Pokal-Aus für den FC FC scheidet nach Krimi in Regensburg aus

Köln · Der 1. FC Köln ist in der 1. Runde des DFB-Pokals ausgeschieden. Der Bundesligist verlor in einem Krimi mit 3:4 im Elfmeterschießen beim Zweitligisten Jahn Regensburg.

 FC-Torjäger Anthony Modeste blieb in Regensburg ohne Treffer.

FC-Torjäger Anthony Modeste blieb in Regensburg ohne Treffer.

Foto: dpa/Matthias Balk

Sein Handy blinkte wie verrückt. 50 Nachrichten, so berichtete Christian Keller neulich, hatte er erhalten, davon 40 aus Regensburg. Geburtstag hatte er nicht, der nach mehr als acht Jahren beim SSV Jahn Regensburg seit April nun als Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln fungiert – es musste etwas anderes geschehen sein bei all der Aufregung. Tatsächlich war seinem neuen Verein bei der Auslosung der ersten Runde des DFB-Pokals der alte als Gegner präsentiert worden. Es gibt wahrlich bessere Konstellationen. Zumal der 43-Jährige zugab, immer noch tiefgehende Zuneigung für den Jahn zu verspüren, es also „nicht das optimale Los“ ist, „weil ich Fan bin und bleibe“. Bei all den Erinnerungen an die Zeit in Bayern blieb die Professionalität bei Keller jedoch nicht im Keller verborgen. „In dem Fall muss Regensburg leider in der 1. Runde ausscheiden", sagte er bestimmt.

Die Regensburger taten ihm schließlich den Gefallen nicht. Und zumindest für diesen Samstagnachmittag musste das Jahn-Fan-Dasein ruhen. Die Kölner scheiterten in einem Krimi mit 3:4 im Elfmeterschießen an Kellers Ex-Team, nachdem nach Verlängerung beim 2:2 (2:2, 1:2) kein Sieger gefunden wurde. Der eingewechselte Kingsley Ehizibue hatte den entscheidenden Elfmeter verschossen. Dabei war es ein Déjà-vu für beide Teams. Und wie vor anderthalb Jahren setzte sich der Zweitligist in der Entscheidung vom Punkt aus durch. Neben Ehizibue zeigte Jeff Chabot Nerven. Dejan Ljubicic, Linton Maina und Jan Thielmann verwandelten ihre Schüsse. „Heute ist es richtig scheiße, sportlich wie wirtschaftlich“, räumte Keller nach dem Ausscheiden ein. „Dieses Spiel darf gar nicht ins Elfmeterschießen gehen. Wir hatten fünf, sechs, sieben Chancen gegen einen Gegner, der aufopferungsvoll kämpft.“

Nur zwei Neue in Startelf

Der Kölner Coach Steffen Baumgart beorderte nur zwei Neuzugänge in die Kölner Startelf. Neben Anthony Modeste, der die Kölner ja noch verlassen könnte, stürmte Sargis Adamyan. Auf der linken Seite verteidigte Kristian Pedersen für Jonas Hector, der körperlich noch nicht auf dem höchsten Level ist. Modeste übernahm die Kapitänsbinde für den Ex-Nationalspieler. Ansonsten vertraute der Trainer auf das Stammpersonal und die Leistungsträger der vergangenen Saison.

FC scheidet in Regensburg aus
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Nach einer Schweigeminute für den verstorbenen Uwe Seeler fanden die Gäste mit dieser Aufstellung zunächst ganz gut in die Partie. Lange hielt die bestimmende Phase jedoch nicht vor. Prince Osei Owuso hatte Muße genug, den Ball in die Mitte zu passen, Joshua Mees tauchte völlig frei wie beim Elfmeter vor Timo Horn auf, doch warum er diesen Ball vorbeischoss, lässt sich auch nach eingehender Analyse nicht ohne weiteres feststellen. Eine sogenannte 100-prozentige Chance (15.). Ein Zeichen für die Regensburger, die seit zwei Wochen im Ligabetrieb spielen, den Erstligisten besiegen zu können. Mehr und mehr freundeten sie sich mit dem Spiel an, während die Baumgart-Elf zunehmend fehlerhaft agierte.

Die Kölner luden die Gastgeber weiterhin ein. Dejan Ljubicic ließ auf der rechten Kölner Seite Leon Guwara so viel Raum wie in der Weite des Weltraums, die Flanke des Jahn-Profis kam scharf, zumindest für Jeff Chabot zu scharf, der sich klein machte und Andreas Albers völlig frei köpfen ließ. Horn konnte dem Ball nur noch hinterherschauen – das verdiente 1:0 für den Zweitligisten (18.).

