“Die minimale Berührung ohne eindeutige Bewegung reicht nicht“ Deswegen war der Elfer gegen den FC regelkonform

Köln · Nach der bitteren 0:5-Niederlage des 1. FC Köln beim FSV Mainz wurde vor allem über den ersten Gegentreffer heftig diskutiert. Hätte der Elfmeter von Marcus Ingvartsen zählen dürfen oder nicht? Experte Alexander Feuerherdt hat eine eindeutige Meinung.

1. FC Köln: Deswegen war der Elfmeter gegen den FC regelkonform​
Foto: dpa/Thomas Frey

Der Stimmung im Gästeblock konnte das 0:5 keinen Abbruch tun. Rund 4000 Fans waren auch nach dem Schlusspfiff in ihrem Element. Trotz der bitteren Niederlage beim FSV Mainz wurde die Mannschaft des 1. FC Köln von den eigenen Fans gefeiert. Wieder einmal mit Pyros, auf den FC kommt wieder eine saftige Strafe zu. Das Team hat sich dennoch in den vergangenen Monaten einen Kredit erspielt, dem konnte auch der schwache Auftritt beim FSV wenig anhaben. „Wir wissen, dass uns die Fans unterstützen, und darauf zählen wir – wir wollen so oft es geht etwas zurückgeben“, sagte FC-Kapitän Jonas Hector unmittelbar nach der Pleite. „Letzte Woche hat es geklappt, heute auf keinen Fall.“

Auch, weil der FC sich gleich in mehreren Situationen selbst schwächte und damit auch in gewisser Weise selbst schlug. Vor allem in der Person von Luca Kilian. Der Innenverteidiger brachte nach einem haarsträubenden Fehler Karim Onisiwo zu Fall, verursachte einen Elfmeter und sah Gelb. Dabei berührte Kilian den gegnerischen Angreifer leicht an der Schulter, anschließend aber mit dem Knie an Oberschenkel und Hüfte. „In der Laufbewegung kann ein solcher Kontakt tatsächlich ausschlaggebend für einen Sturz sein, zumal er mir hier ursächlich dafür zu sein schien, dass Onisiwo mit dem rechten Fuß in den Rasen trat und dann fiel“, sagt Alexander Feuerherdt, Schiedsrichter-Experte und Gründer des Podcasts „Colinas Erben“. „Andererseits schien es mir Onisiwo auch auf den Kontakt anzulegen, ihn zu "suchen", wie man so sagt, um einen Elfmeter zu "ziehen". Dafür spricht etwa, dass er das rechte Bein etwas unnatürlich nach außen gestellt hat. Auch die Art und Weise, wie er zu Boden ging, wirkte eher vorbereitet. Kilians Verhalten war allerdings recht ungeschickt und der Elfmeterpfiff insoweit nachvollziehbar“, so der Experte weiter. „Klar und offensichtlich falsch war die Entscheidung aus meiner Sicht jedenfalls nicht, allerdings halte ich sie auch nicht für die bessere von zwei denkbaren.“

“Es hätte die Rote Karte geben müssen“

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Foto: dpa/Marius Becker

Über den Elfmeterpfiff an sich wurde auch nicht diskutiert. Viel mehr über die Farbe der Karte und die Ausführung. Denn Kilian war mit Gelb offenbar noch gut bedient. „Wenn man den Kontakt am Oberschenkel als ursächlich für den Sturz betrachtet, kann von einer Ballorientierung eigentlich nicht die Rede sein. Kilian ist hier ja nicht beim Versuch, den Ball zu spielen, einfach nur einen Moment zu spät gekommen. Deshalb hätte es aus meiner Sicht sogar die Rote Karte wegen einer nicht ballorientierten "Notbremse" geben müssen. Klar, das wirkt überhart, wenn man es ins Verhältnis zu der Aktion selbst setzt. Aber regeltechnisch wäre es nach meinem Dafürhalten richtig gewesen“, sagt Feuerherdt.

Die Kölner Fans echauffierten sich unterdessen viel mehr über das 1:0. Denn Torschütze Marcus Ingvartsen berührte den Ball möglicherweise vor der eigentlichen Ausführung. Erinnerungen an den Elfmeter von Florian Kainz im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV wurden wach, als der FC in der Vorsaison gegen den Zweitligisten ausschied. „Ich will jetzt nicht als schlechter Verlierer hier stehen, aber da wird ein Elfmeter ausgeführt, wo der Schütze nachweislich den Ball zweimal berührt. Da frage ich mich ganz ehrlich, warum das in Köln nicht gesehen wird“, sagte Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielabteilung. Ganz so eindeutig bewertet der Experte die Situation nicht. „Laut Regel 14 ist der Ball beim Strafstoß im Spiel, wenn er berührt wurde und sich eindeutig bewegt hat“, sagt Feuerherdt. „Das war hier aus meiner Sicht nicht der Fall: Vom Fleck bewegt hat sich der Ball nicht, das wäre aber das Kriterium für eine "eindeutige Bewegung". Die minimale Berührung ohne eindeutige Bewegung reicht nicht, um die Ausführung irregulär werden zu lassen. Das war bei Kainz im Pokal eindeutig anders.“

FSV Mainz - 1. FC Köln
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Eine eindeutige Bewegung will man auch im Kölner Keller nicht ausgemacht haben. „In einer Einstellung sieht es so aus, als wäre eine Bewegung vom Ball nachzuweisen, in der anderen Einstellung sieht es wieder nicht danach aus. Wir können nur korrigieren, wenn wir einen klaren Beleg dafür haben, der lag hier nicht vor“, so VAR-Chef Jochen Drees. Für Mainz-Sportdirektor Martin Schmidt spielte die Entscheidung ohnehin keine große Rolle. „Dann hätten wir halz 4:0 gewonnen.“ Auch dann hätten die Kölner Fans ihre Mannschaft gefeiert.

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