Kaderanalyse - Abwehr Deswegen war die Defensive des 1. FC Köln so erfolgreich

Analyse | Köln · Das Abwehrspiel des 1. FC Köln stellte sich über die gesamte Saison hinweg als konstanter Faktor heraus. Aber auch im Vergleich mit der Konkurrenz beeindrucken die Leistungswerte im Spiel gegen den Ball.

1. FC Köln: Deswegen war die Abwehr des FC so erfolgreich​
Foto: dpa/Tom Weller

FC-Innenverteidiger Luca Kilian konnte sich nach eigener Aussage nicht mehr vollständig an die Geschehnisse der vorherigen Nacht erinnern. Fotos in sozialen Medien verrieten, dass der Spieler des 1. FC Köln mit seinen Kollegen in der Nacht zu Sonntag einen feuchtfröhlichen Saisonabschluss inklusive Poolparty im Entmüdungsbecken und oberkörperfreier Ehrenrunde im Stadion zu später Stunde gefeiert hatten. Grund zur Freude war dabei sicherlich nicht nur der bevorstehende Urlaub. Die Mannschaft blickt auf eine erfolgreiche Saison mit dem Ergebnis des siebten Tabellenplatzes und dem Einzug in die Conference League zurück. FC-Trainer Steffen Baumgart hat es mit seinem offensiv geprägten Fußball geschafft, dass die nahezu selbe Mannschaft der vorherigen Saison in der Bundesliga souverän bestehen konnte.

Anders als es das Wort vermuten lässt, liegt der Fokus bei Baumgarts „Offensivfußball“ genauso im Spiel gegen wie mit dem Ball. Der 50-Jährige legte dabei Wert darauf, die gegnerische Mannschaft nicht zu weit in die eigene Hälfte vordringen zu lassen. „Die Verteidigung fängt vorne an und wenn vorne von den Stürmern schon jeder mitmacht, dann tun wir uns hinten auch deutlich leichter, weil wir die Ballgewinne weiter vorne haben. Der Gegner kann dann nicht so in Ruhe aufbauen, wie wenn man nur ab der Mittellinie angreift“, erklärte Rechtsverteidiger Benno Schmitz vor dem letzten Saisonspiel. Beim Blick auf die Defensiv-Statistiken der Saison fällt dementsprechend auf, dass der FC bei der Anzahl der Tacklings, also regelkonformen Ballgewinnungsversuchen, vor allem im vorderen Drittel sehr weit oben, nämlich auf Platz drei, im Ligavergleich landet. Infolgedessen sind im Vergleich weniger Abwehraktionen in der Mitte (Platz neun) und im letzten Drittel der Verteidigung (Platz elf) nötig.

Pressing als entscheidender Faktor

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Foto: dpa/Marius Becker

Von Beginn an waren die „hohe Intensität“ und Laufarbeit beim Coach gefragt, damit Gegenspieler früh unter Druck gesetzt werden können. Auch diesen Forderungen kam die Mannschaft nach. In der Ligastatistik liegen die Kölner bei der Anzahl der getackelten Gegenspieler (654) auf Platz sechs. Den gleichen Platz erreicht die Mannschaft bei den anschließenden Ballgewinnen (400). Besonders aufmerksam reagierten die Profis aber auf Dribblings, also länger geführte Ballbesitzphasen des Gegenspielers. Gegen diese ist der FC am häufigsten in das Tackling gegangen. Zum Vergleich liegt Meister Bayern München fünf Plätze dahinter. Die Kölner waren jedoch nicht nur zur Stelle, sondern gewannen die Bälle auch schnell für sich. 2000-mal übten sie Druck aus und eroberten binnen fünf Sekunden den Ball - Platz eins der Liga hinter Eintracht Frankfurt. FC-Mittelfeldspieler Salih Özcan landet in der Kategorie auf Platz drei aller Spieler.

Außenverteidiger häufig im Eins-gegen-eins

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Foto: Bernd Thissen

Dennoch ruhten sich die eigentlichen Abwehrspieler nicht auf den frühen Angriffszügen ihrer Vordermänner aus. Sowohl bei den Ballberührungen im Strafraum als auch im ersten Drittel der Abwehr liegt die Mannschaft von Steffen Baumgart auf Platz eins. Die TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen folgen jeweils dahinter. Luca Kilian landet bei der Anzahl an Ballberührungen im ersten Spielabschnitt unter den ersten 20 Spielern der Liga. Die Verteidigung überzeugte darüber hinaus von einem guten Stellungsspiel. 623-mal konnte die Mannschaft den Ball des Gegners abfangen. Ein Wert, der den FC auf Platz zwei der Liga hinter den VfL Bochum stellt. Innenverteidiger Timo Hübers war hier 75-mal erfolgreich (Platz elf). Neben den Innenverteidigern überzeugten auch die hinteren Außenspieler. FC-Kapitän Jonas Hector tackelte insgesamt 86 Spieler auf der linken Seite und landet damit auf Platz drei aller Spieler. In den gewonnenen Ballgewinnungsversuchen landet der Kapitän auf Platz sieben. Rechtsverteidiger Benno Schmitz ist dagegen am zweithäufigsten gegen Dribblings vorgegangen.

Steffen Baumgart betonte jedoch zu Anfang der Saison auch, dass das mutige Offensivspiel auch mit Gefahren verbunden ist. Die Kölner produzierten elf und damit die dritthäufigsten individuellen Fehler, die zu einem gegnerischen Schuss führten. „Ich erwarte von den Jungs, dass sie hinten rausspielen - und das ist dann eben auch mit Risiko verbunden“, sagte Baumgart nach dem Fehlpass von Hector im Spiel gegen Union Berlin, der unmittelbar zum Gegentor führte. Über die missglückten Abwehrversuche wird sich zu Saisonende jedoch niemand mehr Gedanken gemacht haben. Im Gegensatz zur langen Partynacht am vergangenen Samstag dürften die erfolgreichen Momente umso mehr in Erinnerung bleiben.

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