Stiftung des 1. FC Köln FC holt ukrainische Frauenmannschaft von ukrainischer Grenze nach Köln

Köln · Die Stiftung des 1. FC Köln hat eine geflüchtete Frauenmannschaft von der ukrainischen Grenze aus nach Köln geholt. Am Donnerstagvormittag verfolgte das Team das Training der FC-Profis am Geißbockheim.

 Gemeinsam gegen den Krieg: Die Profis des 1. FC Köln und die Frauenmannschaft des ukrainischen Clubs FC Kryvbas.

Gemeinsam gegen den Krieg: Die Profis des 1. FC Köln und die Frauenmannschaft des ukrainischen Clubs FC Kryvbas.

Foto: FC

Mit 16 Jahren kam Artur Podkopayev aus der Ukraine nach Deutschland. Zuvor hat er in seinem Heimatland bei der Jugendmannschaft des FC Kryvbas gespielt. Die Stadt des Fußballvereins Kryvyi Rih liegt im südlichen Zentrum der Ukraine. Seit Kriegsausbruch stand Podkopayev unentwegt in Kontakt zu seinem Heimatverein, um sich nach den Menschen dort zu erkundigen. Zusammen mit Sportdirektor Yevhenii Arbuzov entstand schnell die Idee, die Mannschaften in Sicherheit zu bringen. „Der Plan war eigentlich, dass wir die erste Herrenmannschaft hier herüberholen. Das hat aber leider nicht geklappt. Dann hatten wir die Idee mit der Frauenmannschaft“, so Dolmetscher Podkopayev am Donnerstagvormittag am Geißbockheim.

Podkopayev nahm daraufhin Kontakt mit dem 1. FC Köln und seiner Stiftung auf, nachdem er zuvor eine E-Mail an verschiedene Vereine versendet hatte. Für Thorsten Friedrich von der FC-Stiftung war klar, dass alles Mögliche versucht würde, um zu helfen. „Als Profifußballverein haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung“, so Friedrich. Die Betreuung des Teams wird neben der FC-Stiftung mit dem Karnevalsverein Goldene Jungs und dem Verein Blau-Gelbes Kreuz organisiert.

Bei Kriegsbeginn auf dem Weg ins Trainingslager

Die Frauen des FC Kryvbas spielen in der ersten ukrainischen Liga und belegen dort aktuell den dritten Platz. Kurz vor Weihnachten fand ihr letztes Spiel statt. Bei Kriegsbeginn war das Team im Bus auf dem Weg in die Türkei ins Trainingslager unterwegs. „Die Mannschaft wollte nächstes Jahr in die Champions League – und dann passiert das. Sie haben einen Anruf bekommen, dass sie umkehren sollen, weil der Flughafen bombardiert wurde“, so Podkopayev. Anschließend folgte ein zweiwöchiger Aufenthalt in einem Hotel. „Wir haben im Bus drei laute Explosionen gehört. Im Hotel sollten wir bei jeder Sirene in den Keller laufen, um uns vor den Bomben zu schützen. Die Situation war katastrophal. Als wir gehört haben, dass wir nach Köln kommen können, waren wir alle sehr erleichtert“, so die 22-jährige Kapitänin Anna Ivanova.

Nach Absprache mit der FC-Stiftung wurde die Gruppe von rund 40 Menschen, darunter Kinder, vom Betreuerstab an der polnisch-ukrainischen Grenze in Empfang genommen. „Dann hieß es, die Flucht quer durch die Ukraine läuft, und dann sind wir innerhalb von 24 Stunden mit einem Bus in die geschützte Grenzregion hinter Medyka gefahren. Es waren zuerst ein paar Verhandlungen nötig, dass die Frauen dann in unseren Bus durften. Der einfache Übergang mit sämtlichen Materialen hat leider nicht funktioniert. Aber zu Fuß mit sehr viel Aufwand durfte das Team dann hinter die Grenze“, erklärte Thorsten Friedrich von der FC-Stiftung. Nach 15 Stunden Busfahrt kam die Mannschaft am Dienstag um kurz vor Mitternacht in Köln an. „Alle haben so gut mitgeholfen. Das konnte ich nicht glauben,“ so Podkopayev.

„Wir wissen nicht, was morgen passiert“

Bevor die Mannschaft von Trainerin Alina Stetenco am Donnerstagvormittag das Training der FC-Profis verfolgte, wurde ein gemeinsames Bild beider Teams mit dem Aufruf zum Kriegsabbruch gemacht. „Es ist schwierig, momentan an Fußball zu denken, weil wir nicht wissen, was morgen passieren wird“, so die 17-jährige Spielerin Inna Hlushenko. Nach dem FC-Training folgten eine eigene kleine Trainingseinheit sowie ein gemeinsames Mittagessen. Nun soll dem Frauen-Team ein regelmäßiger Trainingsbetrieb ermöglicht werden. Wie lange sich die Mannschaft in Köln aufhalten wird, ist ungewiss. Viele Familien der Spielerinnen befinden sich noch in der Ukraine. „Es ist schwer, über Emotionen zu sprechen, weil die Situation in der Ukraine nach wie vor schwierig ist“, so Sportdirektor Arbuzov.

Auch FC-Spieler Jannes Horn zeigte sich am Ende seiner Trainingseinheit betroffen. „Es ist eine schöne Geste des ganzen Vereines. Wenn man so in die Gesichter von den Frauen schaut, dann kann man sehen, dass es ihnen alles andere als gut geht. Es gibt nichts Wichtigeres als Frieden und Gesundheit auf der ganzen Welt. Da ist Fußball nichts gegen.“

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