Sechster Tabellenplatz Beim 1. FC Köln will man über Europa noch nicht reden
Köln · 28 Punkte aus 18 Spielen, Tabellenplatz sechs – während die ersten Anhänger des 1. FC Köln schon von Europa träumen, treten die Kölner Verantwortlichen auf die Euphoriebremse.
Als der 1. FC Köln vor vier Jahren in die Rückrunde startete, war die Situation eine trostlose. Mit gerade einmal sechs Punkten stand der FC unter Trainer Peter Stöger am Ende der Tabelle. Nur einen einzigen Sieg hatten die Kölner in der Hinrunde verbucht – zumindest in der Liga. Schmerzhafter hätte der Kölner Absturz wohl kaum sein können. Nach 25 Jahren nahmen die Geißböcke in der Spielzeit 2017/2018 erstmals wieder am Europapokal teil, hatten die Serie zuvor überraschend als Fünfter beendet. Doch selbst die beeindruckenden Bilder in Arsenals Emirates Stadion, als rund 10 000 Kölner Fans im Duell gegen die Gunners „En unserem Veedel“ anstimmten, konnten am Ende der Saison nicht mehr über die große Enttäuschung, den Abstieg, hinwegtäuschen.
Und dennoch ist die Sehnsucht nach einer weiteren Saison im internationalen Geschäft bei den Kölner Anhängern verständlicherweise groß. Nach der starken Hinrunde und dem 3:1-Erfolg über die Hertha zum Rückrundenauftakt belegt der FC mit guten 28 Zählern aktuell den sechsten Tabellenplatz, der zu den Europa-Conference-League-Playoffs reichen würde. Während die Euphorie bei einigen Fans hochkocht, bremst man beim FC trotz des 3:1-Erfolgs die Erwartungshaltungen. „Am Ende ist es ein ganz wichtiger Schritt gewesen, um dann frühzeitig den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Wir lassen uns da auch nicht aus der Ruhe bringen. Es ist wichtig, dass wir weiterhin auf dem Platz unsere Stärken rüberbringen.“ Der ehemalige Kölner Torhüter will mit dem FC den angestrebten Weg weitergehen. Die Mannschaft soll das System sowie die Philosophie des neuen Trainers weiter verinnerlichen. Und in erster Linie lautet das Saisonziel nach wie vor: Klassenerhalt.
Die vergangene Saison ist noch nicht vergessen

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Gewisse Parallelen zur Europa-Saison 2016/2017 lassen sich aber nicht abstreiten. Damals holte der FC in den ersten 18 Spielen 29 Zähler, jetzt 28. Anthony Modeste, bislang zwölffacher Torschütze, war damals zum gleichen Zeitpunkt 14 Mal erfolgreich. Diese Vergleiche lässt Kessler nicht zu. „Wir kommen aus einem extrem schwierigen Jahr. Wir haben uns über die Relegation gerettet und sind sehr froh, dass wir Bundesliga spielen können. Das ist eine andere Mannschaft, wir sind komplett anders aufgestellt“, sagt Kessler, der über Europa noch nicht nachdenken will, sondern erst, „wenn wir nach 34 Spieltagen unter den ersten sechs sind. Das ist noch ein weiter Weg. Es macht einfach keinen Sinn, vorher in die Richtung zu gehen. Wir wissen, wo wir herkommen“.
Und das ist eben aus einer Zitterpartie. Bis zum Saisonfinale in Kiel musste der FC im Mai vergangenen Jahres um den Klassenerhalt bangen. Gedanken an den europäischen Wettbewerb hatte damals im Kölner Umfeld natürlich keiner. „Wir sollten mit der Situation sehr demütig umgehen. Uns hätte doch vor der Saison keiner zugetraut, zum jetzigen Zeitpunkt 28 Punkte zu haben“, sagt Kessler. „Wir haben aber viele kluge Köpfe in der Mannschaft, die das richtig einordnen.“
Darunter auch der Trainer. Steffen Baumgart selbst will sich keine Gedanken über Europa machen – zumindest vorerst. „Wenn die Leistung so bleibt, wenn die Ergebnisse so bleiben, dann werden wir gewisse Sachen nicht aufhalten können, aber wir werden nicht darüber reden“, sagte der Coach. „Das überlassen wir dann gerne anderen. Jetzt bleiben wir mal entspannt.“ Mit 28 Punkten kann er das zum jetzigen Zeitpunkt auch.
Doch die Saison ist noch lang und die Liga spannend wie lange nicht mehr. „Wir können in dieser Liga gegen jede Mannschaft gewinnen, aber auch gegen jede Mannschaft verlieren“, sagt Kessler. Zum Beispiel gegen die Bayern am kommenden Samstag (15.30 Uhr, Sky). Obwohl der Rekordmeister vom Coronavirus stark gebeutelt ist, wären drei weitere Punkte eine große Überraschung. Und zugleich neuer Zündstoff für Kölner Europa-Träume.