Nach 1:3-Niederlage 1. FC Köln: Deswegen fiel Steffen Baumgarts Fazit positiv aus
Köln · Trotz der verdienten 1:3-Niederlage bei RB Leipzig fand FC-Trainer Steffen Baumgart positive Ansätze beim 1. FC Köln.
Es waren nur noch wenige Sekunden zu spielen, da reckte Steffen Baumgart die Fäuste Richtung Leipziger Himmel, ein vorsichtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Längst war dem Trainer des 1. FC Köln klar, dass sein Team an diesem Abend keine Punkte mehr mit nach Köln nehmen würde, der Champions-League-Platz, den der FC zumindest für einen Abend hätte einnehmen können, in weite Ferne gerückt war. Dennoch konnte der 50-Jährige trotz der 1:3-Niederlage gegen RB Leipzig dem Abend etwas Positives abgewinnen. „Die Jungs sind unabhängig vom Ergebnis drangeblieben, das ist das, was ich sehen will. Die Jungs haben es bis zum Ende gut gemacht“, sagte Baumgart. „In den letzten 30 Minuten hat sich die Qualität der Chancen nochmal erhöht: Sie haben sich das Tor hart erarbeitet und auch verdient.“
Und das erzielte ausgerechnet Tim Lemperle. „Das ist das, was wir von ihm sehen wollen: Dass er arbeitet, dass er macht, dann wird er sich auch die Möglichkeiten erarbeiten. Und dann wird er auch die Chance bekommen, das ein oder andere Mal öfter auf dem Platz zu stehen“, sagte Baumgart. Der Youngster hatte zuletzt ausschließlich in der U21 gespielt, seinen letzten Einsatz bei den Profis bei der 0:5-Klatsche gegen Hoffenheim im Oktober vergangenen Jahres absolviert. Mit einem wuchtigen Kopfball erzielte der 20-Jährige seinen zweiten Saisontreffer. Bei insgesamt 70 Minuten Einsatzzeit eine beeindruckende Bilanz. Auch deswegen wirkte Trainer Baumgart zufrieden. „Wir müssen das Ergebnis bewerten. Es war kein gutes Ergebnis. Und wir müssen die Leistung bewerten. Und wenn ich mir alles anschaue, war das ein gutes Spiel“, sagte der Trainer. „Ich höre dann, dass die erste Halbzeit nicht so gut war. Leipzig hat einmal aufs Tor geschossen und wir haben einmal aufs Tor geschossen. So gefährlich waren sie jetzt auch nicht.“
FC steht in der Defensive sicher, findet in der Offensive nicht statt

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Tatsächlich stand der FC in der Defensive gut. Baumgart hatte die Taktik verändert, bot Ellyes Skhiri und Salih Özcan als Doppelsechs auf. Die beiden Mittelfeldspieler machten die Räume im Zentrum eng. Und auch die Abwehr um Timo Hübers stand lange sicher. Der neue Kölner Abwehrchef hatte gefühlt immer noch ein Bein dazwischen, grätschte hier, grätschte da. Leider dann auch in der 25. Minute – und das nicht regelkonform. Den fälligen Freistoß verwandelte Christopher Nkunku aus 18 Metern. „Der Freistoß war einfach gut reingeschlenzt. Ich kann in diesem Moment nicht spekulieren“, sagte der Kölner Keeper Marvin Schwäbe. „Wenn er von da ins Torwarteck schießt, sehe ich genauso alt aus.“
Zwar blieb es im ersten Durchgang bei dem einen Schuss der Leipziger, doch auch der FC war im ersten Durchgang alles andere als gefährlich. Das sonst so starke Flügelspiel der Kölner fand nicht statt. Nach 45 Minuten stand nur eine Flanke aus dem Spiel heraus auf dem Haben-Konto. Eine Chance suchte man zu diesem Zeitpunkt vergebens. Und das nicht nur, weil Sebastian Andersson in der Sturmspitze den erkrankten Anthony Modeste zu keinem Zeitpunkt annähernd ersetzen konnte. Der Schwede kam im ersten Abschnitt auf acht Ballkontakte. Vor allem, weil Leipzig die Kölner clever zustellte, das Spiel der Geißböcke gar nicht erst zuließ. „In der ersten Halbzeit haben wir die Räume nicht so gut gefunden. Das haben wir erst in der zweiten Halbzeit besser gemacht“, sagte Salih Özcan.
Köln investierte mehr, erhöhte den Druck und wurde ausgekontert. Erst nahm sich Dani Olmo aus 20 Metern ein Herz, anschließend legte der Spanier ab auf José Angelino und es stand 0:3. „Wenn man einen enorm hohen Aufwand betreibt und in vier Minuten aus dem Spiel katapultiert wird“, sinnierte Kapitän Jonas Hector. „Das geht dann manchmal einfach so schnell, wenn du gegen eine Mannschaft spielst, die eine hohe individuelle Qualität hat.“ Und dennoch steigerte sich der FC anschließend, erspielte sich vor allem über die eingewechselten Dejan Ljubicic und Mark Uth nun Torchancen. „Insgesamt war der Sieg von Leipzig verdient, aber wir haben bis zum Schluss weitergemacht, Gas gegeben und unser Ding durchgezogen“, sagte Florian Kainz. Für Baumgart Grund genug, dem Spiel am Ende doch etwas Positives abzugewinnen.