Einzelkritik zum Saisonauftakt So haben sich die FC-Profis bislang geschlagen

Köln · Zehn Punkte, der neunte Tabellenplatz, gute Leistungen im europäischen Wettbewerb – auf dem Papier hat der 1. FC Köln einen guten Start in die neue Saison hingelegt. Allerdings gibt es bei den Geißböcken auch zahlreiche Baustellen.

1. FC Köln: Die Einzelkritik zur Hinrunde
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Foto: dpa/Swen Pförtner

Linton Maina brauchte nur wenige Augenblicke, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Der 23-Jährige war noch keine 120 Sekunden gegen den VfL Bochum auf dem Platz, da hätte er dem Spiel eine Wende geben können. Aus kurzer Distanz köpfte Maina den VfL-Keeper Manuel Riemann an, stand aber hauchdünn im Abseits. Mit der Wende ließ sich der Außenspieler dann doch bis zur 88. Minute Zeit, als er Riemann tunnelte und zum 1:1-Ausgleich einschob.

Mit dem Remis holte der FC bereits den zehnten Punkt der jungen Saison. In der beeindruckenden vergangene Spielzeit hatten die Kölner nach dem siebten Spieltag zwölf Zähler auf dem Konto, also nur unwesentlich mehr. „Es hätte vielleicht der eine oder andere Punkt mehr sein können, aber die Spiele sind für uns alle schwer, gerade auch mit der Doppel-Belastung“, sagte Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielabteilung am Sonntagabend. „Am Ende kann man mit den zehn Punkten vor der Länderspielpause durchaus zufrieden sein.“ Zumindest hätten diese Bilanz wohl einige Verantwortliche der Geißböcke vor der Saison ungelesen unterschrieben. Die Abgänge der beiden Leistungsträger Salih Özcan und Anthony Modeste, die nicht kompensiert wurden, der selbst auferlegte Sparkurs, die bislang ungewohnte Doppelbelastung mit dem internationalen Wettbewerb – nicht wenige Experten bescheinigten dem FC eine äußert große Herausforderung, vor der der Club da stehen würde. Zumal auch Großkaliber wie die Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig und Eintracht Frankfurt direkt zu Beginn auf dem Programm der Geißböcke standen.

1. FC Köln: Positive Bilanz in der Conference League

„Wir wollen noch mindestens 30 Punkte holen“, sagte Kessler. „Das ist noch ein dickes Brett, das wir bohren müssen. Gerade mit den Spielen, die wir in der Conference League noch vor uns haben.“ Auch dort fällt die Bilanz bislang positiv aus – die sportliche; die unsäglichen Bilder von Nizza werden im Hintergrund aufgearbeitet. Mit vier Punkten führt der FC die Gruppe D an, hat schon durch die beiden nahezu ausverkauften Europapokal-Heimspiele einige Millionen eingefahren, genauso wie durch die ersten Prämien.

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Schein der Statistik durchaus trügerisch ist. Der FC offenbart eklatante Schwächen – vor allem in der Offensive. Die Lücke, die Modeste hinterlassen hat, ist groß, kann von den aktuellen Stürmern des FC nicht ansatzweise geschlossen werden. Weder Steffen Tigges noch Florian Dietz haben aktuell Erstligaformat. Erstaunlich, dass Baumgart und Co. dennoch an dem bisherigen Spielsystem mit Flanken aus dem Spiel heraus festhalten. Auch Sargis Adamyan, von Baumgart im Sommer als zweite gesetzte Sturmspitze genannt, wurde den Vorschusslorbeeren bislang nicht vollauf gerecht.

1. FC Köln: Schwierigkeiten in der Defensive

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Zudem offenbarte der FC große Lücken im Defensivverbund. In fünf der sieben Ligaspiele kassierten die Kölner in der Anfangsphase einen Gegentreffer, immerhin wurden die beiden gegen Schalke und Leipzig nicht gegeben. Ein Problem, das den Kölner Verantwortlichen aus der vergangenen Saison bekannt vorkommen dürfte, nur waren die Gegner nicht so erfolgreich. Einzig Jonas Hector ist in der ständig neu besetzten Viererkette bislang unumstritten. Selbst dem in der vergangenen Rückrunde unangefochtenen Innenverteidiger-Duo Luca Kilian und Timo Hübers unterlaufen teils haarsträubende Fehler. Schon vier Mal netzten Kölner ins eigene Netz ein, Jeff Chabot und Luca Kilian sahen bereits Rot oder Gelb-Rot. Nicht zu vergessen, dass der FC bereits drei Mal in Überzahl spielte.

Dennoch ist die Leistung der Kölner mehr als nur beachtlich. In sieben Wochen absolvierten die Geißböcke zwölf Spiele. „Die Länderspielpause ist auch für den Trainer wichtig“, sagte Baumgart. „Ich weiß nicht, wer das Gefühl kennt, wenn irgendwann Fußball nicht mehr das Wichtigste ist. Das sollte es aber sein. Daher brauchen wir alle mal eine Situation zum Durchatmen.“ Die gönnt der Trainer sich und dem Team, das ab Dienstag bis zum kommenden Montag frei hat – abgesehen von den Nationalspielern, die mit ihren Teams auf Länderspielreise gehen.

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