Kurze Pause vom Karneval FC richtet vollen Fokus auf die Partie in Stuttgart

Köln · Nach den Partys der vergangenen Tage ist der 1. FC Köln auf Dienstreise in Stuttgart. Beim VfB will das Baumgart-Team auch in der Bundesliga feiern – nach einem Sieg.

Antiker Held im Kettenkostüm: Steffen Baumgart mit seiner Frau Katja auf der FC-Karnevalssitzung.

Antiker Held im Kettenkostüm: Steffen Baumgart mit seiner Frau Katja auf der FC-Karnevalssitzung.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Vielleicht ist Steffen Baumgart auch mal ganz froh, da rauszukommen. Und wenn es nur für einige Stunden ist. Einfach mal dem Karneval entfliehen in der Stadt, und deutet man die Sätze des Kölner Trainers richtig, dann darf man schon eine gewisse Erleichterung darin erkennen. Er sei „noch in der Gewöhnungsphase“, sagte der gebürtige Rostocker und zog damit ein Zwischenfazit der Feierlichkeiten, die ja mit dem 3:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt einen ordnungsgemäßen Startschuss erhalten hatten. Am Montag folgte die jecke Geburtstagsfeier zum 75. in der Lanxess-Arena, am Dienstag ging es dann auf der FC-Karnevalssitzung im Maritim Hotel feucht-fröhlich weiter. Die Partywoche des FC, der nicht nur als Karnevalsverein in den Stadien des Landes spöttisch besungen wird, sondern seit einigen Jahren auch offiziell einer ist. Der Club wird als förderndes Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval von 1823 geführt.

Baumgart war natürlich mittendrin statt nur dabei im bunten Treiben, der T-Shirt-Allwetter-Trainer schwitzte als antiker Kämpfer unterm Kettenhemd. Kühlte sich mit Kölsch ab und bezeichnete seine Erfahrungen in diesen Tagen als „interessant, man erlebt jeden Tag etwas Neues“. So könnte es bis zum karnevalistischen Höhepunkt an Rosenmontag weitergehen, wenn einige Abgesandte wie Baumgart auf einem Wagen im Zoch den FC repräsentieren. Feiern ohne Ende also nach einem höchst erfolgreichen Start in das Jahr, der neun Punkte aus fünf Spielen ohne Niederlage und Platz elf bereithielt. Wenn da nicht der Karnevalssamstag wäre, an dem die Kölner im Schwabenland weilen, um sich beim VfB Stuttgart zu präsentieren (15.30 Uhr/Sky).

Wehrle stärkt Labbadia den Rücken

Nun soll aber keiner vermuten, dass sich dort im Umfeld der Mercedes-Benz-Arena alles nur um die Kehrwoche dreht. Denn dort, in Bad Canstatt, ist eine Karnevalshochburg der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet angesiedelt. Gefeiert wird also auch dort, allerdings bieten die sportlichen Voraussetzungen, die der heimische VfB da gerade bietet, kaum einen hinreichenden Anlass dazu. Auch unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia als Nachfolger von Pellegrino Matarazzo (jetzt Hoffenheim) sind die Stuttgarter festes Ensemblemitglied der Gefahrenzone, haben nur zwei Punkte aus fünf Spielen mit dem früheren Leverkusener an der Seitenlinie geholt. Folge: Platz 17, direkter Abstiegsplatz. VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle reagierte verständnislos nach jüngsten Fragen zu Labbadias Zukunft beim VfB. Er sagte, „wir haben sehr gute individuelle Spieler. Jetzt gilt es, daraus ein Team zu formen“. Da sei Bruno auf einem richtig guten Weg. Und, natürlich: „Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass wir mit Bruno die Klasse halten.“ Die Stuttgarter Misere macht der frühere Kölner Geschäftsführer auch daran fest, „dass die Jungs sich nicht belohnen“. Gute Ansätze jedenfalls hat er schon ausgemacht, die Mannschaft agiere als Team und „ist defensiv stabil“.

Karnevalssitzung des 1. FC Köln - Bilder
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Bilder von der Karnevalssitzung des 1. FC Köln

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Das lässt sich auch vom kommenden Gegner behaupten, der mit lediglich zwei Gegentoren die beste Abwehr der Liga in diesem Jahr stellt. Dass die von Baumgart bevorzugte Viererkette nun jedoch erneut eine Veränderung erfährt, ist natürlich nicht günstig, denn mit Timo Hübers fehlt der in den vergangenen Wochen sehr überzeugende Abwehrchef wegen seiner fünften Gelben Karte aus dem Spiel gegen Frankfurt (3:0). Als Drama darf man dies aber nicht werten, da in Jeff Chabot der zweite Innenverteidiger seine Klasse gerade regelmäßig offenbart. An seiner Seite wird wohl Nikola Soldo verteidigen, der eine Stuttgarter Vergangenheit mitbringt, in der Stadt geboren wurde. Sein Vater Zvonimir, später Trainer des FC, spielte damals beim VfB als Profi. Heute ist der Sohn 22 Jahre alt und selbst Berufsfußballer, dem Baumgart attestiert, „einen sehr guten Weg“ gemacht zu haben, „gerade in der Wintervorbereitung“.

Ljubicic und Selke stehen wieder im Kader

Der Trainer hatte am Dienstag die Parole für die Karnevalsparty ausgegeben: „Immer nach vorn und Vollgas“, sagte er, „so wie immer bei uns. Nicht am Glas, aber hart dabei sein.“ Um gegen den VfB, den Baumgart auf „Augenhöhe“ wähnt, bestehen zu können, hat er auf eine Tradition im Kölner Grüngürtel verzichtet. Das Karnevalstraining im Kostüm fiel aus, um auch hier dem Motto folgen zu können: Vollgas beim VfB. Eine kleine Partyunterbrechung stärkt schließlich die Abwehrkräfte seines Kaders, in den Dejan Ljubicic (Infekt) und Davie Selke (Knieprobleme) zurückkehren. Baumgart sprach mit Blick auf die Kölner Karnevalsfeierlichkeiten von einer „sehr schönen Sitzung. Am Samstag schauen wir mal, wie wir es verkraftet haben“, sagte er Mitte der Woche: „War lang gestern.“ 

Unliebsame Erfahrungen in Bad Canstatt hatte der FC bereits am letzten Spieltag der Vorsaison gemacht, an dem er 1:2 unterlag. Die Stuttgarter hielten dadurch die Klasse. Daher bleibt auch vor diesem Aufeinandertreffen eine Warnung nicht aus. Den Blick auf die Tabelle gilt es für Baumgart zu vernachlässigen, wenn man es individuell betrachte, sei die „Kaderstärke ähnlich“. Dennoch wolle man „nach vorn spielen und gewinnen“. Damit so kurz vor dem närrischen Höhepunkt am Rosenmontag nicht schon Aschermittwochsstimmung herrscht.

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