Überzeugendes Spiel bei den Bayern 1. FC Köln geht den nächsten Entwicklungsschritt

Bonn · Der 1. FC Köln zeigt beim 1:1 in München eine gute und reife Leistung. Gegen den Tabellenletzten Schalke will die Baumgart-Elf nun als Favorit liefern.

 Einen kämpferisch starken Auftritt lieferte der FC mit Nikola Soldo (rechts) in München ab (links, Eric Maxim Choupo-Moting).

Einen kämpferisch starken Auftritt lieferte der FC mit Nikola Soldo (rechts) in München ab (links, Eric Maxim Choupo-Moting).

Foto: dpa/Sven Hoppe

Dass dieser lästige Schweinehund bereits in der Studentensprache des 19. Jahrhunderts als grobes Schimpfwort seinen festen Platz hatte, dürfte für die meisten Menschen der Gegenwart von geringem Interesse sein. Für sie gilt es einzig, in bestimmten Lebenslagen diesen inneren Gegner zu überwinden. Die Protagonisten des 1. FC Köln erwecken jedoch gerade nicht den Eindruck, als sei die für die Ausübung ihres Berufs unerlässliche Selbstdisziplin ein unliebsamer Begleiter, den es abzuschütteln gilt. Ihre Motivation kommt von innen. Oder wie es Benno Schmitz schmucklos formulierte nach dem überraschenden 1:1 beim FC Bayern: Jeder haue alles raus, jeder habe Spaß am Fußball, und vor allem: „Spaß am Laufen.“

Gelaufen waren die Kölner tatsächlich mal wieder, als wäre ein Morgen Lichtjahre entfernt. Was wiederum gegen den Branchenriesen dazu führte, dass sich die Kraft mit jedem umgewühlten Zentimeter Boden aus den Körpern der Spieler verabschiedete. Letztlich blieb der Mannschaft von Steffen Baumgart nicht mehr viel übrig, als sich wie ein Treck Siedler auf dem Oregon Trail vor einer Übermacht Indianer oder weißer Banditen in einer Wagenburg zu verschanzen. Und zu hoffen, dass es irgendwie gut gehe. Lange, sehr lange ging es gut für die Kölner nach dem frühen Tor von Ellyes Skhiri (4.). Bis dieser kleine Häuptling vom Stamm der Bayern, Joshua Kimmich, aus 30 Metern Maß nahm und den Ball erbarmungslos im Kölner Kasten unterbrachte (90.).

FC zieht sich gegen Bayern nach der Pause zurück

Es war der gerechte Ausgleich in einem Spiel, in dem der FC seinem Anspruch uneingeschränkt gerecht wurde. So war das Team im Wilden Süden mit dem Mut der Eroberer angetreten, bereit zum aufopferungsvollen Kampf. Und zum Leiden. Die Anstrengungen der intensiven 90 Minuten waren nicht zu übersehen. In der zweiten Halbzeit sei es extrem schwer gewesen, sagte der gebürtige Münchner Schmitz, „und wir hatten kaum noch Szenen, in denen wir hoch pressen konnten. Da haben uns die Bayern komplett erdrückt“.

Dass sich die Kölner zurückzogen und im Widerstand ihre Chance suchten, scheint der nächste vollzogene Entwicklungsschritt zu sein. Zur richtigen Zeit und nach einer auch spielerisch starken ersten Hälfte, in der sie dem prächtig besetzten Ensemble aus München zeigten, dass sie nicht – wie in Vor-Baumgart-Zeiten – gewillt waren, gegen Top-Teams nur Reaktion zu zeigen statt Aktivität und Aktion, schalteten sie um. Der Attacke-Modus der offensiv ausgerichteten Gäste wich dem Widerstand, bestens organisiert von einer bärenstarken Mittelachse mit Mittelfeldspieler Skhiri, einziger Sechser gegen die Bayern, sowie dem neuen Abwehrduo Jeff Chabot und Nikola Soldo.

Köln kann mit jeder Mannschaft der Liga mithalten

Baumgart erkannte die Notwendigkeit des Rückzugs, wies jedoch auch darauf hin, dass man nicht mehr in der Lage gewesen sei, „nach vorn zu spielen, weil die Bayern es zu gut gemacht haben“. Im weiteren Ausbau und in der Schärfung der Möglichkeiten liegt nun die Aufgabe des Trainers, das hatte er selbst erneut in München betont. „Wir schauen, dass wir uns weiterentwickeln, damit wir es beim nächsten Mal noch einen Tick besser können.“

Die nächste Stufe ist mit dem Spiel beim Rekordmeister jedenfalls schon mal erklommen. Wieder haben die Kölner gezeigt, dass sie mit jeder Mannschaft der Liga mithalten können. In der Hinrunde rang der FC Dortmund spektakulär nieder (3:2). Gegen die Spitzenteams Leipzig (1:1) und Frankfurt (1:1) holte er auswärts jeweils einen Punkt. Und selbst bei der Heimniederlage gegen Leverkusen (1:2) war er dem Sieg näher. „Es ist die Fortsetzung vom letzten Jahr“, sagte Schmitz jetzt, „wir verstecken uns nicht vor Mannschaften wie Bayern.“

Das kommende Wochenende wird für die Kölner eine weitere Umstellung bereithalten, denn in der Partie bei dem fast schon abgeschlagenen Tabellenletzten Schalke 04 stellen sie sich nach der Form zum Jahresauftakt als Favorit vor. Gegen schwächer aufgestellte Mannschaften tat sich der FC bislang mitunter schwer. Doch auch hier zeigt sich, zumindest mental, eine weitere Entwicklung. Dejan Ljubicic stellte klar: „Am Sonntag wollen wir gegen Schalke gewinnen.“ Das Selbstbewusstsein wächst.

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