Dem Vorteil des Mehr an Wettkampfpraxis hatten zwar sowohl FC-Trainer Baumgart als auch Jahn-Coach Mersad Selimbegovic nicht allzu viel Wert beigemessen, doch offensichtlich war, dass die Kölner in allen Mannschaftsteilen zunächst Schwierigkeiten bei der Orientierung als auch beim Zweikampfverhalten hatten. Über schnelle Konter gegen aufgerückte Kölner, lange Bälle und viele Flanken setzte der Zweitligist den Bundesligisten vermehrt unter Druck. Baumgart stellte um, zog Adamyan zurück ins rechte Mittelfeld und stärkte mit Ljubicic als zweiter „Sechser“ die Mittelfeldzentrale. Allein: viel besser wurde es nicht. Die Regensburger kamen über die starke linke Flanke immer wieder zu gefährlichen Kontern, setzten Nadelstiche, die die Kölner tief piksten.

Schwache erste Hälfte des FC

Der zweite Treffer lag in der vielzitierten Luft, und er fiel – für Regensburg. Ellyes Skhiri trat im Mittelfeld am Ball vorbei. Chabot orientiert sich weg von Owusu, der den Pass stilsicher vollendet (27.). Zu behaupten, das neue Kölner Abwehrduo mit Hübers und Chabot hätten sich bereits gefunden, wäre mehr als verwegen. Allein Owusu narrte die beiden ein ums andere Mal vor 15 000 Zuschauern im Jahnstadion.

So musste schon eine Solovorstellung der Kölner herhalten, um wieder zurück in die Partie zu finden. Nur eine Minute nach dem neuerlichen Rückschlag legte Adamyan auf Uth ab, der Porzer – mit Sinn und Gefühl für das Schöne – traf per Volleyschuss unhaltbar in den Winkel (28.). Die erste zwingende Aktion des FC führte also zum ersten Pflichtspieltor der Saison. Beruhigung brachte das zunächst nicht ins Kölner Spiel, der Jahn blieb dran. So verpasste Owusu eine Hereingabe des auf und davon flitzenden Mees nur, weil Hübers mit der Fußspitze noch an den Ball kam (42.).

Baumgart schien mit seiner lauten Stimme die Spieler erreicht zu haben, denn die kamen mit Aggressivität, Zug in die gegnerische Hälfte und Ordnung zurück auf den Platz. Schließlich hatte der Trainer zuvor deutlich gemacht: „Ich möchte nach Berlin.“ Dass der Weg von fünf Siegen bis zum Pokal-Finalort schon in Regensburg enden sollte, wollten die FC-Profis nicht akzeptieren. So zischte zunächst Schmitz‘ Weitschuss hauchzart am Pfosten vorbei (50.), ehe eine immer länger werdende Flanke von Kainz knapp den Jahn-Kasten verfehlte (53.). Mit der Hereinnahme von Jan Thielmann für Adamyan und Hector für Pedersen, der nur einmal bei einer gefährlichen Flanke kurz vor dem Wechsel positiv auffiel, wollte Baumgart das Spiel weiter in die gegnerische Hälfte verlagern. Es gelang, selbst wenn Regensburg bei langen Bällen immer wieder Verwirrung in der Kölner Defensive entfachte.

Doch der FC hielt das Tempo hoch. Und kam durch Ljubicic zum Ausgleich. Uth hatte den Ball durchs Mittelfeld getrieben und Florian Kainz in Szene gesetzt. Der Pass des Österreichers erreichte seinen mitgelaufenen Landsmann, der den Ball elegant an Jahn-Torwart Dejan Stojanovic vorbeischob (63.). Dann fand der Kopfball des freistehenden Uth nicht den Weg ins Ziel (75.). Es zeigte sich, dass die Gäste eine erneute Verlängerung vermeiden wollten wie im Achtelfinale des Wettbewerbs vor anderthalb Jahren. Damals schied der FC schließlich im Elfmeterschießen aus.

Köln behielt die Kontrolle. 13:3 Torschüsse und rund 67 Prozent Ballbesitz – die zweite Hälfte ging nach schwachem ersten Durchgang klar an die Baumgart-Elf. Uth hatte noch zwei gute Chancen (86./88.), ehe Modeste in der Nachspielzeit mit einem Kopfball nach Uth-Freistoß die Latte touchierte. Doch die Verlängerung wartete unerbittlich – 2:2, wie im Winter 2021. Die Extraschicht für beide Teams stand erneut fest.

In der änderte sich zunächst nicht viel an der Kölner Überlegenheit. Der nach seiner Einwechslung auffällige Linton Maina scheiterte an Stojanovic (90.+4), auch der agile Thielmann verzog leicht (90.+5). Die Partie spielte sich fast nur noch in der Hälfte der Regensburger ab. Doch Köln schlug aus der Überlegenheit kein Kapital. Der FC versuchte viel, erreichte in der Verlängerung aber nichts mehr. Der Krimi ging in die nächste Runde. Im Elfmeterschießen endete das Kapitel Pokal für die Kölner.

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