Hochverdienter Punkt 1. FC Köln erkämpft sich 0:0 bei Union Berlin

Bonn · Der 1. FC Köln hat nach zwei Niederlagen in der Bundesliga wieder etwas Zählbares geholt. Es hätte allerdings auch mehr sein können als das torlose Remis bei Union Berlin.

Die Chance zur Führung hatte FC-Offensivkraft Florian Kainz bei Union Berlin.

Die Chance zur Führung hatte FC-Offensivkraft Florian Kainz bei Union Berlin.

Foto: dpa/Andreas Gora

Die Begrüßung durch die heimischen Fans dürfte Steffen Baumgart geschmeichelt habe. Als „Fußballgott“ besangen sie ihn an der Alten Försterei. Das kam natürlich nicht von ungefähr, hatte der Trainer des 1. FC Köln doch einst zwei Jahre als Profi bei Union Berlin gespielt, gerackert und gearbeitet. Nun war er zurückgekehrt, nicht nur zu seinem früheren Arbeitgeber, den er selbst als Herzensclub bezeichnet, sondern auch in die Heimat. Einen Steinwurf entfernt vom Stadion, mitten in Köpenick, wohnt Baumgart ja mit seiner Familie, wenn er nicht gerade in Köln lebt.

Seine Rückkehr nach Köpenick sollte sich zumindest teilweise lohnen. Denn nach zwei Niederlagen in Folge ohne eigenen Treffer sicherte sich sein Team zumindest ein Remis, das zudem hochverdient war. Zwar musste der FC wieder auf einen Torerfolg verzichten und wartet auch nach dem achten Bundesliga-Spiel gegen Union auf einen Sieg, doch gegen den Achtelfinalisten der Europa League führte ein kampfstarker Auftritt mit dem 0:0 zu einem Ergebnis, mit dem auch Baumgart seinen Frieden machen dürfte. Zumal seine Mannschaft dem Sieg viel näher war. „Das ist ein sehr wertvoller Punkt, den wir gerne mitnehmen und der auch wichtig für die Tabelle ist“, sagte FC-Angreifer Florian Kainz. „Union ist schwer zu bespielen, wir können zufrieden sein.“

2500 Kölner Fans an der Alten Försterei dabei

Baumgart hatte schon vorher gemahnt, „weniger reden, mehr machen“, ehe er das Wesentliche nachschob: „Das Machen ist das Schwierige." Aber beide Teams machten und taten. Es war zwar zunächst kein brillantes Fußballspiel, aber eines, das von großem Kampf und Einsatz geprägt war. Viele Zweikämpfe, hohe Intensität, große Laufbereitschaft – alles Zutaten, die von diesem Spiel erwartet worden waren. Und sie waren gleich zu schmecken in diesem mit 22 000 Zuschauern ausverkauftem Hexenkessel, 2500 davon waren aus Köln mitgereist.

Sie sahen eine Startformation der Kölner, die gegenüber dem 0:2 gegen Wolfsburg drei Veränderungen bereithielt. Benno Schmitz kehrte nach überwundener Krankheit rechts in die Viererkette zurück. Davor baute Baumgart auf Eric Martel als eine Hälfte der Doppelsechs an der Seite von Ellyes Skhiri. Diese sollte das Zentrum verdichten gegen wuchtige Berliner. Auch Offensivspieler Florian Kainz war wieder mit von der Partie. Kingsley Schindler, Mathias Olesen sowie der körperlich angeschlagene Davie Selke mussten zunächst zuschauen.

FC vergibt viele Chancen

Der Österreicher Kainz jedoch meldete sich gleich mit einer Unachtsamkeit zurück. Sein Ballverlust eröffnete Kevin Behrens die erste Chance, doch FC-Torhüter Marvin Schwäbe hatte keine größeren Probleme mit dem Schuss des Stürmers (4.). Die Berliner übernahmen – mit der Selbstgewissheit, ein Jahr zu Hause nicht mehr verloren zu haben – die Kontrolle. Köln lauerte, versuchte immer wieder über den schnellen Linton Maina die richtige Autobahn zum Ziel zu erwischen. Und so entstand die beste Chance in der ersten Hälfte eben nach diesem Strickmuster, als der Ex-Hannoveraner einen Ballgewinn von Schmitz nutzte, sein Pass erreichte Dejan Ljubicic im Strafraum in halbrechter Position, doch der zirkelte den Ball knapp am linken Pfosten vorbei, es fehlten nur Zentimeter (19.).

