Nachwuchs des 1. FC Köln Diese FC-Talente könnten den Sprung zu den Profis schaffen
Köln · In den Reihen des 1. FC Köln befinden sich zahlreiche Talente, die das Potenzial für eine zukünftig größere Rolle haben. Die Nachwuchsförderung will der Club durch den Ausbau des Leistungszentrums stärken.
Das Ziel der Kölner ist ambitioniert. Zumindest hat man die Vorgabe schon einige Male von Verantwortlichen der Geißböcke gehört und wurde dann doch meist eines Besseren belehrt. „Wir wollen weg vom Fahrstuhl-Image“, hatte FC-Präsident Werner Wolf unlängst einmal mehr gesagt. Der Verein soll wettbewerbsfähig sein, eine Top-Ten-Platzierung soll mittelfristig immer erreicht werden. Zur Erinnerung: In den vergangenen 29 Jahren landete der FC genau zweimal im einstelligen Tabellenbereich.
Ein Ziel dieser Dimension benötigt mindestens zwei Dinge: ein ausgeklügeltes Konzept und einen imageträchtigen Namen. Mit dem sogenannten Sieben-Jahres-Plan will der FC eben jenes Ziel erreichen. Laut Strategiepapier muss der FC weitere 25 bis 30 Millionen Euro jährlich einnehmen, um „oben“ anzugreifen.
Bereits der zweite Punkt des Sieben-Jahres-Plans ist ein maßgeblicher. „Wir spielen im Juniorenbereich eine übergeordnete Rolle“, sagte Vizepräsident Eckhard Sauren. „Diese wollen wir behalten und unseren Jugendbereich sogar noch ausbauen.“
Trotz einer in die Jahre gekommenen Infrastruktur gehört das Nachwuchszentrum des FC zu den erfolgreichsten – zumindest gemessen an der Einsatzzeit eigener Spieler. Im sogenannten Local-Player-Ranking, einer Rangfolge der Einsatzzeit der mindestens vier geforderten „einheimischen“ Spieler, liegt der FC in der Liga aktuell auf Rang drei.
Verkauf von Ismail Jakobs ist ein gutes Geschäft für den 1. FC Köln
Zudem haben mit Jan Thielmann, Noah Katterbach, Ismail Jakobs, Sava Cestic und Tim Lemperle gleich fünf Geißböcke aus dem eigenen Stall in den vergangenen beiden Spielzeiten im Profifußball debütiert. Jakobs wechselte unlängst für knapp acht Millionen Euro nach Monaco. Ein gutes Geschäft für die Geißböcke und auch ein Fingerzeig für die wirtschaftliche Zukunft.
Kein Wunder also, dass der FC auch weiterhin verstärkt auf die Ausbildung junger Talente setzt. Zum einen soll das Nachwuchszentrum ausgebaut werden. Es soll ein Leistungszentrum für Profis und Junioren an einem zentralen Ort entstehen. Seit sechs Jahren arbeitet der FC an dem Konzept. Der Prozess hat laut „Kölnischer Rundschau“ bereits rund 2,7 Millionen Euro gefressen. Doch er stockt. Laut Geschäftsführer Alexander Wehrle haben Umweltverbände Klage eingereicht. Es geht um das Grundstück, auf dem der FC seine Baupläne umsetzen will. Es gibt also juristische Auseinandersetzungen. Im Frühling 2022 erwartet der FC spätestens die Entscheidung des Oberlandesgerichts.

Der Kadercheck des 1. FC Köln
Dass es sportlich aber eine Weiterentwicklung gibt, zeigte erst unlängst das Trainingslager in Donaueschingen. Mit Tim Lemperle, Marvin Obuz, Meiko Sponsel, Philipp Wydra, Jens Castrop und Keeper Jonas Urbig reisten gleich sechs große Kölner Nachwuchshoffnungen mit nach Baden-Württemberg. Justin Diehl und der ehemalige Hennefer Georg Strauch verletzten sich vor der Reise, hätten sich sonst aber auch präsentieren dürfen.
Tim Lemperle wurde von Markus Gisdol nicht mehr berücksichtigt
Das tat in der Vorbereitung das verbliebene halbe Dutzend. Tim Lemperle und Marvin Obuz wird kurzfristig am ehesten der große Sprung zugetraut. Lemperle hat sein Profidebüt bereits gegeben. Der Offensivmann spielte 15 Minuten bei der unsäglichen 1:6-Niederlage gegen Werder Bremen in der Spielzeit 2019/2020. In der vergangenen Saison fand er unter Markus Gisdol aber keine Berücksichtigung mehr.
Das Gleiche gilt für Marvin Obuz. Der 19-Jährige zeigte in der Kölner Reserve wie Lemperle durchweg gute Leistungen, war erfolgreich vor dem Tor. Für Gisdol war Obuz offenbar nicht gut genug. Und das, obwohl der FC nahezu eine gesamte Saison unter einer erstaunlichen Offensivflaute litt. Gisdol spielte lieber mit einem Überangebot an zentralen Mittelfeldspielern, als auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Aktuell könnten beide Spieler von der nach wie vor angespannten Lage in der Kölner Offensive profitieren. Sowohl hinter Sebastian Andersson als auch hinter Anthony Modeste stehen dicke Fragezeichen.
Insofern könnte sich unter FC-Trainer Steffen Baumgart die Berücksichtigung der Youngster ändern. Der 49-Jährige soll von dem Nachwuchskonzept der Kölner Verantwortlichen überzeugt sein. Der Trainer hat sichtlich Freude an der Arbeit mit den Talenten. „Die Jungs machen richtig Spaß, die Bundesliga hältst du mit ihnen allein aber auch nicht“, hatte der Trainer vor einigen Wochen gesagt. Will heißen, als Ergänzungsspieler sind die Talente sicherlich eine Option für den gebürtigen Rostocker. Zumindest in Teilen.
Meiko Sponsel und Jens Castrop überzeugen in Testspielen
Zum Stamm werden sie in dieser Saison aber sicherlich noch nicht gehören. Aber Baumgart hält die Augen offen, steht immer wieder im direkten Kontakt zu den NLZ-Ausbildern, hat schon Trainingseinheiten und Spiele der U19 besucht. Castrop, Wydra, Sponsel und Ubrig hat er sich im Trainingslager in Donaueschingen genauer angeschaut. In den Testspielen haben sich die Nachwuchskicker präsentiert und ihre Ambitionen aufgezeigt.
Vor allem Sponsel und Castrop sind nachhaltig in Erinnerung geblieben. Beide zeigten auf den Außenbahnen, dass sie möglicherweise eine Alternative werden können. Wydra erzielte im Testspiel gegen den Schweizer Zweitligisten Schaffhausen das 2:0. Der FC ist im Nachwuchs gut aufgestellt. Ein wesentlicher Punkt auf dem Weg des Sieben-Jahres-Plans scheint zumindest zu funktionieren.