Kurz vor Transferschluss Deswegen sollte der FC auch in der Offensive nachbessern

Analyse | Köln · Nach den zahlreichen Verletzungen aus dem Stuttgart-Spiel hat FC-Sportidrektor Christian Keller weitere Transfers für die Defensive in Aussicht gestellt. Aber reicht das oder müssen die Kölner auch in der Offensive nachbessern?

1. FC Köln: Deswegen muss der FC auch in der Offensive nachbessern​
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Kein aufgeregtes Telefonieren, verhältnismäßig wenige Gerüchte und kein streikendes Faxgerät – drei Tage vor dem Ende der aktuellen Transferphase war von Hektik beim 1. FC Köln keine Spur. Bis am Montagnachmittag das Ergebnis der MRT-Untersuchungen von Jeff Chabot und Benno Schmitz eintrudelte. Beide Defensivspieler zogen sich eine Sprunggelenkverletzung zu, Chabot wurde noch am Montag operiert, Schmitz kann wohl konservativ behandelt werden. Dennoch werden beide dem FC in den kommenden Spielen wohl nicht zur Verfügung stehen. Und damit rudern die Kölner Verantwortlichen nun doch noch einmal zurück. „Mit den Verletzungen ist eine neue Situation entstanden. Wir werden den Transfermarkt in den nächsten Tagen sondieren und schauen, ob wir uns in der Defensive noch einmal sinnvoll verstärken werden“, sagte FC-Sportdirektor Christian Keller am Montagnachmittag.

Eigentlich war es in Sachen Transferbewegung beim FC still geworden. Das hat zwei einfache Gründe: Zum einen hatte der FC schon Anfang Juli seine Wunschtransfers in trockene Tücher gebracht: sechs Neuverpflichtungen, von denen sich die Geißböcke unheimlich viel versprechen – auch perspektivisch. Zum anderen betonten die Kölner Verantwortlichen zuletzt, dass sie dem aktuellen Kader vertrauen und keine „leistungsentscheidenden“ Akteure den Verein noch verlassen würden. Die ganzen Spekulationen nach dem Weggang von Anthony Modeste hatte bei FC-Trainer Steffen Baumgart und Co. ohnehin für viel Unterhaltung, sogar das eine oder andere Lächeln gesorgt, dran sei aber an den Gerüchten nichts. Im Gegenteil, in der vergangenen Woche legte sich Keller fest: Der FC wird keine weiteren Spieler verpflichten, daran würde auch die Qualifikation für die Gruppenphase der Conference League und mögliche Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe nichts ändern.

Das Verletzungspech schon. Denn während mit Kingsley Ehizibue ein Außenverteidiger den Weg Richtung Udinese Calcio eingeschlagen hat, sucht der FC nun händeringend einen Ersatz für Benno Schmitz. In der Nacht hat der italienische Erstligist den Transfer bestätigt. Zwar betonten die Kölner Verantwortlichen immer wieder, dass man mit Kingsley Schindler über einen weiteren Außenverteidiger verfüge. Der 29-Jährige ist aber weit vom Leistungsvermögen eines Benno Schmitz entfernt und wurde zuletzt auch eher in der Offensive eingesetzt. Am Sonntag spielte Schindler gegen den VfB von Beginn an, konnte aber nicht überzeugen.

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Wie geht es weiter in der Offensive?

So soll also eine Verstärkung für die Defensive gesucht werden. Aber reicht das? In der Offensive sieht sich der FC gut aufgestellt. Kein Wunder. Köln verfügt aktuell über fünf nominelle Stürmer, über ein breites Mittelfeld. In der Liga ist der FC zudem ungeschlagen, hat sechs Punkte eingefahren, dazu der Sieg in den Playoffs der Conference League gegen Fehérvár - bislang gibt der Erfolg dem Vorhaben der Kölner Verantwortlichen recht. Zumindest auf den ersten Blick. Denn die Wahrheit ist ein wenig geschönt. Fünf der sechs Punkte in der Liga holte Köln in Überzahl. Nach dem Auftaktsieg gegen Schalke betonte Baumgart, dass gerade die Art und Weise, wie seine „Jungs“ die Überzahl ausgespielt haben, beeindruckend war. Gegen Leipzig und Stuttgart wollte das aber wiederum nicht gelingen.

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Der FC kreierte in beiden Spielen so gut wie keine zwingende Chancen. Ähnlich verhielt es sich im Duell gegen Frankfurt. Auch im Hinspiel gegen Fehérvár war Köln spielbestimmend, hatte aber Probleme, Chancen zu erspielen. Auch, weil es im Sturm hapert. Florian Dietz, aktuell die Nummer eins im Kölner Sturmzentrum, hing zuletzt im luftleeren Raum, fand keine Bindung zum Spiel, wirkt oft zu fahrig, vielleicht noch nicht stabil genug. Auch Steffen Tigges und Sargis Adamyan sind noch nicht da, wo Baumgart sie gerne hätte. Bislang lebte das Kölner Offensivspiel vor allem durch das Kollektiv. Die fünf Tore verteilen sich genauso auf fünf verschiedene Akteure wie die vier Vorlagen auf vier Spieler.

Zudem offenbart sich in Köln aktuell noch ein weiteres Problem. Bereits nach den ersten beiden englischen Wochen zeigen einige FC-Spieler eklatante Ermüdungserscheinungen. Wiederholt betonte Baumgart, dass seine Spieler extrem müde seien. Gegen Stuttgart saßen daher bisherige Leistungsträger wie Dejan Ljubicic oder Florian Kainz zunächst nur auf der Bank. Die Ermüdung hängt sicherlich mit der hohen Intensität zusammen, die der Kölner Trainer von seiner Mannschaft fordert. Bis Donnerstagabend 18 Uhr haben die Kölner Verantwortlichen noch Zeit nachzurüsten. Dass Baumgart seinem Kader vertraut, ist ein sehr positives Zeichen. Daran wird sich der Trainer aber am Ende der Hinrunde messen lassen müssen.

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