Union Berlin - 1. FC Köln
52 Bilder

Union Berlin - 1. FC Köln

52 Bilder

In der Defensive agierten die Kölner gegen die körperlich beeindruckenden Berliner stabil und aufmerksam, vor allem bei langen Bällen und deren Zweitverwertung. Die Zweikampfdichte blieb hoch, spielerische gelungene Ansätze dagegen selten. Auch das Mauerwerk der kompakten Unioner hielt stand. Der FC ist ja so etwas wie deren Lieblingsgegner, von sieben Bundesliga-Duellen zuvor verloren die Kölner sechs, holten lediglich ein Remis. Und beinahe hätte es den befürchteten Rückschlag zum 0:1 gegeben, vor dem Baumgart zuvor eindringlich gewarnt hatte („Dann wird es extrem schwer“). Nach einem Luftloch von Linton Maina im Anschluss an eine Ecke, war es Dejan Ljubicic, der nach einem beeindruckenden Sprint mit einer starken Grätsche einen rasanten Konter der Eisernen in brenzliger Situation unterband (27.).

Ansonsten hielt die Baumgart-Elf die Angriffsbemühungen des Gegners auf Sparflamme. Was auch Jonas Hector zu verdanken war. Der Kapitän war zwar sehr beschäftigt auf der starken rechten Seite der Unioner, aber wie gewohnt ein Fels in der Brandung, sicher in den Zweikämpfen, mit Übersicht und Ruhe. Das Remis zur Pause war Ausdruck einer intensiven Partie ohne große Offensivkraft. Lediglich Steffen Tigges forderte noch mit einem ansatzlosen Schuss Union-Schlussmann Frederik Rönnow heraus, der bestand die Prüfung (39.).

Dass der FC, nun in fünf der zurückliegenden sechs Spiele ohne eigenen Treffer, seine Konsequenz im Angriff noch nicht wiedergefunden hat, zeigte sich auch kurz nach dem Wechsel. Nach einem Konter kam Maina in aussichtsreicher Lage im Union-Strafraum an den Ball, doch sein Schuss aus kurzer Distanz zischte beinahe über die Tribüne der Alten Försterei. Tempo und Einsatz stimmten weiterhin – bei beiden Teams. Die besseren Chancen hatten aber die Gäste. Nur die schnelle Faust Rönnows verhinderte den Einschlag eines Kainz-Geschosses (58.). Auf der anderen Seite kam Sheraldo Becker dem Ziel am nächsten, doch sein Schuss nach einer Stunde ging über die Latte. Dann entschied Schiedsrichter Tobias Stieler richtig, als Jeff Chabot der Ball nach einer Ecke an die Hand geprallt war: kein Elfmeter (62.).

Der FC überließ Union die Spielführung, spekulierte auf Berliner Ballverluste im Spielaufbau. Und die geschahen immer häufiger. So hatte Hector die Führung auf dem Fuß, doch erneut hielt der starke Rönnow glänzend (65.). Nur eine Minute später scheiterte Skhiri knapp, nachdem Schmitz in höchster Not einen Konter unterbunden hatte. Und die Kölner blieben im Rhythmus, drängten auf den Sieg. Kainz verzog knapp. Und erneut offenbarte sich die mangelnde Effektivität und Durchschlagskraft im Angriff des FC, der einen überzeugenden Vortrag bot, sich dafür aber nicht belohnte.

Erst als die Kräfte schwanden, fand Union zurück in die Partie. Doch das Baumgart-Team hielt dem Schlussspurt stand und nicht nur die Null vorn, sondern auch hinten. „Wir haben uns angenähert, da fällt bald wieder einer rein“, sagte Kölns Abwehrchef Timo Hübers. Selbst Spielverderber Rönnow zeigte sich überrascht. Er betonte: „Es war ein schweres Spiel, normalerweise lassen wir nicht so viel zu. Natürlich bin ich froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort