1. FC Köln gegen Bayern FC ist am letzten Spieltag das Zünglein an der Waage

Bremen/Bonn · Der 1. FC Köln hakt das 1:1 in Bremen ab und freut sich auf den Saisonausklang gegen die Bayern. Mit einem Sieg will die Baumgart-Elf die Münchner auf dem Weg zum Titeln ärgern.

 Der Führungstreffer durch Steffen Tigges (2.v.l.) reichte dem FC immerhin zu einem 1:1 in Bremen.

Der Führungstreffer durch Steffen Tigges (2.v.l.) reichte dem FC immerhin zu einem 1:1 in Bremen.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

In der Schlafforschung herrscht die feste Annahme vor, anderthalb bis zwei Stunden Tiefschlaf benötigten Erwachsene, um sich zu erholen. Bei einer Schlafdauer von acht Stunden. Hochgerechnet auf die 90 Minuten in Bremen, haben die Spieler des 1. FC Köln also keine wirkliche Erholung erreicht. Dabei hatten sie doch einiges dafür getan, die Regeneration sämtlicher Körperzellen anzuregen und das Immunsystem stärken. „Zehn Minuten waren wir im Tiefschlaf“, befand Jonas Hector nach dem 1:1 gegen Werder an der Weser, was schade gewesen sei, „denn so haben wir keine drei Punkte mitgenommen“.

Zehn Minuten, in denen die Kölner tatsächlich sehr schläfrig wirkten, brachten sie um den Eindruck, drei Ligaspiele in Folge gewonnen zu haben. Zudem wäre es der vierte Auswärtserfolg hintereinander gewesen, die Einstellung eines Vereinsrekordes. Dieses Kunststück hatte der FC zuletzt 1992 unter Jörg Berger möglich gemacht. Zehn Minuten, in denen sich ein Eindruck verfestigte, den Thomas Kessler später derart beschreiben sollte: Grundsätzlich sei es ein gutes Auswärtsspiel gewesen, befand der Leiter der Kölner Lizenzspieler-Abteilung, „aber leider kein sehr gutes. Wir hatten im Laufe der zweiten Halbzeit eine Phase, in der wir nicht mehr konsequent angelaufen sind und in der wir nicht mehr nach vorn gespielt haben. Dadurch haben wir Bremen zurück ins Spiel kommen lassen“. Dabei hatte die Baumgart-Elf zuvor den Anschein erweckt, trotz des bereits länger feststehenden Klassenerhalts nicht einen Millimeter abzuweichen von dem Vorhaben, auch die letzten Spiele im Sinne des Sports und der Fairness mit größtmöglichem Eifer und Einsatz zu bestreiten. Die Kölner, nicht bereit nachzulassen auf der Zielgeraden der Spielzeit, beherrschten vor allem vor der Pause Gegner und Raum, die Führung durch Steffen Tigges (35.) war folgerichtig. Doch nach dem Wechsel, insbesondere in der von Hector erkannten Tiefschlafphase, habe man, wie Baumgart befand, „den Faden verloren“. Auch der Ausgleich durch Romano Schmid (73.) nach einigen guten Chancen der Bremer war schlüssig.

Baumgart nimmt Hector in Schutz

Der Punkt stellte Werders weiteres Mitwirken in der Erstklassigkeit endgültig sicher. „Es ist schön, dass sich beide Vereine in der nächsten Saison in der Bundesliga wiedersehen“, sagte Baumgart. Das Gestern allerdings hakte er dann doch nicht so schnell ab, der Gegentreffer nach einem Einwurf und einer Kopfballverlängerung war vermeidbar. Hector selbst zeigte sich am zweiten Pfosten zu unschlüssig in seiner Vorgehensweise. Ein vermeintlich achtloses Mitwirken seines Kapitäns konterte Baumgart ganz nach seiner Art: „Der Ball geht als Bogenlampe rein an den zweiten Pfosten. Da steht dann einer blank und wenn ihr da wollt, dass der Jonas Hector da verteidigt, dann muss ich sagen, ihr seid im falschen Film. Da stellt sich keiner hin und deswegen gibt es auch kein Problem“, sagte der 51-Jährige etwas schnippisch. „Bremen hat ein Tor gemacht zum 1:1 und das ist okay.“

Hector selbst beschäftigte sich nicht allzu sehr mit der Möglichkeit einer vertanen Chance. Er ist längst mit Schwung eingebogen auf die Zielgeraden seiner Laufbahn. Das Spiel am kommenden Samstag gegen Bayern München wird sein letztes sein auf höchstem Niveau. Dass der Auftritt gegen den amtierenden Meister, der nach dem Spiel seinen Titel an Borussia Dortmund weiterreichen könnte, von besonderer Bedeutung sein könnte, nimmt Hector mit der Gelassenheit der Reife. Es gebe Schlimmeres, als „am letzten Spieltag das Zünglein an der Waage zu sein“, sagte der frühere Nationalspieler, der just an dem Tag des Duells mit der Branchengröße 33 Jahre alt wird. „Wir wollen das Spiel auf jeden Fall gewinnen und uns mit einem Sieg von den Fans verabschieden.“ Seine eigene letzte Amtshandlung in der Bundesliga betrachtet er nüchtern. „Gerade habe ich noch keine Wehmut, wenn ich an das Karriereende denke.”

Baumgart fühlt sich urlaubsreif

Zumindest das Saisonende sehnt Baumgart herbei. „Urlaubsreif“ sei er, und „ich habe auch keine Lust mehr“, sagte er in seiner launigen Art über den nahenden Schlussgong. Tatsächlich ist ein Baumgart ohne Lust, selbst nach einer anstrengenden Ligarunde, nur schwer vorstellbar. Er überträgt diese unbedingte Gier auf seine Mannschaft, die zuletzt nicht wirkte, als leide sie unter einem akuten Spannungsabfall. Ausgenommen die zehn Minuten in Bremen.

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