - ohne Unterstützung der Ergänzungsspieler. Der eingewechselte Ljubicic glich allerdings Minuten später mit dem zehnten Joker-Tor der Saison aus und nach einem starken Kopfball von Özcan war Kilian mit dem 3:2 zur Stelle. Doch die Einwechselspieler brachten viel mehr als „nur“ die beiden Torbeteiligungen – darauf könnten zumindest die Statistik, aber vor allem der Spielverlauf deuten.

Denn Köln war nach dem Anschlusstreffer das Spiel bestimmende Team. Und plötzlich gefährlich: Bis zu dem Dreifach-Wechsel kamen die Kölner auf fünf Torabschlüsse. Darunter Ondrej Dudas Distanzschuss aus 25 Metern und Anthony Modestes Kopfball. Jonas Hector und Kingsley Ehizibue (2) scheiterten eher kläglich. Mainz war deutlich zwingender, führte nach sieben Abschlüssen verdient mit 2:0. In der Schlussphase wendete sich aber das Blatt. Köln erhöhte auf 13 Abschlüsse, Mainz kam insgesamt nur noch auf zehn. Ljubicic belebte zudem die rechte Seite sichtbar, suchte immer wieder das Dribbling. Alle drei Einwechselspieler kamen in 30 Minuten auf eine zurückgelegte Strecke von jeweils mehr als vier Kilometern.

Den Unterschied machte aber einmal mehr Özcan. „Man hat heute gesehen mit welcher Stabilität und Mentalität Salih unterwegs ist“, sagte Baumgart nach dem Spiel. „Ich sage das selten, aber er ist im Moment nicht zu ersetzen.“ Der türkische Nationalspieler ordnete unmittelbar nach seiner Einwechslung das bis dahin zerfahrene Spiel, kam in den verbliebenen 30 Minuten noch auf starke 30 Ballkontakte, 13 Zweikämpfe und 22 Pässe, von denen 18 wiederum ankamen. Özcan gab umgehend den Takt vor. Und das, nachdem der 24-Jährige unter der Woche aufgrund einer Erkrankung nicht mit der Mannschaft trainieren konnte. „Wir haben Salih vorher einem Leistungscheck unterzogen, weil es uns nicht hilft, wenn wir einen Spieler einsetzen, der nicht fit ist, weil er nicht trainiert hat. Wir wissen um Salihs Physis, und durch seine Spielweise lebt er sehr davon“, sagte Kessler. „Er hat einen deutlichen Unterschied ausgemacht. Er hat eine fantastische Leistung gezeigt und war einer der Faktoren, die dafür gesorgt haben, dass wir das Spiel noch gedreht haben.“

Mindestens Özcan und Ljubicic untermauerten also Baumgarts Credo der

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