Analyse zur 2:5-Pleite Deswegen war die Niederlage des FC gegen Gladbach verdient

Analyse | Köln · In einem hart umkämpften rheinischen Derby musste der 1.FC Köln einige Rückschläge einstecken. Am Ende stand eine 2:5-Niederlage, ein weiterer Verletzter und ein gesperrter Spieler auf Kölner Seite zu Buche. Der FC gab sich verdientermaßen einer gutaufgelegten Gladbacher Mannschaft geschlagen.

1. FC Köln: Deswegen war die Niederlage gegen Gladbach verdient
Foto: dpa/Marius Becker

Das Fazit des Rheinderbys zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln fiel bei FC-Trainer Steffen Baumgart sehr gemischt aus. Zum einen musste auch der 50-jährige feststellen, dass seine Mannschaft den Hintern vollbekommen habe. Zum anderen lief das Spiel aus Sicht des 1. FC Köln außerordentlich unglücklich. Vor allem die Zeitpunkte der Gelb-Roten Karte und dem dritten Gegentor gaben der Fohlen-Elf endgültig die Überhand im Spiel. „Einen Vorwurf mache ich keinem, auch nicht für das Ergebnis. Weil die Jungs einfach gut gearbeitet haben. Wenn wir uns die einzelnen Daten angucken, was so ein Ergebnis nicht widerspiegelt, dann waren wir in vielen Belangen nicht nur ebenbürtig, sondern sogar besser. Was aber keinen interessiert“, resümierte Baumgart auf der Pressekonferenz im Nachgang des Spiels. Die Leistung seiner Mannschaft und das doch eindeutige Ergebnis wollte der Trainer nicht kritisieren. Er nahm seine Mannschaft erneut in Schutz und suchte die Erklärung bei der Qualität der Gladbacher Mannschaft und dem harten Einsteigen von Ramy Bensebaini gegen Dejan Ljubicic. Schlüsselszenen brachen dem FC das Genick

Mit dem eigentlich immer gleichen Spielstil und der gleichen Startaufstellung wie beim Sieg gegen den BVB, begann der FC die Partie. Jan Thielmann fiel noch immer erkrankt aus und der von seiner Verletzung zurückgekehrte Mark Uth nahm erstmal auf der Ersatzbank Platz. Bei ihm reichte es am Sonntag für die ersten 15 Bundesliga-Minuten seit fast fünf Monaten. Die Kölner begannen in ihrem 4-1-3-2-System gegen die Borussia, die nach der herben Niederlage in Bremen einiges gutzumachen hatte.

Die erste große Torchance der Partie gehörte den Gladbachern in Person von Marcus Thuram. Der 25-jährige Franzose, der sich aktuell in seiner herausragenden Verfassung befindet, war auch im Derby wieder einer der Aktivposten im Gladbacher Spiel. Insgesamt schoss der Angreifer fünf Mal aufs Tor und damit genauso oft, wie der FC im gesamten Spiel. Beiden Teams fehlte es in der Anfangsphase an Genauigkeit in der Offensive. Bei den Kölnern landete im Schnitt jeder vierte Ball beim Gegner. In einem von Beginn an hitzigen Derby brauchte es somit eine Standardsituation und ein wenig Glück für das erste Tor. Nach einer Ecke von Jonas Hofmann, der später noch eine entscheidende Rolle im Spiel einnehmen sollte, setzte sich Marvin Friedrich im Duell mit dem zu passiv agierenden Dejan Ljubicic durch und brachte den Ball etwas glücklich mit dem Rücken im Tor der Kölner unter.

