Europa oder Abstiegskampf? Diese Entscheidungen bringt das Jahr 2022 für den 1. FC Köln

Köln · Abstiegskampf, Zitterpartie, attraktiver Offensivfußball - der 1. FC Köln blickt auf ein packendes Jahr zurück. Doch auch 2022 verspricht einige spannende Ereignisse und Entscheidungen bei den Geißböcken. Wir blicken schon einmal voraus.

1. FC Köln: Diese Entscheidungen bringt das Jahr 2022 für den FC
Foto: dpa/Marius Becker

Durchaus euphorisch waren die Protagonisten des 1. FC Köln in das Jahr 2021 gestartet. Kurz vor Weihnachten hatten die Kölner noch eine acht-Punkte-Serie hingelegt, wähnten sich dem Abstiegskampf vorerst entronnen. Die Ernüchterung kam bereits am zweiten Tag des vergangenen Jahres, als der FC eine bittere Pleite gegen den FC Augsburg kassierte. Bis zum Saisonende wurde schließlich gezittert. Auch zu Beginn dieses Jahres ist wieder Euphorie rund um das Geißbockheim zu spüren. Allerdings ist die Ausgangslage eine ganz andere. Ging es zu Beginn 2021 ausschließlich um den vorzeitigen Klassenerhalt, schielt man zumindest im Kölner Umfeld auch gerne weiter nach oben.

25 Punkte, der achte Tabellenplatz, dazu das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen einen Zweitligisten (wenn auch mit dem HSV einen starken) - unter den Kölner Anhängern stellt sich nicht ganz unbegründet die Frage: Europa oder Abstiegskampf? Die Wahrheit wird voraussichtlich irgendwo dazwischen liegen. Trotz des Abgangs von Rafael Czichos wirkt die Mannschaft stabil und konstant genug, um den Klassenerhalt frühzeitig in trockene Tücher zu bringen. Auch, wenn die oft genannte 40-Punkte-Grenze, die vermeintlich zum Klassenerhalt benötigt wird, in diesem Jahr möglicherweise nicht zur direkten Rettung reichen wird. Immerhin beträgt der Vorsprung auf Tabellenschlusslicht Greuther Fürth 20 Zähler, der auf den Relegationsplatz noch immer acht – aktuell ist das ein dickes Polster. „Wir wissen aber, dass die gute Hinserie mit 25 Punkten Gefahren birgt, wenn der eine oder andere sich darauf jetzt ausruht. Es geht nach wie vor darum, so früh wie möglich die Klasse zu halten“, sagt Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielerabteilung.

Und auch FC-Trainer Baumgart mahnt: „Wir sehen ja gleich, wie schwer es los geht. Wir haben ein schweres Auftaktprogramm: Auswärts gegen Hertha, die wieder gut im Kommen sind, dann das Heimspiel gegen die Bayern“, sagt der Coach. „Dann wissen wir schon, ob wir in der Kölner Krise sind oder nicht. Grundsätzlich geht es darum, dass wir die Punkte holen und den Fußball weiterentwickeln wollen.“ Sollte der FC in der Rückrunde erneut 25 Punkte holen, wäre ein einstelliger Tabellenplatz realistisch. Bei der ausgeglichenen Liga wäre Europa dagegen vermutlich noch ein Schritt zu weit. „Es geht zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht zuvorderst um den Tabellenplatz, sondern um die Leistungen der Mannschaft und darum, wie sie die Vorgaben des Trainerteams umsetzt“, sagt Kessler, vermutlich auch aufgrund des dicken Polsters.

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Acht Verträge laufen beim FC aus

Klar ist, sollte der FC zum Auftakt gegen Hertha, die Bayern und dann Bochum ähnlich punkten wie im vergangenen Jahr, ginge der Blick auch schnell wieder nach unten. Damals holte der FC aus den Spielen gegen Augsburg, Freiburg und Hertha BSC gerade einmal einen Zähler. Dennoch wird der Fokus auch 2022 für Baumgart darauf liegen, junge Spieler weiterzuentwickeln, die Mannschaft zu formen. Spieler wie Tim Lemperle oder Marvin Obuz werden voraussichtlich ihre Chancen erhalten und nach und nach in die Mannschaft integriert. Auch kurzfristig kann es weitere Integrationsversuche geben. Dann, wenn der FC noch einmal auf dem Transfermarkt nachlegt. Denn für Sava Cestic und Noah Katterbach könnte es Transfermöglichkeiten geben. Ob Jorge Meré in Köln bleibt, wird sich kurzfristig entscheiden.

Überhaupt werden den FC das Thema „Transfers und Verträge“ noch ein wenig begleiten. Acht Kontrakte laufen bei den Profis im Sommer aus. Darunter die von Leistungsträgern wie Florian Kainz, Benno Schmitz, Louis Schaub und Luca Kilian, für den der FC aber eine Kaufoption hat. Darüberhinaus wird Köln auch spätestens im Sommer wieder mit einem wahrscheinlichen Transfer von Ellyes Skhiri konfrontiert werden. Der Vertrag des Tunesiers läuft bis 2023. Aktuell hat Skhiri einen Marktwert von rund 13 Millionen Euro. Gutes Geld für die klammen Kölner Kassen.

Immenser wirtschaftlicher Schaden für den FC

Viel wird davon abhängen, wie groß der finanzielle Schaden durch die Corona-Pandemie ist. Bei leerem Stadion verliert der FC rund 1,8 Millionen Euro pro Heimspiel. Mindestens im Januar, vermutlich aber noch deutlich länger, wird das Stadion nicht ausgelastet werden können. Ein immenser wirtschaftlicher Schaden, der nur schwer zu kompensieren sein wird. Zudem gibt es noch weitere Personalien. Alexander Wehrle wird Köln spätestens im April verlassen. Damit ist eine Position in der Kölner Geschäftsführung vakant. Neben dem Finanzchef Philipp Türoff und Sportchef Christian Keller soll es einen Nachfolger für Wehrle geben, der sich um die Unternehmensstrategie und das Marketing kümmern soll. Und auch an Steffen Baumgart wird der Verein voraussichtlich rantreten. Schließlich läuft der Kontrakt des Trainers nur bis 2023. „Wenn der Verein das gerne möchte, dann können wir gerne über eine Verlängerung sprechen“, sagte Baumgart in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ich jedenfalls habe nicht vor, bald meine Sachen zu packen, da muss sich keiner Sorgen machen.“

Und dann werden in diesem Jahr auch Weichen im Thema Geißbockheim-Ausbau gestellt werden. Zumindest, wenn es nach Oberbürgermeisterin Henriette Reker geht, die eine Lösung für dieses Jahr prognostiziert. So oder so, der FC steht vor einem spannenden 2022. Und das schon am Sonntag mit der Frage, wer das Kölner Tor hüten wird.

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