Auf Länderspielreise Diese FC-Profis spielen in der Liga-Pause für ihr Land
Bonn · Eigentlich haben die Fußball-Profis gerade Pause. Doch für einige heißt es in diesen Tagen: Einsatz statt Erholung. Wir stellen die Nationalspieler des 1. FC Köln vor, die sich gerade mit ihren Auswahlteams auf Länderspielreise befinden.
Thomas Müller war baff. Jener Thomas Müller, der sonst auf pfiffige Art jede Frage zu parieren weiß. Schlagfertig, nie verlegen um einen guten Spruch. Aber diesmal? Der Münchner, vor rund einem Jahr zurückgekehrt in die Nationalmannschaft, zeigte sich überrascht, musste kurz innehalten. Die Nachricht hatte ihn überrascht. Von wegen ausgedehnter Urlaub in diesem Juni. Der Arbeitsalltag sollte ihn, den Nationalspieler, nicht so schnell loslassen nach Beendigung der Saison 2021/22.
Er habe tatsächlich gedacht, sagte Müller mit einem Achselzucken also im Herbst vergangenen Jahres auf einer DFB-Pressekonferenz, „im Juni habe ich frei“. Falsch gedacht, denn der Offensivspieler hatte die Rechnung ohne die Nations League gemacht, die an diesem Mittwoch in ihre dritte Saison gestartet ist. Bis Ende September wird der Wettbewerb an sechs Spieltagen stattfinden. Zunächst finden vier Spiele binnen eines kurzen Zeitraums statt. Mitte Juni 2023 steigt dann die Endrunde, in der ein Sieger ermittelt wird.
WM in Katar beginnt erst im November
Der aktuelle Einsatz fürs Vaterland in der Nations League kommt dadurch zustande, da die Weltmeisterschaft in Katar verspätet (ab 21. November) stattfindet. Daher beginnt die Nations League bereits im Juni, Müller und Co. müssen also in die Verlängerung, der Urlaub ist aufgeschoben. Zwar hat der 1. FC Köln keine Kandidaten für das deutsche A-Team abgestellt, insgesamt aber müssen neun Spieler der Kölner, fünf Profis sowie vier Nachwuchstalente, vorläufig auf Erholung verzichten.
Das sind die aktuellen Nationalspieler des 1. FC Köln
Einer von ihnen ist Salih Özcan, der den Verein Richtung Borussia Dortmund verlassen wird, jedoch noch bis zum 30. Juni beim FC unter Vertrag steht. Der Kölner Senkrechtstarter hat sich bekanntlich entschieden, für die Türkei zu spielen. Und für die muss er nun in der Nations League ran – in derselben Gruppe wie ein Kölner Noch-Kollege: Mathias Olesen, der für Luxemburg sein Startelfdebüt geben könnte. Beide Teams treffen am 11. Juni im Stade de Luxembourg aufeinander. Zuvor messen sich die Türken am kommenden Samstag (4. Juni) in Istanbul mit den Faröer Inseln, am darauffolgenden Dienstag (7. Juni) auswärts in Vilnius mit Litauen und drei Tage nach der Luxemburg-Partie in Izmir erneut mit Litauen.
Özcan gegen Olesen

Das sind mögliche Wechselkandidaten des 1. FC Köln
Mittelfeld-Talent Olesen hatte sein Debüt für Luxemburg bereits im November vergangenen Jahres gefeiert, doch kam er beim 3:1-Sieg im WM-Qualifikationsspiel in Aserbaidschan nur zu einem Kurzeinsatz. Für sein Land spielt er am kommenden Samstag (4. Juni) gegen Litauen, am 7. und am 14. Juni geht es gegen die Färöer Inseln. Somit könnte er wie Özcan vier Partien innerhalb von zehn Tagen bestreiten. Seit Dezember trainiert die Nachwuchshoffnung fest bei den Profis unter Trainer Steffen Baumgart, hat seinen Vertrag im Februar bis 30. Juni 2024 verlängert. „Die Perspektive beim FC stimmt für mich“, hatte der 21-Jährige gesagt. „Seit ich hierhergekommen bin, konnte ich mich Stück für Stück an den Profibereich heranarbeiten. Das war immer mein Ziel. Im nächsten Schritt möchte ich mich in diesem Bereich etablieren und sehe hier die Chance, den Sprung in die Bundesliga zu schaffen.“
Den Sprung in die österreichische Nationalmannschaft längst geschafft hat Dejan Ljubicic. Nach seiner überzeugenden Saison für den FC ist er nun auch vom neuen ÖFB-Trainer Ralf Rangnick für die anstehenden Nations-League-Begegnungen an diesem Freitag in Kroatien, am darauffolgenden Montag (6. Juni) gegen Dänemark und am Freitag darauf (10. Juni) gegen Frankreich nominiert.
Zum Abschluss des Viererpacks (13. Juni) geht es für den Kölner Mittelfeldspieler mit der Alpenländer-Auswahl in Kopenhagen erneut gegen Dänemark. Für seinen ersten Kader hat Rangnick zwei weitere Kandidaten aus Köln allerdings nicht berücksichtigt: Offensivspieler Florian Kainz und Louis Schaub, der zum Zweitligisten Hannover 96 wechseln wird, stehen nur auf Abruf.
Tim Lemperle für die U21 nominiert
Sein Land bei den kommenden Aufgaben in der Nations League unterstützen darf derweil Ondrej Duda in den Duellen mit Weißrussland (Freitag, 3. Juni), Kasachstan (6. Juni, 13. Juni) und Aserbaidschan (10. Juni). Neben diesen vier für ihre jeweiligen A-Nationalmannschaft berufenen FC-Profis darf sich Tim Lemperle auf internationale Einsätze freuen. Der 19-Jährige wurde erstmal von Trainer Antonio di Salvo für die deutsche U21 nominiert. In Halle/Westfalen bereitet sich die Mannschaft gerade auf die abschließenden Spiele der EM-Qualifikation vor, der Stürmer musste seinen Urlaub unterbrechen. Ein Punkt fehlt dem Di-Salvo-Team noch, um als Gruppenerster im kommenden Jahr ins Kontinentalturnier in Georgien/Rumänien zu starten.
Deutschland spielt an diesem Freitag in Osnabrück (18.15 Uhr/Sat1) gegen Ungarn und am Dienstag darauf auswärts in Lodz gegen Polen (18 Uhr/ ProSieben Maxx). Nach den beiden Partien, die Club-Kollege Jan Thielmann wegen seiner Bänderverletzung verpasst, setzt Lemperle seinen Urlaub fort. Während die Kölner Mannschaft am 27. Juni am Geißbockheim erwartet wird, steigen diejenigen Profis, die noch für ihre Nationalteams im Einsatz sind, eine Woche später ins Training ein. Anstrengung statt Maloche – für Lemperle kein Problem. „Bei einer Erstnominierung für die U21 muss man sich nicht sonderlich hochfahren“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „Das ist Ansporn genug, um richtig Gas zu geben. Da unterbreche ich meinen Urlaub gern.“
Während der von anderen Clubs umworbene FC-Mittelfeldmotor Ellyes Skhiri dem tunesischen Verband für die Qualifikations-Spiele für den Afrika-Cup 2023 aus privaten Gründen abgesagt hat – seine Frau erwartet ein Kind –, sind vier Kölner mit ihrer jeweiligen Juniorenauswahl unterwegs: Emin Kujovic (Montenegro/U19), Damion Downs (USA/U19), Philipp Wydra (Österreich/U19), Jaka Cuber Potocnik (Slowenien/U18).