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1. FC Köln: Wenige Schüsse, wenige Tore

Ein erneuter Rückstand nach einer Standardsituation für den 1. FC Köln, wie bereits unter der Woche gegen Partizan Belgrad. In Folge der anfänglich etwas Torchancen armen Anfangsphase bekamen die 54 000 Zuschauer im Borussia-Park ein wahres Spektakel geboten. Es dauerte nicht lange bis sich der FC vom Gegentor erholte und sich selbst im Gladbacher Strafraum zeigte. Florian Kainz wurde von Jonas Hofmann gefoult und verwandelte den anschließenden Elfmeter souverän (31.). Die zunehmende Härte des Spiels zeigte sich vor allem in einer Situation: Ramy Bensebaini rauschte mit viel Tempo in den entgegenkommenden Ljubicic, der anschließend ausgewechselt werden musste. Es kam noch dicker für den FC. In der 45. Minute zeigte Jablonski wieder auf den Elfmeterpunkt, dieses Mal auf der anderen Seite. Kurioserweise war es dasselbe Duell, wie beim ersten Strafstoß auch, nur diesmal Kainz der Schuldige und Hofmann der Gefoulte. Für den bereits verwarnten Florian Kainz war das die letzte Aktion im Spiel. Der Österreicher musste die Partie nach seiner zweiten gelben Karte von draußen verfolgen. Den anschließenden Elfmeter verwandelte Bensebaini sicher.

Zwar betonte Baumgart in vielen Belangen das bessere Team gewesen zu sein, der Blick auf die angesprochenen Daten zeigt aber, dass der FC auch vor Kainz Platzverweis große Probleme hatte. Gladbach hatte nach 45 Minuten mehr Torschüsse (5:3), mehr gespielte Pässe (254:146), eine bessere Passqoute (84 Prozent:73 Prozent) als auch den höheren xGoal-Wert (1,01:0,82). Für den FC sprach auch bei den einzelnen Daten bis auf das Eckenverhältnis (3:2) recht wenig.

1. FC Köln: FC spielt schwache zweite Halbzeit

Die zweite Halbzeit begann genauso ernüchternd, wie die erste aufgehört hatte. Lars Stindl traf weniger als eine Minute nach Wiederanpfiff mit einem sehenswerten Spannschuss aus über 20 Metern genau ins Kölner Herz. Die Mannschaft von Steffen Baumgart versuchte mit Aggressivität und Zweikämpfen (8 Fouls und 20 versuchte Tacklings in der zweiten Halbzeit) zurück ins Spiel zu finden, aber um das frühe Gegentor zu verdauen brauchte der FC länger. Auch die Einwechslungen von Baumgart brachten nicht den gewünschten Umschwung. Die Gladbacher erhöhten in der 76. Minute durch Bensebaini auf 4:1. Der Anschlusstreffer durch den eingewechselten Denis Huseinbasic kam zu spät für eine Aufholjagd, die sich alles in allem zu wenig große Chancen herausspielten. Insgesamt standen am Ende nur drei Schüsse aufs Tor für den FC zu Buche. Zu wenig bei einer so offensiv ausgerichteten Spielweise.

Der 21-jährige Huseinbasic, der bereits gegen Dortmund nach seiner Einwechslung den dritten Treffer vorbereitete, kam für Benno Schmitz in die Partie und wusste wieder zu überzeugen. Während Benno Schmitz keinen guten Tag erwischte. Der 27-jährige hatte bei seinen wenigen Ballaktionen (27 Ballkontakte) eine unterirdische Passqoute von etwa 36 Prozent. Thuram setzte mit seinem Treffer per Außenrist den Schlusspunkt in einer Partie, die in wenigen Situation entschieden wurde. Die einzelnen Daten sprachen auch nach dem zweiten Durchgang eine klare Sprache. Die Fohlen-Elf dominierte den FC in allen relevanten Statistiken. Steffen Baumgart wird sich mit Hinblick auf das nächste Bundesligaspiel gegen Augsburg überlegen müssen, wie er mit der zunehmend schwierigen Personalsituation umgehen will. Die Daten gegen Gladbach sprachen jedenfalls nicht für einen Kölner Erfolg.

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