Fehlstart des 1. FC Köln FC dient Niederlage gegen Hoffenheim als Mutmacher
Köln · Der 1. FC Köln hat gegen Hoffenheim die dritte Niederlage im vierten Saisonspiel kassiert. Nach nur einem Punkt aus vier Partien wähnt Trainer Steffen Baumgart sein Team jedoch nicht in der Krise.
In der Linie 13 den Kölner Gürtel von der Aachener Straße in Richtung Luxemburger Straße herunter war es recht ruhig, zu ruhig jedenfalls für diese Zeit an einem Samstagabend, nicht einmal zwei Stunden nach einem Spiel des 1. FC Köln. Es hatten nicht wenige Fans des Clubs die Plätze und den schmalen Gang der Straßenbahn mit Leben gefüllt, doch so richtig lebendig war es dann doch nicht. Die Stimmung: ausnehmend ernüchtert, gedrückt, auch geprägt von Unentschlossenheit. Einer jedoch hob sich von der Masse ab, die wie zuvor im Stadion weiße Trikots oder T-Shirts trug, um den 100. Geburtstag des Müngersdorfer Stadions ordnungsgemäß zu feiern.
Nicht nur, dass Werner Spinner keine weiße Oberbekleidung wählte, sondern ein blaues Hemd und Jackett bevorzugte, nein, der frühere FC-Präsident (2012 bis 2019) lächelte. Dabei hatte er ebenso wie Tausende andere, die es mit dem Club halten, eine Auseinandersetzung in Müngersdorf erlebt, die tatsächlich Anlass bietet zu einem gewissen Zwiespalt in der Bewertung. Die Kölner hatten ein Spiel verloren, mit 1:3 gegen die TSG 1899 Hoffenheim, und damit das dritte von vieren in der noch jungen Saison. Das ist natürlich beunruhigend. Einerseits. Das Angebot, das die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart über 90 Minuten abgab, konnte sich andererseits durchaus sehen lassen. Vielleicht hatte Spinners Laune auch deswegen nicht übermäßig gelitten, Als er an der Zülpicher Straße ausstieg, schmiss er einem Fan wie hoch droben vom Karnevalswagen noch rasch ein weißes Jubiläums-Shirt zu. Der Fan strahlte nun doch, Spinner lächelte unverdrossen.
Gutes Spiel, schlechtes Ergebnis
Weniger zu Heiterkeit zumute war den Protagonisten des Duells in der Sonne Müngersdorfs. „Wir haben ein Scheiß-Ergebnis“, fand Baumgart gewohnt deutliche Worte, „aber alles andere passt.“ Diese Meinung hatte der 51-Jährige tatsächlich nicht exklusiv, denn in fast allen relevanten Statistiken lag seine Elf gegenüber den formidabel besetzten Kraichgauern vorn. Das Ergebnis jedenfalls spiegelt die Leistungsverhältnisse nur unzureichend wider. In der relevantesten Statistik jedoch, derjenigen der Resultate, steht insgesamt nur ein Punkt auf der Habenseite, das, findet Baumgart, „ist zu wenig. Auch zu wenig für das, was die Jungs leisten“.
Der Trainer hatte ja unter der Woche den, wenn man so will, Nichtangriffspakt seiner Spieler in Frankfurt stark und emotional kritisiert. Mit diesem Fußball der Verweigerung kann er sich partout nicht anfreunden, selbst wenn der zu Zählbarem führt. Er veranlasste seine Spieler, ihre Stärken, ihre Aggressivität, ihren Mut nicht im Spind zu lassen. Die Sinne waren also geschärft für den Baumgart’schen Fußball der Aktivität. Und die Kölner Profis setzten die Vorgaben gegen die TSG um. Auch deshalb wähnt Baumgart sein Team nicht in einer Krise nach dem Fehlstart. Zumindest nicht in einer fußballerischen. Zur größeren Beunruhigung führt diese Ergebniskrise in Köln jedenfalls nicht. Selbst wenn die letzte Konsequenz und Gier im Abschluss, die Genauigkeit beim letzten Zuspiel fehlten.
Erster Gegentreffer nach 49 Sekunden
Die Baumgart-Spieler boten wieder viele Dinge, die Baumgart-Spieler in der Regel bieten. Einig waren sich die Spieler und Verantwortlichen jedenfalls, „ein gutes Spiel“ erlebt zu haben. Thomas Kessler lobte die Reaktion der Mannschaft nach dem 0:1 nach exakt 49 Sekunden durch Andrej Kramaric – „das war genau der Weg, den wir gehen wollten“, befand der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. Auch den Profis hat der eigene Vortrag durchaus zugesagt und sie ermutigt, nun den ersten Saisonsieg bei Werder Bremen in Angriff zu nehmen. Die Spieler sprachen von „einer Riesen-Energie auf dem Platz“ (Kapitän Florian Kainz), von selbst erzeugter „Wucht“ (1:3-Torschütze und bester Kölner Davie Selke). Dass dem FC nun also droht, die Haltestelle zum Umstieg in die Bahn zum eigentlichen Ziel zu verpassen (40 Saisonpunkte), das schien am Samstag trotz aller Ergebnis-Tristesse nicht realistisch.
Kölner Lob für Hoffenheimer Traumtore
Zumal zwei der drei Gegentreffer in allen relevanten Saisonrückblicken vorkommen dürften, das vorentscheidende 3:0 der Hoffenheimer durch den wuchtigen Präzisionsschuss von Maximilian Beier (52.), insbesondere aber das 2:0 – in einer Phase, da Köln die Partie deutlich bestimmte und dem Ausgleich nahe war – durch Feingeist und -fuß Florian Grillitsch. Nach einer missglückten Abwehraktion des weit aus seinem Tor geeilten Marvin Schwäbe und einem vorangegangenen Fehlpass von Denis Huseinbasic nahm der österreichische Nationalspieler aus 55 Metern Maß, seine wie ein Pinselstrich Caravaggios in den Kölner Himmel gezauberte Bogenlampe senkte sich butterweich ins Netz (28.). Was selbst die Kölner in tiefes Staunen versetzte. „Es hat die Mannschaft gewonnen mit den Toren, wo man sagen kann: Wow. Aus 55 Metern den Ball mit einem Kontakt ins Tor zu schießen – Chapeau“, sagte Kessler. „Auch das 3:0 war ein Traumtor.“
Traumtore, die für die gewaltige Offensiv-Qualität der Hoffenheimer sprechen, von der die Kölner in der Breite nicht zehren können. Das ließ auch Timo Hübers in seine Bewertung der Partie einfließen. Wenn man sich eine Zusammenfassung anschaue und „die Tore mal rausschneidet, kommt man nicht darauf, dass Hoffenheim das Spiel gewonnen hat“, sagte der FC-Abwehrchef. „Aber diese drei Szenen gehören leider dazu.“