Direktes Duell im Abstiegskampf FC-Sportchef Heldt fordert Sieg gegen Mainz 05

Bonn · Bei der 0:1-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg hat der 1. FC Köln nur eine Halbzeit lang überzeugt. Vor dem wichtigen Heimspiel am nächsten Sonntag gegen Mainz 05 steigt der Druck auf die Mannschaft und Trainer Markus Gisdol.

 FC-Sportchef Horst Heldt (l.) hat Trainer Markus Gisdol erneut vorläufig das Vertrauen ausgesprochen.

FC-Sportchef Horst Heldt (l.) hat Trainer Markus Gisdol erneut vorläufig das Vertrauen ausgesprochen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Arbeitsnachweis von Jonas Hector konnte sich am Samstag sehen lassen. Der Kölner Kapitän gewann im Duell gegen den VfL Wolfsburg im Schnitt drei von vier Zweikämpfen, brachte 87 Prozent seiner Pässe beim Mitspieler unter und kam zu den besten Kölner Chancen. Unter anderem traf der ehemalige Nationalspieler nach knapp 15 Minuten aus aussichtsreicher Position die Latte. Bei der 0:1-Niederlage gegen insgesamt harmlose Wölfe war Hector der beste FC-Spieler.

Und auch nach dem Abpfiff gab der 30-Jährige an den Mikrofonen der Reporter eine passable Figur ab. „Wir müssen unsere Leistung über 90 Minuten bringen und nicht über 45 Minuten. Das reicht dann einfach nicht“, sagte Hector. Eine simple, wenngleich doch vielschichtige Erkenntnis. Denn die 45 guten Minuten, die der FC zweifelsfrei gegen den VfL abspulte, reichten nicht nur nicht für ein positives Ergebnis auf der Anzeigetafel oder dringend benötigte Punkte im Abstiegsrennen, sie sorgten frühösterlich für eine Fortsetzung im Eiertanz um die Personalie Markus Gisdol. 

Der Kölner Trainer ist seit Wochen, wenn nicht Monaten angezählt. Immer wieder zog der 51-Jährige seinen Kopf aus der Schlinge. Zuletzt vor gut zwei Wochen, als der FC Borussia Dortmund ein 2:2-Unentschieden abgetrotzt und sogar an den Rand einer Niederlage gebracht hatte. Damals sprach FC-Sportdirektor Horst Heldt dem Trainer das Vertrauen aus, erklärte, man werde die Situation ab nun von Spiel zu Spiel neu bewerten. Die Chance, die anstehende Länderspielpause für einen neuen Impuls zu nutzen, gab der Sportdirektor also für ein weiteres Endspiel her – das Duell gegen Wolfsburg. Zwar lieferte der FC am Samstag eine starke erste Halbzeit ab, war auf dem Feld das bessere Team, unterm Strich gingen die Kölner aber einmal mehr als Verlierer vom Platz.

Kölner Hintermannschaft beim Gegentor zu passiv

Denn nach dem Wechsel spielte nur noch der VfL, näherte sich zunehmend dem Kasten von Timo Horn an und ging dann doch zufällig in Führung. Als nämlich Wout Weghorst und Maximilian Philipp in der 68. Minute unglücklich zusammenprallten, die gesamte Kölner Hintermannschaft den Unfall lieber beobachtete, als dem Ball nachzusetzen und eben jener Weghorst den Ball gekonnt zu Josip Brekalo spitzelte, war es geschehen. Wolfsburg ging doch verdient in Führung. „Wenn man sieht, wie das Tor fällt, dann ist das schon extrem bitter“, sagte FC-Innenverteidiger Rafael Czichos. „Wenn man da oben steht, dann fallen die Dinger so vor die Füße, dann berührt einer noch 17-mal und dann geht der rein.“

Eine unglückliche Situation, doch der FC hatte theoretisch noch eine knappe halbe Stunde Zeit, sich um den Ausgleich zu bemühen. Gisdol brachte mit den Rekonvaleszenten Sebastian Andersson und Florian Kainz sowie den Winterzugängen Max Meyer und Emmanuel Dennis die geballte Sturmkraft, doch der FC entwickelte selbst in der Schlussphase nicht mehr als ein laues Lüftchen. Die beste Chance vergab der defensive (!) Mittelfeldspieler Ellyes Skhiri in der Nachspielzeit, als er freistehend aus wenigen Metern über das Tor köpfte. Kurz zuvor hätte Weghorst auf der anderen Seite aus ähnlicher Position das Spiel schon entscheiden können.

So zeigte der FC eine gute erste Halbzeit, allerdings mit wenigen Chancen, verlor das vermeintliche Endspiel gegen Wolfsburg aber 0:1. Da Mainz und Bielefeld sich im direkten Abstiegsduell 1:1 trennten, belegt der FC nur aufgrund der besseren Tordifferenz den Relegationsplatz, eben punktgleich mit der Arminia. Die Krise im Abstiegskampf spitzt sich also zu.

Sportdirektor Heldt trat am Tag nach der Niederlage vor die Presse und erstickte sämtliche Diskussionen im Keim. „Markus wird gegen Mainz auf der Bank sitzen“, betonte Heldt, der dem Vernehmen nach bereits Gespräche mit potenziellen Nachfolgern geführt haben soll. Unter anderem werden Friedhelm Funkel und Thorsten Fink genannt. Auf Nachfrage wollte Heldt die Namen nicht kommentieren, er dementierte sie aber auch nicht. Der Sportdirektor wies aber auf die Bedeutung der kommenden Begegnung hin.

Gisdol gibt sich gelassen

Am Sonntagabend empfängt der FC den FSV Mainz im eigenen Stadion. „Das Mainz-Spiel müssen wir gewinnen. Es ist wichtig, das deutlich zu machen“, sagte Heldt auch in Richtung seines Trainers, dem er somit ein weiteres Endspiel schenkt. Dieser wischte die angespannte Situation gewohnt zur Seite. „Wenn wir die Leistungen der vergangenen beiden Spiele halten können, und das ist die Aufgabe unserer Mannschaft, dann ist es für uns schnell möglich, zu punkten. Wir haben alles in unserer Hand“, sagte Gisdol.

Allerdings bedarf es da weitaus mehr als nur 45 guter Minuten. Denn Hectors Aussage beinhaltet noch einen kleinen Haken. Auch 90 gute Minuten reichen nicht, wenn die Offensive nicht stattfindet.

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