Zwischen schlagkräftiger Truppe und Belastungsregulation So will FC-Trainer Steffen Baumgart die richtige Balance finden

Köln · Für den 1. FC Köln stehen entscheidende Spiele auf dem Programm. Steffen Baumgart muss die richtige Balance zwischen schlagkräftiger Truppe und Belastungsregulation finden. Die personelle Situation macht die Sache nicht einfacher.

1. FC Köln: Deswegen muss Steffen Baumgart die richtige Balance finden​
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Als Steffen Baumgart am Mittwochvormittag das Flugzeug im tschechischen Brünn verließ, wirkte der Trainer des 1. FC Köln noch entspannt und ausgeglichen. Das sollte sich schon wenige Stunden ändern. Die Dienstreise zum 1. FC Slovacko ist für den 50-Jährigen und seine Mannschaft ohnehin keine alltägliche. Für den FC steht möglicherweise das letzte Auswärtsspiel im europäischen Wettbewerb in dieser Saison, eventuell ein letztes Mal Europa schnuppern, auf dem Programm.

In der Begegnung gegen den tschechischen Pokalsieger könnte bereits eine Vorentscheidung fallen, ob der FC im europäischen Wettbewerb überwintert und für den Club damit auch im kommenden Jahr eine weitere internationale Dienstreise ansteht. Gewinnt der FC bei Slovacko sowie das mögliche Endspiel gegen Nizza am darauffolgenden Donnerstag, ist den Kölnern das Weiterkommen in der Conference League nicht mehr zu nehmen. Die Zwischenrunde gegen einen Drittplatzierten der Europa League wäre sicher, der Gruppensieg und damit der direkte Weg ins Achtelfinale auch noch möglich, wenn auch unwahrscheinlich. „Die Sachlage ist klar: Wenn wir verlieren, sind wir so gut wie raus. Wenn wir gewinnen, haben wir noch eine Chance. Druck habe ich aber in jedem Spiel. Das gehört einfach dazu“, sagte Baumgart. Sollten die Geißböcke gegen Slovacko nicht gewinnen, hängt viel von der Begegnung der Franzosen gegen den Tabellenführer aus Belgrad ab. Je nach Ausgang hätte der FC noch theoretische Chancen.

Der FC muss gewinnen

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So könnte der FC gegen Freiburg spielen

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Die Situation ist sportlich gesehen also eindeutig: Der FC muss drei Punkte einfahren, um sich eine gute Ausgangsposition vor dem Spiel gegen Nizza zu erarbeiten. Es winken weitere Millionen-Einnahmen. Insofern wäre der Einsatz der aktuellen Stammelf nur folgerichtig. Doch ganz so leicht wird Baumgart die Aufstellung nicht fallen. Denn der FC empfängt nur drei Tage nach dem europäischen Auftritt die TSG Hoffenheim im Kölner Stadion, und Baumgart betonte schon am Dienstag, dass damit die aktuell beste Mannschaft der Liga in Köln vorspielt – neben den Bayern. Der ehemalige Stürmer muss also einmal mehr den Spagat zwischen schlagkräftiger Truppe und ausgeglichener Belastung finden.

Und das ist alles andere als ein einfaches Unterfangen. Denn die personelle Situation hat sich beim Abschlusstraining in Tschechien noch einmal deutlich verschlechtert. Dejan Ljubicic, Jan Thielmann, Tim Lemperle, Sebastian Andersson, Jeff Chabot und Mathias Olesen stehen dem 50-Jährigen ohnehin nicht zur Verfügung. Im Abschlusstraining verletzten sich nun auch Jonas Hector und Kristian Pedersen. Der Kölner Kapitän war mit Eric Martel zusammengeprallt und musste gestützt vom Platz gebracht werden. Auch Pedersen brach das Training frühzeitig ab. „Das sind Sachen, die im Fußball passieren. Damit müssen wir leben“, sagte Baumgart. „Stand jetzt gehen wir davon aus, dass beide nicht dabei sein werden.“ Wie Baumgart die Ausfälle kurzfristig kompensieren will, stand am Abend vor dem Duell noch nicht fest. „Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir in einer ganz anderen Art und Weise spielen“, so der Trainer.

Dazu wirkten die Kölner zuletzt nicht mehr ganz frisch, kassierten alleine in den jüngsten fünf Spielen 15 Gegentreffer, dazu insgesamt schon vier Platzverweise und drei Eigentore in der Liga. Auch deswegen führte Baumgart mit seinem Team vor der Abreise noch intensive Gespräche.

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Baumgart muss die richtige Balance finden

Aus Gründen der Belastungssteuerung rotierte der Trainer bereits im Hinspiel Mitte September auf zahlreichen Positionen, vertraute zunächst einer verstärkten B-Elf. Nach einer komfortablen 2:0-Führung verloren die Kölner den Faden und Slovacko führte den FC an den Rande einer Niederlage. Erst mit der Hereinnahme von Leistungsträgern wie Ellyes Skhiri, Jonas Hector und Timo Hübers änderte sich das Bild wieder und der FC gewann unterm Strich doch noch verdient mit 4:2. Wie gefährlich Slovacko sein kann, erfuhr vor zwei Wochen erst OGC Nizza, der eigentliche Topfavorit der Gruppe D. Nizza unterlag dem Tabellenzehnten der tschechischen Liga 1:2 und öffnete damit den Kölnern wieder die bereits verschlossen geglaubte Tür zur Zwischenrunde.

Und dennoch wird es Baumgart auch darum gehen, Körner zu sparen. Und das nicht nur wegen des schweren Spiels gegen den vermeintlichen Angstgegner aus Hoffenheim. Denn für die Geißböcke stehen zum Endspurt vor der Winterpause gleich sechs Spiele in 17 Tagen auf dem Programm. Auf die Begegnungen gegen Slovacko und Hoffenheim folgen die beiden nächsten englischen Wochen mit dem Europapokal-Auftritt gegen Nizza in Köln (3. November) und dem Auswärtsspiel in Freiburg (6. November) sowie dem Heimspiel gegen Leverkusen (9. November) und dem Jahresfinale bei Hertha BSC (12. November). „Wenn die drei Wochen vorbei sind, mache ich erst mal drei Kreuze“, erklärte Baumgart.

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